Von Barbara Hoppe.
Das Auto gilt als der Deutschen liebstes Kind. Es wird gehegt und gepflegt und samstags gewaschen. Es ist Statussymbol, und drückt eine Haltung aus: Sei es die Luxuslimousine oder die Rostbeule, sei es der Sportwagen oder der Oldtimer, sei es die Familienkutsche oder der Sprit-Sparer.
Dank einer Kooperation mit dem Haus der Geschichte in Bonn, kann man in Dresden derzeit eintauchen in die Tiefen dieser ganz besonderen Beziehung zwischen Mensch und Auto.
Joachim Breuninger, Direktor des Verkehrsmuseums Dresden: „Die Kollegen suchten ein spannendes Ausstellungsthema für die Zeit, in der die Dauerausstellung in Bonn wegen Sanierungsarbeiten gesperrt sein würde. Unser Rat war: „Auto geht immer“; und so entstand die Idee, eine Ausstellung rund um das bemerkenswerte Verhältnis der Deutschen zu ihren fahrbaren Untersätzen zu machen, die zuerst in Bonn und dann in Dresden gezeigt werden sollte.“
Doch welche Autos lieben die Deutschen? Neigen wir zur Nostalgie oder werden die Menschen doch eher kritisch angesichts voller Straßen und Smog sowie der Möglichkeit, auf Car-Sharing oder Elektroautos auszuweichen?
Joachim Breuninger: Beim Autokauf gibt es immer wieder Moden: Folgt man den aktuellen Zulassungsstatistiken, dann sind sogenannte SUVs zurzeit besonders beliebt. Autos also mit Optik und teilweise Technik für den Offroad-Bereich im Land mit dem bestausgebautesten Straßennetz der Welt! Vielen geben als Kaufargument an, diese Fahrzeuggattung gebe einem das Gefühl von Sicherheit im Straßenverkehr. Das Auto als Statussymbol scheint dabei eher an Bedeutung zu verlieren, allerdings waren gleichzeitig noch nie so viele Autos in Deutschland zugelassen wie derzeit. Eine wirkliche Abkehr vom Auto und dem Besitz desselben lässt sich also hier nicht feststellen.
Es ist eine spannende Reise für den Besucher, der durchaus aufgefordert ist, über sein persönliches Verhältnis zum Auto nachzudenken.
Joachim Breuninger: Die Ausstellung beschäftigt sich vor allem mit der Beziehung der Deutschen in Ost und West zu ihren Autos seit dem 2. Weltkrieg bis heute. Dabei spielen Themen wie „Autos und Macht“, „Kultautos“, „Autos und Frauen“ oder die „Faszination Autofahren“ und viele mehr eine Rolle. Günther Jauch, dessen erster Führerschein in der Ausstellung zu sehen ist, erzählt, welche Bedeutung dieses Dokument für ihn als 18-Jährigen hatte. Das Kultmobil Ostdeutschlands, ein Melkus RS 1000 und seine Entstehungsgeschichte finden sich ebenfalls in der Ausstellung. Darüber hinaus können sich Besucher aber auch selbst in einem Rennsimulator versuchen oder mit ihren Nasen die Welt der Automobilgerüche erkunden. Das Ziel der Ausstellung ist, gemeinsam mit den Besuchern darüber zu reflektieren, wie es zu dem teilweise recht irrationalen Verhältnis zu unseren Autos kommt. Autos bewegen Menschen, nicht nur von A nach B, sie lösen Gefühlsempfindungen aus. Dem kann sich eigentlich niemand, auch nicht der Autohasser wirklich entziehen.
„Geliebt. Gebraucht. Gehasst. Die Deutschen und ihre Autos“.
Ausstellung bis zum 6. Januar 2019
Verkehrsmuseum Dresden
Augustusstraße 1
01067 Dresden
Katalog zur Ausstellung
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 10 – 18 Uhr
Montag: geschlossen
9 Euro/4 Euro
Coverabbildung © Sandstein Kommunikation