Lawrence Zazzo, begnadeter Countertenor, wissbegieriger Philosoph, musikwissenschaftlicher Entdecker, -Philologe- steht erneut auf der Bühne der Oper Frankfurt am Main. Nach dem sensationellen Erfolg des „Giulio Cesare“ Frühling, erleben wir den exquisiten Ausnahme-Interpreten und Menschendarsteller in der geheimnisvoll tragischen Rolle des Bertarido in Georg Friedrich Händels Oper „Rodelinda“. 2018 von Regisseur Claus Guth in Lyon auf die Bühne gebracht, zog Guths hochpsychologische musikdramatische Menschenstudie durch Europa. Zur Eröffnung der Händel-Festspiele Karlsruhe 2025 wird Lawrence Zazzo den Titelhelden Rinaldo in der Opera Seria „Rinaldo“ verkörpern.
Nach einem kurzen Zwischenstopp in Mailand mit „L’Opera Seria“ von Florian Leopold Gassmann unter dem Dirigat des Barockspezialisten Christophe Rousset folgen im Mai 2025 die Internationalen Händel-Festspiele Göttingen. Hier gibt Zazzo mit Händels „Tamerlano“ einen barocken Einblick in die Seelenbefindlichkeiten des gewaltbereiten, leicht wahnsinnigen Herrschers. In dieser Partie begeisterte er bereits 2023 in Frankfurt das Publikum. Die außergewöhnlich inspirierte Inszenierung von R.B. Schlather zog magisch in den Bann.
Zu einem ausführlichen, philosophisch inspirierten Gespräch über seine Lieblingspartien, seine CD „Weeping Philosophers“, und die Zukunft der Countertenöre traf Barbara Röder Lawrence Zazzo 2025 in Frankfurt am Main.
Feuilletonscout: Lieber Herr Zazzo, Sie haben in Frankfurt den Giulio Cesare als emotionalen und dennoch feinsinnigen Charakterkopf interpretiert. Ist diese Partie eine Paraderolle, ein Lieblingscharakter von Ihnen?
Lawrence Zazzo: Ich liebe ihn. Ich liebe die Rolle des Cesare. Ich entdecke ihn immer wieder neu, gebe ihm verschiedene Farben, stimmliche Farben, denn der Charakter der Figur soll in der Stimme durchscheinen. Ich kann mich gut mit ihm identifizieren. Ich habe die Partie zum ersten Mal mit 30 Jahren auf der Bühne gesungen. Jetzt bin ich etwa im gleichen Alter wie der historische Cesare, als er Kleopatra traf, also Anfang fünfzig. Er zeigt Gefühle, erlebt, durchlebt emotionale Verstrickungen und die daraus resultierenden Probleme. Zum ersten Mal in seinem Leben erlaubt er sich, zu reflektieren.

Foto: Monika Rittershaus
Feuilletonscout: Reflexion und tiefes Nachsinnen über die eigene Karriere machen ihn doch sehr menschlich, machen Cesare zu einem Menschen, dessen Weg und Schicksal wir gut nachverfolgen, miterleben können.
Lawrence Zazzo: Sicher, Cesare entwickelt sich und entdeckt neue, ganz andere Charaktereigenschaften an sich. Er ist erfolgreich und fragt sich in dieser ‚historischen‘ goldenen Periode seines Lebens: „Ich bin erfolgreich. Kann ich meinem Erfolg trauen?“ Er ist ein Mann der Macht, der immer bekommen hat, was er wollte. Er ist „glücklich“, weil er glaubt, sein Umfeld und sein Schicksal völlig unter Kontrolle zu haben. Aber auf diesem glorreichen Höhepunkt begegnet er zum ersten Mal der Liebe. Er wird mit der Liebe konfrontiert. Das ist ein ganz neues, vielleicht exotisches Gefühl für ihn. Er merkt, dass er einer jüngeren, weiblichen Version seiner selbst begegnet: Kleopatra. Sie ist schön, klug und unglaublich erfolgreich. In dieser Begegnung schwingt Nostalgie für ihn mit. Er entdeckt sich selbst so, wie er glaubt, dass er in seiner Jugend war. In der Schleierarie (Cesare tanzt und singt um den weißen Schleier, den Kleopatra verloren hat) jubiliert er in überschwänglicher Liebe: Er ist überwältigt von kindlicher Freude. Aber in diesem ungeschützten, freudigen Moment, dem Moment seines Innenlebens, in dem er Liebe, Verliebtheit empfindet und sich selbst entdeckt, bringt er sich in Gefahr. Er wird von Tolomeo, Kleopatras Bruder, angegriffen. Verliebtheit macht verletzlich!
