Große Politik haben sie nicht gemacht. Auch wen sie heirateten, habe sie meist nicht selbst entschieden: Die Frauen der Herrscherhäuser. Und dennoch ging es nicht ohne sie, trugen sie doch entscheidend zur Machtsicherung und Gebietserweiterung bei. Durch geschickte Heiratspolitik, Einforderung von Erbschaften oder kommunikative Fähigkeiten schöpften sie in bescheidenem Maß ihren engen Handlungsspielraum aus und waren damit immer wieder Garant für strategische Allianzen.
Im Schloss Charlottenburg kann man diese nicht zu unterschätzende Rolle der Frau derzeit nachvollziehen: Vor 600 Jahren wurde die Mark Brandenburg an die Hohenzollern übertragen, die bis 1918 von hier die Geschicke der Region und Deutschlands bestimmten. Und unter ihnen gab es eine Kurfürstin Elisabeth, die 1527 Martin Luther während der Reformation zur Seite stand und Brandenburg protestantisch machte, oder die Kurfürstin Anna, die 1614 maßgeblich zur Gebietserweiterung beitrug und natürlich Königin Luise von Preußen, die mit Napoleon verhandelte und gleichzeitig mit französischer Mode zur Stilikone wurde. Überhaupt – die Mode. Auch Kleider waren ein entscheidendes Statement: Ob Mutter, Geliebte, Ehefrau, politische Strategin oder als Mode-Pionierin: Für jede Rolle gab es das passende Kleid. (Zu sehen ist auch das älteste nachweisbare Kleid Brandenburgs aus dem Jahr 1460).
Ergänzend zur Schau zeigen drei Brandenburger Schlösser Sonderausstellungen über ihre berühmtesten Bewohnerinnen: das Schloss Sanssouci in Potsdam über Elisabeth von Bayern (1801-1873), Schloss Glienicke widmet sich Marie von Sachsen-Weimar (1808 – 1877) und Schloss Schönhausen legt seinen Augenmerk auf Elisabeth-Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel.
rbb online fasst zusammen: „Die Geschichte der Hohenzollern wird zumeist als die Geschichte ihrer Männer erzählt. Vom Soldatenkönig über Friedrich den Großen bis hin zu Wilhelm II. Doch diese Männer wären nichts ohne ihre Ehefrauen, Mütter und Töchter gewesen. Eine Ausstellung im Berliner Schloss Charlottenburg hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, erstmals die Bedeutung der Hohenzollerinnen in den Mittelpunkt zu stellen.“
Der Tagesspiegel konstatiert: „Die Frauen der Hohenzollern bringen Kultur und Wissenschaft als „weiche“ Faktoren ein, die sich heute für Berlin längst als „harte“ bewähren und Rendite erbringen.“
„Wie Brandenburg Preußen wurde“.
Ausstellung bis zum 22. November 2015
Schloss Charlottenburg
Spandauer Damm 20-24
14059 Berlin
Öffnungszeiten:
Montag: geschlossen
Dienstag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr
14 Euro/10 Euro
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