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Die Kraft der Stillleben bei Vincent van Gogh

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Das Museum Barberini in Potsdam zeigt eine einzigartige Schau über den niederländischen Künstler. Rezension von Barbara Hoppe.

Sonnenblumen, ein abgeschnittenes Ohr und zum Schluss die Selbsttötung – das ist van Gogh in Kurzform. Zeit, einen fokussierten Blick aus neuer Perspektive auf den Künstler zu werfen, der 1890 im Alter von nur 37 Jahren durch einen Schuss in die Brust starb und der seinen großen Erfolg nicht mehr erleben sollte.

Diese neue Perspektive hat das Museum Barberini in seiner aktuellen Schau gefunden. Mit der ersten reinen Stillleben-Ausstellung wirft das Haus einem Blick auf fünf Schwerpunkte im Wirken des Künstlers:

  1. Seine Beziehung zur Natur
  2. den Symbolismus
  3. die persönliche Beziehung zu seinen Gemälden, wie z.B. bei dem verdeckten Selbstporträt „Stillleben mit einem Teller Zwiebeln“ aus dem Jahr 1889
  4. seine Farbexperimente
  5. die Entwicklung seines persönlichen Stils und damit seine maltechnische und künstlerische Entwicklung

27 Exponate zeigen einen vielseitigen Vincent van Gogh. Chronologisch geordnet, vermitteln die Bilder anschaulich die Entwicklung des Künstlers, der sich erst im letzten Jahrzehnt seines Lebens der Kunst zuwandte, aber dann enorm produktiv war. Dabei waren die Stillleben ein idealer Einstieg für ihn. Über 170 schuf er bis zu seinem Tod. Er begann mit dunklen Erdfarben, die erst auf den zweiten Blick nicht nur enorm nuancenreich sind, sondern auch leuchten, wie in einem seiner ersten Gemälde „Stillleben mit Kohl und Klompen“, das trotz der dunklen Brauntöne, Rot und Grün enthält und ebenso wie die viel dunkleren Vogelnester dennoch aus sich herausstrahlt.

Erst mit dem Umzug nach Paris 1886 kamen die hellen, freundlichen Farben ins Oeuvre des Künstlers. Vor allem die Blumenstillleben zeugen von der Findung eines eigenen Stils. Ein dankbares Sujet in einer Stadt, deren Gartenkultur legendär war und die van Gogh die Möglichkeit bot, trotz der Großstadt seine Beziehung zur Natur aufrecht zu erhalten. Auch lernte er hier den Impressionismus kennen, dem er schnell die eigene expressionistische Note beifügt. Gut sichtbar bereits auch die ausgeprägte Pinselstruktur, die in seinen späteren Werken wie „Trauben, Zitronen, Birnen und Äpfel“ oder „Karaffe mit Teller und Zitrusfrüchten“ deutlich in der Gestaltung des Hintergrunds zu sehen ist.

Mit seiner letzten Station in Arles zog die Farbe Gelb in die Bilder des Künstlers. Die bekanntesten Werke und berühmtesten Stillleben der Welt hierzu sind die „Sonnenblumen“, die van Gogh im August 1888 in vier Versionen malte und die heute unverrückbar in verschiedenen Museen und in einer Privatsammlung hängen. Zu riskant wäre es, sie auf Reisen zu schicken. Alternativ gibt das Bild „Korb mit Zitronen und Flasche“ aus dem Jahr 1888 einen Eindruck dieser Gelbphase.

Den krönenden Abschluss der Schau bilden die „Blühenden Kastanienzweige“. Diesem nur wenige Wochen vor seinem Tod entstandene Gemälde widmet das Museum einen eigenen Raum. Es entstand kurz nach seinem einjährigen Klinikaufenthalt in Saint-Rémy, als die Lebenskraft des Frühlings ihre Eindrücke bei van Gogh hinterließ. Es ist das größte und expressivste Stillleben seiner Schaffenszeit. Einer Zeit, in der er in den letzten zwei Monaten noch 80 Gemälde schuf.

Blühende Kastanienzweige, 1890, Öl auf Leinwand, Sammlung Emil Bühle, Zürich

Die kleine, aber beeindruckende Schau im Museum Barberini, kuratiert von Michael Philipp, ist ein fantastischer Streifzug durch das Werk von Vincent van Gogh, sein Leben und seine unglaubliche künstlerische Ausstrahlung. Mit dem Kröller-Müller Museum im niederländischen Otterlo hat das Haus einen großzügigen Leihgeber gefunden, der mit einschlägigen Werken die Schau enorm bereichert.

Van Gogh. Stilleben
Ausstellung bis zum 2. Februar 2020
Katalog zur Ausstellung

Museum Barberini
Alter Markt / Humboldtstraße 5-6
14467 Potsdam

Öffnungszeiten
täglich außer dienstags von 10 bis 19 Uhr jeder erste Donnerstag im Monat von 10 bis 21 Uhr

14 Euro / 10 Euro

Alle Fotos © Barbara Hoppe / Feuilletonscout

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