Feuilletonscout: Ist er verliebt oder ist er verliebt in das Verliebtsein?
Lawrence Zazzo: Das ist schwierig. Ich denke beides.
Feuilletonscout: Händel und sein Solocellist und Librettist Haym machen aus Giulio Cesare, dem großen Feldherren, ein menschliches Wesen. Glauben Sie, die Geschichte passt in unsere Zeit? Wie funktioniert sie?
Lawrence Zazzo: Ich denke, dass das heutige Publikum, das ständig mit nicht idealen Beispielen von Politikern, Vertretern der Weltmächte in Ost und West, Europa oder Amerika, konfrontiert ist, nicht mit Cesare sympathisiert. Sie trauen ihm nicht. Die Menschen haben kein Mitgefühl mit ihm. Sind sie berührt von der Tatsache, dass ein Mann der Macht die Liebe entdeckt? Ich lasse das Publikum an der Lebensreise eines Mannes teilhaben, der alles hat und dennoch ganz plötzlich von der Liebe überrascht wird.
Feuilletonscout: Vielleicht wird er so dermaßen überwältigt, dass er sich infolgedessen auf seine ganz persönliche Reise begibt. Ich denke, dass das Publikum Cesare nicht so sieht. Wird nicht zuerst das Augenmerk von Händel auf Cesare gelenkt? Dann rückt langsam Kleopatra in den Mittelpunkt. Das ist sehr clever.
Lawrence Zazzo: Das stimmt, aber in unserer Inszenierung liegt der Fokus auf Sesto, dem Sohn des ermordeten Pompeo. Sein Weg und sein Schicksal sollen verfolgt werden, denn dieser könnte ein guter Regent und somit eine Leitfigur werden. Doch auch er trägt ein unbewältigtes Trauma in sich. Und Cornelia, Sestos Mutter, ist innerlich völlig zerstört. Die Zukunft liegt in ihrem Sohn. Ja, Sesto könnte ein neuer Cesare werden!

Irene Madrid (Flavio), Lawrence Zazzo (Bertarido), Elena Villalón (Rodelinda) und Josh Lovell (Grimoaldo) / Foto: Barbara Aumüller
Bertarido in „Rodelinda“: Ein Held voller Widersprüche
Feuilletonscout: Mit dem Bertarido konnte Sie das Frankfurter Publikum gerade erneut erleben. Guth hat diffizile Personen aus all den singenden Darstellern der Oper „Rodelinda“ gezeichnet. Er erzählt eine bedrückende Story: Der Sohn Bertaridos Flavio (bei Händel eine stumme Rolle) erlebt seinen Vater als Mörder. Das verursacht ein Trauma in dem Knaben. Wenn Bertarido, von Ihnen hochemotional und musikalisch mit allen Facetten der Reue, Rache und Liebe ausgestattet, nach seiner übereilten Flucht zurückkehrt, kämpft er um den traumatisierten Sohn. Was verwandelt Bertarido, was bekümmert ihn, was verletzt und lässt ihn zum Schluss jubilieren und erleichtert tanzend aufatmen?
