Das Festival AFRIKAMERA feiert in diesem Jahr vom 8. bis 13. November sein 15-jähriges Bestehen unter dem Motto Urban Africa, Urban Movies – Migration & Diaspora, wie immer unter der Leitung von Alex Moussa Sawadogo, der 2020 außerdem die Leitung des berühmten Panafrikanischen Film- und Fernsehfestivals von Ouagadougou (FESPACO) in Burkina Faso übernommen hat. Seit 2007 sind etwa 500 Filme des afrikanischen Kontinents bei AFRIKAMERA gezeigt worden Seinen Ausgangspunkt nahm dieses Festival im Haus der Kulturen der Welt, seit nunmehr 14 Jahre gehört es zum alljährlichen Programm des Arsenals. Neben bekannten Filmen und Neuentdeckungen werden auch Diskussionsveranstaltungen unter Filmschaffenden und Kooperationen mit der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Humboldt Forum und erstmals dem BrotfabrikKino durchgeführt. Seit jeher versteht sich AFIRKAMERA als Ort der Vernetzung und des kritischen Austausches.
Der diesjährige Eröffnungsfilm SAWAH (Ägypten/Luxemburg/Belgien 2020) von Adolf el Assal begeisterte das Publikum – endlich wieder – vor ausverkauftem Haus. Die Tragikomödie von der Odyssee des jungen ägyptischen DJs Samirs, der während des ägyptischen Frühlings zu einem großen Wettbewerb nach Brüssel fliegt – dort aber auf Grund verschiedener obskurer Umstände nie ankommt und von der Polizei in Luxemburg als vermeintlicher Flüchtling festgehalten wird, überzeugt durch seinen Humor, die vielen rasanten und unerwarteten Wendungen, aber auch durch dem ernsten Hintergrund, der einem beim Zuschauen oft das Lachen im Halse stecken lässt. Anschließend feierten die Premierengäste das zwanglose Wiedersehen nach den extremen Einschränkungen der vergangenen zwei Jahre.
Zum Wochenende erwarten uns zwei weitere Highlights: am Samstag um 21.00 Uhr wird im Arsenal der Film „Neptune Frost“ von Saul Williams und Anisia Uzeyman (Ruanda/USA 2021) gezeigt, der am 24.11. auch in regulären Kinos in Deutschland anläuft. Eine mitreißende afrofuturische Fantasie, changierend zwischen Musical, Science-Fiction und ökofeministischem Hacker-Manifest mit hypnotischen Bildern. Eine Gruppe geflohener Coltan-Bergarbeiter und Hackerinnen in einer unwirtlichen Bergregion in Zentralafrika bildet ein antikolonialistisches Kollektiv, um das autoritär-diktatorische Regime zu stürzen, das die natürlichen Ressourcen der Region und ihre Menschen ausbeutet. Die gemeinsame Regiearbeit des US-amerikanischen Spoken-Word Artisten und Musikers Saul Williams und der ruandischen Filmemacherin und Schauspielerin Anisia Uzeyman sorgt seit seiner Premiere beim Filmfestival in Cannes 2021 international für Furore und wurde seitdem für zahlreiche Preise nominiert.
Den Abschluss am 13.11. um 20.00 Uhr im Berliner Arsenal Kino bildet der Film „Saloum“. (Senegal 2021), der beim internationalen Filmfestival in Toronto seine Premiere hatte. Der jüngsten Spielfilm des kongolesischen Regisseurs Jean Luc Herbulot ist ein Werk, das sich zwischen Action, Mystery-Thriller und Italo-Western changierend, jeglichen Genrezuschreibungen entzieht: Die „Bangui Hyenas“, ein berühmt-berüchtigtes Söldnertrio flieht gemeinsam mit einem mexikanischen Drogenhändler aus Guinea-Bissau, das von einem Staatsstreich erschüttert wird. Doch ihr Flugzeug stürzt auf dem Weg nach Dakar ab, die Gruppe schlägt sich durch und landet schließlich in einem heruntergekommenen Urlaubsressort inmitten des Saloum Deltas im Senegal und erlebt dort eine unheimliche Begegnung.
Jean Luc Herbult sagt, er wollte eine realistische Verknüpfung aus dunkler Poesie, reinen afrikanischen Werten, universellen Wahrheiten und einer respektvollen Geschichte der Ahnen aus dem Gebiet von Saloum erschaffen – zur Verbindung von ehemaligen Helden und Mythen mit moderner Wahrnehmung.
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