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Ein Moment mit … Heinz Aeschlimann, Unternehmer und Bildhauer, und Donka Angatscheva, Pianistin

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Am Sonntag, dem 11.März vereinen sich Musik und Bildende Kunst zu einem besonderen Ereignis im Salon Razumovsky in Wien: Donka Angatscheva musiziert ausgesuchte Werke von Franz Liszt, während gleichzeitig Skulpturen aus dem Zyklus „The Composer“ von Heinz Aeschlimann zu sehen sind. Barbara Hoppe sprach mit den Künstlern.

Feuilletonscout: Herr Aeschlimann, Sie sind Unternehmer und Künstler. Wie würden Sie sich selbst beschreiben? Was für ein Mensch sind Sie?
Heinz Aeschlimann: Im Sternzeichen Löwe geboren habe ich auch meine «Häuser» im Zeichen des Feuers. Kreativ veranlagt, versuche ich Neues im Unternehmertum wie auch im Kunstbereich immer zielorientiert und effizient anzugehen. Wenn meine Dynamik durchbrennt brauche ich die klassische Musik von Franz Liszt, um wieder in die richtigen Bahnen geleitet zu werden

Feuilletonscout: Wenn jemand wie Sie im Straßen- und Asphaltbau tätig ist, liegt eine Künstlerkarriere nicht unbedingt nahe. Dass dieser Unternehmer-Künstler große Skulpturen aus Metall erschafft, kann man wiederum nachvollziehen. Wie kamen Sie zu dieser Ausdrucksform?
Heinz Aeschlimann: Um Erfolge verbuchen zu können braucht es Einfühlungsvermögen, logisches Denken und klare Zielformulierungen, eingebunden in viel Kreativität. Als Unternehmer und als Künstler bin ich genau gleich gefordert. Die Weltwirtschaft zeigt uns, dass sehr viele erfolgreiche Unternehmer und Politiker auch erfolgreich im Musik-/Art-Schaffen sind. Positive oder negative Ereignisse lassen sich sehr gut mit Kreativität umsetzen resp. können damit Lösungsansätze gefunden werden. Entsprechend sind die Namen meiner Skulpturen, wobei ich auf Lösungsfindung fokussiert war.

Feuilletonscout: Sie schöpfen enorm viel Inspiration aus der Musik von Franz Liszt. 2011 konnten Sie zu Ehren seines 200. Geburtstages Ihre Skulptur „Composer 2011“ der Franz-Liszt-Gesellschaft im österreichischen Raiding, dem Geburtsort des  Komponisten, übergeben. Woher kommt diese Verbindung zu Liszt?
Heinz Aeschlimann: Schon früh kam ich zur klassischen Musik wie den Opern von Verdi, Ludwig von Beethoven und Mozart und mit etwa 30 fand ich einen unglaublichen Zugang zu Franz Liszt. Erfolge oder fast unlösbare Probleme erforderten zu meiner persönlichen Neutralisierung immer zwei bis drei Stunden Zurückgezogenheit. Da war es fast immer Franz Liszt, der mich mit seiner Musik begleitete. Dante Sonate, Liebestraum zum Aufmuntern, Mephisto Walzer zum Energie bündeln oder dann ganz speziell die H-Moll Sonate, die mein Leben mit «Up and Downs» widerspiegelt

Feuilletonscout: Sie fördern auch junge Künstlerinnen und Künstler. In dem von Ihnen initiierten Kulturzentrum art-st-urban in der Schweiz haben sie die Möglichkeit, Ihre Kunst zu verfeinern und in Austausch mit anderen Künstlern und Kunstrichtungen zu gehen. Wie genau ist das Konzept? Und wie finden Sie die Künstlerinnen und Künstler?
Heinz Aeschlimann: Von meinem Maestro, Unternehmer und Künstler Franz Stirnimann, lernte ich, dass wahre Kunst sich auszeichnet, wenn diese von Nachfolgegenerationen als strukturelles Element aufgenommen wird. Seit fast 50 Jahren setze ich mich mit dem Erschaffen von Skulpturen auseinander. Viel experimentiert, viele Erkenntnisse gehabt, wo sich zukunftgerichtetes Potential verbirgt. Es wäre doch unverzeihlich, solche Erkenntnisse nicht weiterzugeben. Begabte Jungkünstler sollen die Möglichkeit haben, auf diesen Erkenntnissen zu starten, um die Chance zu haben, sich intensiver in Sachgebieten zu vertiefen. So habe ich 2003 das art-st-urban Förderprogramm für Jungkünstler gegründet. Dieses Förderprogramm ist ein wichtiger Teil für mich in meinem Kunstschaffen geworden.
Die Selektionierung von Jungkünstlern, basiert auf  zwei Ebenen: Zum einen haben wir eigene Kontakte zu internationalen Kunstakademien, wo wir uns von entsprechenden Fachpersonen Talente vorschlagen lassen. Zum anderen führt das International Sculpture Center (ISC, weltweit größte Organisation für Skulptur), alljährlich den  „Outstanding Student Award“ –  Wettbewerb durch, wo von den Fakultäten der Kunstakademien jeweils ein Teilnehmer ausgewählt wird, von einer Jury die Winners erkoren werden und wir aus diesen Winners die Endselektion der Teilnehmer an unserem Residency Programm vornehmen. Dies ist Arbeit, welche meine Frau als Direktorin von art-st-urban und ich gemeinsam vornehmen.