Lawrence Zazzo: Ich habe sowohl Unulfo als auch Bertarido in anderen Wiederaufnahmen dieser Produktion in Madrid, Lyon und Amsterdam gesungen. Der Kontrast zwischen diesen beiden Figuren ist sehr interessant. Unulfo (Diener und Gefolgsmann Bertaridos) ist ein durch und durch edler Charakter – der moralische Dreh- und Angelpunkt der Oper – treu, einfallsreich und mutig. Bertarido hingegen ist, wie Sie anmerken, viel weniger geradlinig und ehrenhaft. Claus Guth inszeniert die Ouvertüre so, dass Bertarido seinen eigenen Bruder ermordet, der versucht, die Krone an sich zu reißen – dieser Mord wird von Flavio beobachtet. Bertarido kehrt daraufhin verkleidet aus dem Exil zurück, wirft Rodelinda aber vor, ihr nicht treu zu sein, obwohl Rodelinda im besten Interesse Flavios handelt und Bertarido für tot hält. Rodelinda fordert Grimoaldo auf, ihren Sohn zu töten – ein ziemlich riskantes Unterfangen!
Und, Guths Inszenierung findet (fast) eine Lösung für diesen „moralischen Dunst“ – ihre gemeinsame Liebe zu Flavio. Seine Liebe zu Flavio bringt Bertarido dazu, sich selbst zu opfern, ein weiterer gewagter Schachzug! So ist er (einmal) ein gutes Beispiel für seinen Sohn. Aber Claus (Guth) zeigt uns, dass es kein „lieto fine“ (ein glückliches, gutes Ende) für solch ein Trauma gibt. Es ist keine endgültige Heilung möglich, da Flavio weiterhin von seinen Dämonen verfolgt wird. Und dies sogar, während das „glückliche“ Paar“, seine Eltern Rodelinda und Bertarido, ihre Liebesbeziehung wieder aufnehmen. Diese sind ebenfalls beschädigt und wissen, dass sie in einer beschädigten, gefährlichen Welt leben. Sie nehmen aber nicht wahr, was mit Flavio geschieht. Das ist eine sehr „moderne“ Botschaft, aber ich denke, sie ist notwendig. Ich hoffe, dass die Fehlerhaftigkeit fast aller Figuren es dem Publikum ermöglicht, sich mit ihnen auf die eine oder andere Weise zu identifizieren. Im 18. Jahrhundert wäre dies sicher nicht möglich gewesen.
Feuilletonscout: Wenn Bertarido die Szene in einer sternenklaren Nacht betritt, sein ehemaliges Wohnhaus observiert, spielt er mit weißen Steinen in seiner Hand. Haben diese Bedeutung für ihn? Am Ende von „Rodelinda“ tötet Bertarido wiederum. Ist das seine Natur? Makaber ist für mich, dass Bertarido sich vor dem Festmahl im Abschlussbild, wenn alle Widersacher und Verbündete Frieden feiern, in Macbeth-Manier, die Hände säubert. Sehr langsam und bedacht. So kam es mir vor. Das sagt viel?
Lawrence Zazzo: Ich habe die Assoziation mit Macbeth nicht als solche erkannt. Das ist ein interessanter Gedanke. Und wie Lady Macbeth, scheint er das Blut nicht loszuwerden. Natürlich tötet er Garibaldo, um Grimoaldo zu retten. Aber es ist klar, dass er das Töten satthat. Aber welche Lösung gibt es in der Lombardei des 7. Jahrhunderts für die ständige Gewalt?
Die Steine haben für mich eine doppelte Bedeutung: Tod und Sterblichkeit. So wie mein eigener Grabstein, den ich vor „Dove sei“ gelesen habe. Sie sind aber auch ein Symbol für die Natur – ihre Beständigkeit, ihre Kraft zur Erneuerung. Das kommt in der Arie „Con rauco mormorio“ im zweiten Akt zum Ausdruck.
Theaterfieber und die Magie der Bühne
Feuilletonscout: Wann hat Sie das „Theaterfieber“ gepackt?
