Rezension von Barbara Hoppe.
Was für ein Einstand! Mit Pauken und Trompeten, mit Kuhglocke und Hammer wuchtet sich Mahlers 6. Sinfonie, „die Tragische“, durch den Konzertsaal der Universität der Künste in Berlin und beim Zuhörer setzt der Verstand aus.
Es war nicht nur ungewöhnlich, sondern auch mutig, für das Gründungskonzert des ORCHESTRE DE BERLIN dieses pompöse Werk aufzuführen. Aber es war auch eine Meisterleistung, was die jungen Musikerinnen und Musiker hier zeigten. Da wurde nichts heruntergenudelt, da war Leidenschaft in jeder gespielten Note, in jeder gezupften Saite, bei jedem Schlag vom Xylophon bis zur Pauke, von der Triangel bis zum besagten Hammer. Es reichte nur ein Blick in die Gesichter der Protagonisten, um die Hingabe an die Musik bei jedem einzelnen zu sehen. 94 Personen gaben alles, darunter acht Hörner und sechs Schlagwerke – und der Funke sprang über.
Vor zwei Jahren gründeten die Brüder Lucas und David Stiff ein eigenes Konzertmanagement, um vor allem mit jungen Künstlern zu arbeiten. Und mit dem ORCHESTRE DE BERLIN zeigen sie, wie frisch die Zukunft bei klassischen Konzerten aussehen kann. Seine Mitglieder sind Absolventen der Karajan-Akademie, Studierende der Barenboim-Said Akademie, Akademisten der Staatskapelle Berlin sowie Studierende der Universität der Künste und der Hanns Eisler Musikhochschule.
Dirigent Johannes Klumpp, der nicht nur international erfahren ist, sondern seit 2013/14 als Chefdirigent und Künstlerischer Leiter mit den jungen Musikern des Folkwang Kammerorchesters Essen arbeitet, führte das Ensemble souverän und mit sichtbarer Freude durch das gewaltige Werk. Hier stimmte einfach alles.
Am Ende sah man strahlende Gesichter auf der Bühne und ein euphorisches Publikum im Saal, der mit auffallend vielen jungen Leuten besetzt war. Wenn so die Zukunft der klassischen Musik aussieht, brauchen wir uns um sie keine Sorgen zu machen.
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