Im Bereich Skulptur werden immer zwei Studenten gleichzeitig eingeladen, jeweils weibliche und männliche Kandidaten, aus unterschiedlichen Sprachräumen und Kulturen, z.B. USA-China, Skandinavien-Südafrika usw. So erzielen wir ein echtes „Art-Exchange“ Programm.
Das kostenlose Förderprogramm schließt einen zweimonatigen Residency Aufenthalt ein und bietet den Masterabsolventen nicht nur eine hervorragende Weiterbildung im zertifizierten „Sculpture Summer Academy“ Programm, sondern auch Einblick in neue Lebensweisen, da sie sehr eng mit uns leben und von uns persönlich betreut werden. Unser Residency Programm bringt nachweislich eine große Nachhaltigkeit mit sich, wir sind mit allen Absolventen weiterhin in sehr gutem Kontakt.

Vor einigen Jahren haben wir das Programm auch auf Förderprojekte  in der Musik erweitert, das jeweils individuell an die Bedürfnisse der Musiker angepasst wird. Intensiv gefördert haben wir Donka Angatscheva und auch ihr Klavier – Trio D‘Ante. Beide wurden auch mit dem „art-st-urban Young Artist“ Award ausgezeichnet. Als Preis erhielten sie neben mehreren Konzertauftritten die Produktion von zwei CDs bei Gramola zum Thema Franz Liszt im Franz Liszt Jubiläumsjahr 2011. Mit weiteren CDs, wie „Appassionata“ und „Dedication“ bei ARS Produkton und immer wieder jährlichen mehrmaligen Konzertauftritten in der Schweiz konnten wir Donka Angatscheva und auch ihrem Trio D‘Ante eine großartige Plattform bieten.

Donka Angatscheva © Tobias Staehl

Feuilletonscout: Donka Angatscheva, Sie hatten schon zahlreiche internationale Konzertauftritte absolviert und diverse Preise gewonnen, als Sie 2011 den Young Artist Award der art-st-urban und der Heinz Aeschlimann Foundation gewonnen haben. Was haben Sie als erstes gedacht, als Sie von der Auszeichnung hörten? Und was hat sich daraus entwickelt?
Donka Angatscheva: Als ich die Auszeichnung von der Foundation bekommen habe, hatte ich eine schwere Phase in meinem Leben gehabt. Genau dieser Preis hat mich wieder hochgebracht und mir gezeigt, wie wichtig es ist, im Leben zu kämpfen und dass man niemals seine Träume aufgeben darf. Der Preis hat mich so viel weitergebracht, und ich konnte durch ihn so viele weitere Projekte realisieren und einen gewaltigen Entwicklungsschritt in meiner Karriere machen.

Feuilletonscout: In Kürze werden Sie beide in einem, wie man heute sagt: Crossover-Projekt, Franz Liszt auf eine besondere Art und Weise würdigen. Frau Angatscheva, was bedeutet Franz Liszt für Sie?
Donka Angatscheva: Die Musik von Franz Liszt vergöttere ich seit meiner Kindhei. Liszt war immer mein Wegbegleiter und mein Erzieher. Jemand, der mit der Lisztschen Technik und Musik groß wird, kann sie nie verlernen. Wenn man Liszt spielen kann, kann man fast alle anderen Komponisten beherrschen. Seine Musik ist ein Universum.