Lawrence Zazzo: Ich stehe schon auf der Bühne, solange ich denken kann. Ich war und bin immer noch mit der Bühne verwurzelt. Als Teenager hatte ich meine sprichwörtlichen magischen Momente: Ich war ein Kinderzauberer, der Große Zazzini, ein Zauberer auf Kindergeburtstagen. Ich habe sehr gute Kindheitserinnerungen an den Zauberstab und den Zauberumhang, die meine Kindheit in New Jersey geprägt haben. Meine Mutter war eine typische „Bühnenmutter“ im besten Sinne des Wortes. Sie ermutigte und unterstützte mich. Sie nahm mich zu den Proben für Kinderchöre und Jugendtheater mit, Diese waren das Lebenselixier meiner Jugend. In der Schule mochte ich Theater überhaupt nicht. Auch die Oper hat mich nicht sonderlich gereizt. Alles erschien mir zu übertrieben. Stattdessen habe ich im Chor gesungen.
Feuilletonscout: Sie singen im Falsett und sind in dieser Stimmlage zuhause. In den zeitgenössischen Opern wie „Lear“ von Aribert Reimann, er ist ja vor kurzem verstorben, sind Sie ebenso stimmlich heimisch wie in den Barockklassikern von Händel, Porpora oder Vivaldi. Wie beeinflusst die Kombination Zeitgenössisch/Barock die Entwicklung Ihrer Stimme?
Lawrence Zazzo: Ich singe auch mit Bruststimme, wie Tolomeo in unserer Produktion. Ich würde gerne den König Edgar in Reimanns „Lear“ singen, weil mich der Wechsel der Stimmlage (Counter/Tenor) in dieser Partie reizt. Das können in zeitgenössischen Opern nur Counterparts, die ohne große Anstrengung von der Brust- zur Kopfstimme wechseln. Ganz am Anfang meiner Karriere habe ich nur Falsett gesungen. Seitdem hat sich viel verändert. Die neue Generation der Counter singt mit beiden Stimmen. Wenn ich unterrichte, geht es zunächst um die Entwicklung der Bruststimme. Zu viel Falsett am Anfang ist gefährlich. Ich liebe es, mit jungen Stimmen zu arbeiten: In Newcastle bin ich Head of Performance und Senior Lecturer in Music. Kürzlich habe ich mit meinen Studenten Purcells ‚Fairy Queen‘ produziert und dirigiert. Mit dieser Musik kann man Grenzen ausloten – sowohl emotionale als auch stimmliche – und zwar auf aufregende, aber auch sehr förderliche Weise.
Feuilletonscout: Was würden Sie gerne weiter dirigieren? Gibt es für Sie irgendwelche Lieblingsopern?
Lawrence Zazzo: Glucks „Orfeo“ und vielleicht Mozarts „Mitridate“, welche ein wunderbares Libretto hat. Vielleicht ist sie eine der persönlichsten oder zumindest autobiografischste Oper von Mozart.
Feuilletonscout: Bei den Händel Festspielen in Halle 2024 sangen Sie ein sehr selten aufgeführtes Stück von Händel, das auch auf Ihrer CD „Handel Uncaged: Cantatas for Countertenor“ zu finden ist.
Lawrence Zazzo: Ja, es ist ein sehr aufregendes Werk. Es ist eine unveröffentlichte 30-minütige Kantate, die die sehr humorvolle Geschichte eines männlichen Vogels erzählt. Dieser versucht, der Gefangennahme durch drei Frauen zu entgehen. Am Schluss schneidet er seinen ‚Schwanz‘ ab, um zu entkommen, woraufhin die Frauen beschließen, dass er doch nicht so schön ist! Sehr witzig. Und es ist selten, dass man diese heitere Seite Händels außerhalb der weniger „ernsten“ Opern wie Xerxes, Partenop und Semele hört und sieht.
Feuilletonscout: Sie proben gerade in Karlsruhe „Rinaldo“ wiederum eine Oper Händel. Was für ein Mensch ist dieser Rinaldo? Hat er besonders knifflige Arien und ebenso Gefühlsausbrüche. Ist er ein gradliniger Charakter…?
