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Der neue Bestseller von Martin Suter: „Elefant“. Wissenschaft zum Fürchten mit einem Hauch von Märchen.

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Eine Feuilletonscout-Rezension von Barbara Hoppe

Der neue Bestseller von Martin Suter: „Elefant“. Wissenschaft zum Fürchten mit einem Hauch von Märchen.Berlin, großer Sendesaal des rbb. Martin Suter liest aus „Elefant“. Das Haus ist ausverkauft. Leipziger Buchmesse 2017. Martin Suter liest aus „Elefant“. Zwei Stunden später eine andere Halle an einer andren Ecke: Martin Suter liest aus „Elefant“. Jedes Mal spricht er vor vollen Rängen. Und beim Rausgehen am Abend läuft er einem wieder über den Weg. Dieses Mal ins Gespräch vertieft, ohne Elefanten, aber man sieht es dem Schriftsteller  an, dass es auch jetzt sicher wieder um das Tierchen geht.

Nachdem Prof. Mathias Jucker Martin Suter vor vielen Jahren erzählt hatte, dass es heutzutage ohne weiteres möglich sei, sogar rosa Elefanten zu erzeugen, verließ den Autor das Tier nicht mehr. Es trappelte hinter ihm her und saß auf seiner Schulter, wenn er seine Romane schrieb. Es schien ihn immerzu daran erinnern zu wollen, endlich auch einmal etwas über sein Elefantenleben zu schreiben. Schließlich gab Martin Suter nach. In „Elefant“ steigt er tief ein in die Geheimnisse der Gentechnik, ihren Möglichkeiten, Gefahren und in die Begierden, die sie weckt. Er hat die Welt der Obdachlosen kennengelernt, sich mit diesen Menschen am Rande unserer Gesellschaft lange unterhalten, über ihre Schicksale gehört und sie in Schoch, Retter und Beschützer des kleinen Elefanten, gewürdigt.

Er ist es, der eines Tages das rosa Tierchen vor sich sieht: „Ein Elefäntchen, rosarot, wie ein Marzipanschweinchen, aber intensiver. Und es leuchtete wie ein rosarotes Glühwürmchen“. Schoch hatte genug getrunken. Also musste der Elefant echt sein. Eine Entzugserscheinung war ausgeschlossen in diesem Juni 2016 vor Schochs Rückzugsort, eine Höhle nahe der Limmat. Er päppelt das Tier, gibt ihm Futter und merkt, dass es dem Kleinen damit nicht gut geht. Tierärztin Valerie soll den Elefanten retten – und erkennt die Brisanz der Lage. Es dauert nicht lange und die zwei kommen sich nicht nur näher, sondern haben auch skrupellose Genforscher und ihre Profiteure an den Hacken. Suter verschränkt hier die Erzählstränge: Rückblicke erläutern die Vorgeschichte, in der Roux, ein Genforscher, der sich mit kriminellen Chinesen verbündet, ein Tierarzt und ein Elefantenflüsterer das Feld für das außergewöhnliche Experiment bereiten.

Geschmeidig, sprachlich elegant und bildhaft lenkt uns Martin Suter durch die verwickelte Geschichte. Mitten hinein führt er uns in die Allmacht der Gentechnik, die Traurigkeit der menschlichen Schicksale, der Hoffnungen des herzerwärmend Märchenhaften und nach Thailand als Hort für Elefanten. Nach der Eleganz und Raffinesse der „Allmen“-Romane und der Kunst-Gaunerei eines Adrian Weynfeldt, nach kulinarischer Klüngelei in „Der Koch“ und der globalen Wirtschaftsverschwörung in „Montecristo“ betritt Martin Suter in „Elefant“ mit einem Ausflug in die Wissenschaft ein unbekanntes Terrain, das eine neue, ungewohnte Seite dieses großartigen Autors zeigt.

Martin Suter
Elefant
Diogenes Verlag, Zürich 2017
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Coverabbildung © Diogenes Verlag

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