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Ein Moment mit … Matthew Sharp, Schauspieler, Sänger, Musiker und Dirigent

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Ein Moment mit ... Matthew Sharp, Schauspieler, Sänger, Musiker und DirigentEr ist ein künstlerisches Multitalent: Matthew Sharp singt Bariton, dirigiert, schauspielert und vor allem spielt er exzellent Cello. In diesen Tagen erscheint seine Aufnahme von Hans Gáls Concertino für Violoncello und Streichorchester. Es ist die erste weltweit. Barbara Hoppe sprach mit dem Künstler.

 

Feuilletonscout: Mr. Sharp, Sie sind ein künstlerisches Multitalent: Sie singen Bariton, dirigieren, schauspielern und vor allem spielen Sie exzellent Cello. In diesen Tagen erscheint die weltweit erste Aufnahme von Hans Gáls Concertino für Violoncello und Streichorchester, produziert von Simon Fox-Gál, dem Enkelsohn des Komponisten und mit Ihnen am Cello. Wie sind Sie auf die Komposition von Hans Gál gestoßen? Viele Jahre war er ja in Vergessenheit geraten.
Matthew Sharp: 2013 kam der amerikanische Dirigent Kenneth Woods – ein großer Kenner Hans Gáls – auf mich zu, um das Concertino aufzuführen. Gáls Tochter kam ebenfalls zu der Aufführung – der ersten seit über 30 Jahren. Es war ein überzeugender und denkwürdiger Abend, und wir spürten, dass wir dieses magische Stück einfach aufnehmen müssen.

Feuilletonscout: Hört man sich die Aufnahme an, so spürt man eine große Dynamik, aber auch Dramatik in den Stücken. Empfinden Sie es genauso?
Matthew Sharp: Definitiv! Wie Shakespeares schottisches Schauspiel Macbeth ist das Concertino dramatisch, prägnant und voller Mehrdeutigkeiten. Die Stimmungen, Charaktere und Atmosphären sind sehr lebendig und verwandeln sich im Handumdrehen. Diese Eigenschaft macht die Einspielung sehr spannend, und ich hoffe, das hört man auch.

Feuilletonscout: Was ist für Sie darüber hinaus das Besondere am Concertino für Violoncello und Streichorchester?
Matthew Sharp: Gál war 75 Jahre alt, als er es schrieb. Das ist außergewöhnlich: Die Musik hat so viel Energie und Präzision. Gál hat Verdis Falstaff geliebt – „eines der wertvollsten Werke, die jemals komponiert wurden“, schrieb er. Es ist auch das Werk eines Komponisten im fortgeschrittenen Alter, das trotzdem voller Einfallsreichtum und Schwung daherkommt. Ich spielte den Pagen in Falstaff, als ich sechs Jahre alt war. Der Geist und die Besonderheit dieser Musik ist seitdem Teil meiner DNA, und es war eine wahre Freude, die Qualitäten dieser Musik, die Ähnlichkeiten zu Verdis Falstaff besitzt, zu kanalisieren.

Ein Momen mit Matthew Sharp
Foto © Raphael Klatzko

Feuilletonscout: Was war für Sie die größte Herausforderung und wie haben Sie sich ihr genähert? Es gibt ja so gut wie keine Vorbilder oder Vergleichsmöglichkeiten.
Matthew Sharp: Die Musik hat eine Art Transparenz sowie eine Art von elektrischer Spannung – da ist es sehr herausfordernd, das Gleichgewicht zu halten. Und das Fehlen von Vorbildern oder Vergleichen ist befreiend. Um ehrlich zu sein, nähere ich mich jedem neuen Stück wie einer unbeschriebenen Tafel – so war das Concertino in vielerlei Hinsicht „Business as usual“.

Feuilletonscout: Worauf sind Sie bei dieser Aufnahme besonders stolz?
Matthew Sharp: Ich denke, Simon Fox-GáI hat einen mitreißenden Sound kreiert, der den Herzschlag dieser spannenden Musik zum Ausdruck bringt und mit meinen Qualitäten verbindet: Das ist eine erfüllende Mischung! Und Dave McKeans Cover ist erstaunlich, es bringt einen direkt in die Welt der Musik und des Komponisten.

Feuilletonscout: Wie war es, mit dem Enkelsohn des Komponisten zusammenzuarbeiten? Gab es etwas wie Ehrfurcht auf Ihrer Seite?
Matthew Sharp: Die Solo-Suite für Cello – ebenfalls auf der CD vorhanden – hat am oberen Rand der ersten Seite eine Widmung: “Für Simon, meinen Enkel”. Es war eine unglaublich besondere und intensive Erfahrung, mit Simon zu arbeiten. Und ich denke, das macht auch diese Aufnahme so einzigartig.

Feuilletonscout: Oben sprach ich schon Ihre Vielseitigkeit an. Was war eigentlich zuerst da? Das Cellospiel, das Singen, das Dirigieren oder das Schauspielern?
Matthew Sharp: Als ich sechs Jahre alt war, begann ich mit dem Cellospiel – also zur selben Zeit, als ich mit Verdis Falstaff auf der Bühne war. Die Grundlagen von Gesang und Schauspiel sind also zur selben Zeit entstanden und sind weiter zusammengewachsen. Und meine Faszination für Theater ist verbunden mit einer Faszination für Hintergründe und einer tiefen Sehnsucht, mich mit dem Publikum zu verbinden – frei nach dem Motto „right here, right now“. Zur Mitteilung von Musik und Stimme wähle ich einen grenzenlosen Ansatz, wobei theatralische Visionen wirklich helfen.

Feuilletonscout: Ist es für Sie ein gutes Gefühl zu wissen: Habe ich heute einen schlechten Tag fürs Dirigieren, dann schauspielere ich eben? Brauchen Sie das Multitalent, um kreativ zu sein?
Matthew Sharp: Für mich sind meine sogenannten Multitalente Ausdrücke eines einfachen Zwecks – „only connect“ (E. M. Forsters unsterbliche Zeile). In diesem Sinne: Ja, diese „Talente“ bilden den Kern meiner Kreativität – sie helfen mir, mein Potential auszuschöpfen und einen Rundumblick zu bewahren – aber gleichzeitig sind sie auch einfach nur ein Teil von mir und von dem, was ich bin.

Feuilletonscout: Wie sind Ihre nächsten Pläne?
Matthew Sharp: Ich stehe vor der Veröffentlichung meiner Solo-CD namens „Rough Magic“. Es ist ein Album bestehend aus hingebungsvoller Musik aus allen Bereichen des Lebens. Es gibt einige kanonische Werke von Ravel, Rachmaninow, Messiaen, die ich auf frische Art und Weise interpretiere. Darüber hinaus sind auch einige für mich geschriebene Werke von Komponisten wie John Tavener und Emily Hall enthalten, sowie Stücke von Künstlern wie Jeff Buckley, Osvaldo Golijov und Errollyn Wallen. Ich wollte etwas zutiefst Emotionales und Spirituelles machen, und das schafft man meist nur außerhalb von Bezeichnungen, Genres und Monotheismus.
Außerdem ist eine besondere Bach -Platte geplant sowie zwei neue Konzertprojekte mit den fabelhaften Komponisten Richard Dubugnon und Stephen Deazley.

Vielen Dank, Matthew Sharp!

Matthew Sharp
Hans Gál
Concertino für Violoncello und Streichorchester
Avie Records 2018
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