Lawrence Zazzo: Rinaldo hat einen anderen Werdegang als Bertarido in Rodelinda – er ähnelt viel mehr Orlando. In Karlsruhe führen wir Händels spätere überarbeitete Fassung von Rinaldo auf, die 1731 gespielt wurde. Ich sehe diese Fassung als Prototyp seiner späteren Opern, die Händel nur zwei Jahre später, 1733, für Senesino, der damals den Orlando sang, komponierte. Im Jahr 1731 experimentierte Händel mit einigen Ideen, die er in der späteren „verrückten“ Oper voll ausschöpfte. Wie Orlando steht auch Rinaldo vor einer unmöglichen Wahl: Liebe oder Kampf. Während Orlandos Begegnungen mit den magischen Kräften des Zoroastro seinen Wahnsinn heilen, treiben Armidas Illusionen ihn in den Wahnsinn. Und in Hinrich Horstkottes Inszenierung beendet Rinaldo die Oper wie Flavio: unfähig, sich von seinen „Fehlern“ zu erholen. Rinaldo singt nicht die Siegesarie „Or la tromba“, sondern eine seltsame, fast oberflächliche Liebesarie an die abwesende Almirena. Rinaldo ist ein weiterer unvollkommener Held!
Weeping Philosophers: Musik zwischen Schmerz und Weisheit
Feuilletonscout: Ihrer neuesten CD „Weeping Philosophers” ging ein Konzert in der Wigmore Hall 2017 in London voraus.
Lawrence Zazzo:Genau, ich habe ein Programm für die legendären Mittagskonzerte in der Wigmore Hall zusammengestellt, das auf Barbara Strozzis Kantate „L’Eraclito amoroso“ basiert. 1651 wurde diese uraufgeführt. Heraklit ist uns bekannt als der „weinende Philosoph“, auch gepaart mit Demokrit, dem „lachenden Philosophen“, zusammen wahrgenommen wird. Um diese beiden ausdrucksstarken Pole herum habe ich mir ein kurzes, musikhistorisch passendes Konzertprogramm überlegt, das sich dann zu „Weeping Philosophers“ weiterentwickelt hat, Letztes Jahr, 2024, wurde die CD „Weeping Philosophers” dazu veröffentlicht.
Feuilletonscout: War Barbara Strozzi zu jener Zeit denn eine Ausnahmeerscheinung? Ich glaube, sie hat bei Cavalli studiert. Eine venezianische „Wonder Woman“, die zwar durch ihren Vater gefördert wurde, sich aber als Sängerin, Dichterin und Komponistin Respekt verschaffen musste. Sie durchbrach sozusagen die „Männerdomäne“ des Komponierens und Dichtens.
Lawrence Zazzo: Ja, natürlich! Strozzi war außergewöhnlich. Eine echte Poetin und Komponistin. In ihrem ‚L’Eraclito amoroso‘ – ‚ Der verliebte Heraklit‘ – hören wir Musikalisierungen von Schluchzen, Weinen, Keuchen und Seufzen. Neben anderen Stücken auf der CD habe ich dies als ein „Sprungbrett“ für paramusikalische Kommunikationsarten verwendet, die heutzutage in der Musik außerhalb des Verismo nicht mehr wirklich zu hören ist.
Feuilletonscout: Lachende und weinende Philosophen, wie sind sie in der Barockmusik repräsentiert? In Strozzis Kantate erleben wir hautnah Heraklit als einen von Liebeskummer geplagten Philosophen. Seine tränenreiche Verzweiflung springt den Zuhörer regelrecht an. Der Schlüsselsatz „la fede è morta“ lässt einen wahrhaft trauernden Liebenden erkennen. Dies zeigen Sie singend sehr wahrhaftig und plausibel.
