Als sich rheinische Missionare Ende des 19. Jahrhundert in Deutsch-Südwestafrika niederließen, brachten sie nicht nur ihre üppig-schwülstige Mode mit, sondern verlangten von den einheimischen Herero, ihre leichte Bekleidung zu verdammen und ebenfalls die schweren Kleider anzulegen. Man fügte sich – und rebellierte auf die eigene Art gegen die neue Kleiderordnung: Mit bunten Stoffen und eigenwilligen Accessoires triumphierten sie über die düstere europäische Mode. Bis heute tragen die Herero diese Kleider bei festlichen Anlässen. Ähnliches geschah mit den Uniformen: Zog man sich anfangs die Kleider der besiegten Soldaten an, veränderte man sie im Laufe der Zeit zu Fantasieuniformen, die bis heute auf Gedenkveranstaltungen zu sehen sind.
Der britische Fotograf Jim Naughten interessierte sich bereits in den neunziger Jahren für die afrikanische Adaption europäischer Mode. 15 Jahre später kehrte er zurück nach Namibia und fotografiert vier Monate lang Feste im Land – im Fokus immer die Kleidung.
Die ZEIT (32/2013) lobt: „Die Künstlichkeit dieser rituellen Inszenierungen wird technisch noch verstärkt: Den gleißend hellen Wüstenhintergrund hat Naughten seinen Bildern teilweise erst nachträglich hinzugefügt. So umhüllt er seine Porträts mit einer surrealen Aura.“
Eine Bilderauswahl bei The Guardian: hier
Jim Naughten
Conflict and Costume. The Herero Tribe of Namibia.
Merrell Publishers, London 2013
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