Feuilletonscout: Bei dem Projekt werden Sie, Donka Angatscheva, ausgewählte Werke von Liszt spielen und gleichzeitig sind Skulpturen von Ihnen, Herr Aeschlimann, ausgestellt. Wie korrespondieren oder kommunizieren die beiden Kunstformen an diesem Tag miteinander?
Donka Angatscheva: Skulptur und Malerei haben mich schon als Kind interessiert. Ich habe selber verschiedene Skulpturen gemacht und meine Liebe zu dieser Kunst hat sich immer mehr und mehr entwickelt, bis ich eines Tages Herrn Aeschlimann getroffen habe – diesen Tag werde ich nie vergessen. Ich verdanke es dem Schicksal.
Seine Liebe zur Musik und meine Liebe zur Kunst – wir lassen uns voneinander seit dieser Zeit inspirieren und immer, wenn ich in St.Urban bei der Familie Aeschlimann bin, fühle ich mich in meiner Welt. Der Geist und die Energie dort-zwischen so bewundernswerten Skulpturen, die selber die Namen von einigen Werken  von Franz Liszt tragen, sind schon überwältigend. Ich freue mich auf unsere Begegnung in Wien am 11. März!
Heinz Aeschlimann: Seit Jahrzehnten arbeite ich an der „Composer Serie“ zur Umsetzung der Musik und Person von Franz Liszt. Die organisch geschwungenen, konvexen und konkaven Formen, oft in drei Elementen, vereine ich z.B. in die Person Franz Liszt, getragen von seiner Musik und der Weiblichkeit, der er ja sehr zugeneigt war, getragen als seine stützenden Elemente.
Die Drei- Dimensionalität der Skulpturen eröffnen von jedem Blickwinkel eine andere Perspektive und Durchblicke und öffnen so auch die Sinne für die Musik von Franz Liszt. Donka Angatscheva und ich sind in vielen dieser Ansichten seelenverwandt. Ihre leidenschaftliche Interpretation der Musik zu Franz Liszt korrespondiert harmonisch mit den fließenden Strukturen der Skulpturen.
Die Idee „Music meets Sculpture“ setzten wir  bereits bei der Präsentation der CD „Appassionata“ 2016 von Donka Angatscheva in St. Urban um. Wir legten die CD Präsentation mit der Buchvernissage meiner Monographie „Appasionato“ zusammen, was auf außerordentliches Interesse stieß.

Das Konzept Musik mit Kunst – Kunstausstellungen zu verbinden ergänzt sich gegenseitig optimal und spricht ein breiteres Publikum an. Die entsprechenden Vorbereitungen arbeiteten meine Frau und ich gemeinsam mit Donka Angatscheva aus, die in Wien mit Krystian Nowokowski auch einen guten Organisator gefunden hat.

Donka Angatscheva, Heinz Aeschlimann © Tobias Staehl

Feuilletonscout: Frau Angatscheva, Sie haben anlässlich des 70. Geburtstags von Heinz Aeschlimann eine CD mit Listz-Werken eingespielt, die in direktem Bezug zu bestimmten seiner Skulpturen stehen. Wie schaffte man den Brückenschlag zwischen Skulptur, Musik und ihrer persönlichen Ausdrucksform?
Donka Angatscheva: Zwischen Skulpturen und Musik besteht fast kein Unterschied – bei beiden spielt die Seele die größte Rolle. Dann die Hände. Wir beide arbeiten mit unseren Händen und sie sind der Spiegel unserer Seele. Danach überträgt sich alles weitere aufs Publikum.
Heinz fragte mich immer, ob ich eines Tages bei seinem Begräbnis die h -Moll Sonate von Liszt  spielen werde. Für mich war das ein deutliches Zeichen, wie sehr ihm dieses Stück am Herzen liegt. Ich habe das Werk früher nie gespielt – für mich war das „die Krönung“ in der gesamten Literatur von Franz Liszt. Ich habe mir vorgenommen dieses gewaltige Werk einzustudieren und ihm in diesem Leben eine Freude mit dieser CD zum 70.Geburtstag zu machen. Bei seinem 70.Geburtstag war ich eingeladen zu spielen. Er hat von der aufgenommenen Platte nicht gewusst und von dem, dass ich die h-Moll Sonate spielen werde, schon gar nicht. Die Freude in seinen Augen an diesem Tag war so groß. Das war für mich der schönste Beweis, dass er glücklich war.

Feuilletonscout: Die „Hommage an Liszt“ wird am 11. März im Razumovsky Saal in Wien stattfinden. Wenn Sie in drei Sätzen den Abend umreißen sollten, wie würden Sie es machen?
Heinz Aeschlimann: Die Musik von Franz Liszt wird von zwei Künstlern auf unterschiedliche Weise interpretiert; von der Musikerin Donka Angatscheva mit ihrer leidenschaftlichen, musikalischen Interpretation am Flügel einerseits, von mir mit mehreren meiner Skulpturen, die Werke von Franz Liszt darstellen andererseits. Uns beide verbindet die Verehrung des großen Komponisten. Roy Oppenheim, Publizist und Kunsthistoriker, der uns gut kennt, spannt den Bogen zu Franz Liszt und zeigt die Parallelen von seiner und unserer Kunst  auf.

Vielen Dank, Donka Angatscheva und Heinz Aeschlimann!

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