Lawrence Zazzo: Vielen Dank für das Kompliment (Zazzo strahlt). Ich wollte natürlich auch die Philosophen Händels vertreten sehen. Ich konnte aber einfach keine repräsentativen Stücke finden, die ich singen könnte und die zum Thema dieser CD passen würden. Der Magier Zoroastro hätte durchaus als wahrer Seher und Philosoph durchgehen können. Er ist aber eher ein Zauberer. Und ich sah keinen Vorteil darin, Zoroastros Basspartie als Countertenor zu singen. In ähnlicher Weise beschloss ich, den berühmten Philosophen Seneca, der in Monteverdis Oper „Il coronazione di Poppea“ vorkommt, nicht mit aufzunehmen.
Feuilletonscout: Genau, „Orlando“, mit dem Magier Zoroastro lief ja hier im Bockenheimer Depot. (Aufführungsstätte für feine Barockproduktionen, zeitgenössische Fundstücke oder kammermusikalische Klassiker, Anm. d. Red.) In „Veremonda“ von Cavalli von 1652, witzigerweise fast zeitgleich wie Strozzis Kantate entstanden, gibt es einen Astronomen. Der ist aber eher nur ein Sternengucker.
Lawrence Zazzo: Stimmt und er ist auch nicht wirklich ein Philosoph. Wenn ich mich richtig erinnere, hat Jean-Baptiste Stuck, dessen Kantate „Héraclite et Démocrite“ (1711) auch auf der CD zu hören ist, in die veröffentlichten Noten einen Hinweis aufgenommen, dass er einen Teil im Sopranschlüssel geschrieben hat, damit Damen die Rolle lesen und spielen können. Sie sollten auf keinen Fall auf die Idee kommen, einen Philosophen aufzuführen oder zu interpretieren (die Rolle ist im Tenorschlüssel). „Wenn die Damen mein Stück spielen und aufführen wollen, dann bitte nur in ihrer Stube, das ist mir recht“, so Stucks mit seinen eigenen Worten…! Normalerweise waren es damals die Frauen, die Noten und neue Kompositionen kauften. Also beschloss ich, Stuck sozusagen auf eigene Faust herauszufordern. Ich erstellte und ersann eine neue Version, in der Heraklit und Demokrit von einem Sopran und einem Altus gesungen werden. Auf der CD ist die Uraufführung dieser neuen Version zu hören. Und, ich denke, sie funktioniert recht gut. Das kann aber jeder Hörer natürlich selbst beurteilen.
Feuilletonscout: Das sehr klingt spannend. So bekommen der weinende Heraklit und sein lachendes Gegenstück Demokrit von Ihnen musik-dramatisch eine spannende philosophische Klangfarbe verpasst.
Gibt es eine Traumrolle, Traumpartie für Sie?
Lawrence Zazzo:Ich glaube nicht, dass sie (für mich) schon geschrieben wurde. Ich bin sehr verliebt in und fasziniert von zeitgenössischen Rollen, die es mir ermöglichen, meine Stimme, mich selbst zu entdecken. Zum Beispiel bedeuten mir die Kompositionen von Rolf Riehm sehr viel. Ich habe gerne mit ihm gearbeitet. Das Monodrama ‚Paradise Lost‘ von Geoff Page, basierend auf Miltons epischem Gedicht, in dem ich 2020 den Satan gesungen und interpretiert habe. Es war ein sehr spannendes, aufregendes Projekt, eine tolle Erfahrung für mich. Denn ich war in der Lage, alle Facetten der Bruststimme auszubalancieren.
Feuilletonscout: Zum Schluss stelle ich immer gern den Künstlern folgende Frage: „Welche Frage möchten Sie beantworten, die Ihnen noch nie gestellt wurde?“
Lawrence Zazzo: Das ist eine „große Frage“, eine sehr interessante Frage. Ich denke, das könnte ich so formulieren: „Wohin entwickeln sich die Countertenöre? Wie sieht die Zukunft für unseren Stimmtyp aus? Sind wir eine kurze Episode, eine Modeerscheinung in der Geschichte der Oper, oder werden wir Countertenöre ein fester Bestandteil der Opernszene bleiben?“
Feuilletonscout: Der Countergesang stirbt nie!
Lawrence Zazzo: Ich sage mir: „Händel hat nicht für mich geschrieben. Ich bin kein Kastrat. Warum singe ich die Musik mit einer ‚falschen‘ Stimme? Sollten nicht Frauen deine Partien singen? Händel hatte Kastraten und Mezzos. Er besetzte einige Oratorien mit Countertenören, aber nie seine Opern.“
Lawrence Zazzo runzelt die Stirn und überlegt
Lawrence Zazzo: Ja, Frauen singen meine Partien wunderschön, ganz herrlich. Der dramatische Moment hilft. Aber diese wunderbare Musik lässt Raum für so viele Interpretationen. Ich denke, dass ich und meine ‚Fach-Kollegen‘ eine gewisse Dramatik mitbringen, die einige meiner Vorbehalte widerlegt. Ich möchte, dass mein Publikum unterschiedliche Farben, Nuancen und die Schönheit einer Partie wahrnimmt.
Ja, aber nicht nur die Schönheit, sondern auch das Wahre. Trotz – oder vielleicht gerade wegen – unserer „falschen Stimme!“
Vielen Dank für das Gespräch, Lawrence Zazzo!
Bei Verwendung des Textes bitte Quelle angeben bzw. verlinken.
Lawrence Zazzo: The philosophical countertenor
Lawrence Zazzo, gifted countertenor, inquisitive philosopher, musicological explorer and philologist, is back on stage at Oper Frankfurt am Main. Following the sensational success of ‘Giulio Cesare’ in the spring, we experience the exquisite exceptional interpreter and human actor in the mysteriously tragic role of Bertarido in George Frideric Handel’s opera ‘Rodelinda’. Staged by director Claus Guth in Lyon in 2018, Guth’s highly psychological music-dramatic study of human nature toured Europe. Lawrence Zazzo will portray the title character Rinaldo in the opera seria ‘Rinaldo’ at the opening of the 2025 Handel Festival in Karlsruhe.
After a brief stop in Milan with ‘L’Opera Seria’ by Florian Leopold Gassmann under the baton of baroque specialist Christophe Rousset, the Göttingen International Handel Festival will follow in May 2025. In Handel’s ‘Tamerlano’, Zazzo provides a baroque insight into the emotional state of the violent, slightly insane ruler. He already wowed audiences in this role in Frankfurt in 2023. The extraordinarily inspired production by R. B. Schlather cast a magical spell over everyone. Barbara Röder met Lawrence Zazzo in Frankfurt am Main in 2025 for an in-depth, philosophically inspired conversation about his favourite roles, his CD ‘Weeping Philosophers’ and the future of countertenors.
Feuilletonscout: Mr. Zazzo, you interpreted Giulio Cesare in Frankfurt as an emotional yet subtle character. Is this role a parade role, a favourite character of yours?
Lawrence Zazzo: I love him. I love the role of Cesare. I keep rediscovering him, giving him different colours, vocal colours, because the character of the figure should shine through in the voice. I can identify well with him. While I first sang the role on stage at 30, I’m now around the same age as the historical Cesare when he met Cleopatra, in his early fifties. He shows feelings, experiences emotional entanglements and the resulting problems. For the first time in his life, he allows himself to reflect.
Feuilletonscout: Reflection and contemplation about his own career makes him human, makes Cesare a person whose path and fate we can follow and experience.
Lawrence Zazzo: Sure, Cesare develops and discovers new character traits in himself. He is successful and asks himself in this ‘historic’ golden period of his life: ‘I am successful. Can I trust my success?’ He is a man of power who has always got what he was after. He is ‘happy’ because he thinks he is in total control of his surroundings and his destiny. But at this glorious climax, he encounters love for the first time.
He is confronted by love. This is a very new, perhaps exotic feeling for him. He realises that he is meeting a younger, female version of himself:
Cleopatra. She is beautiful, clever and incredibly successful. Nostalgia resonates for him in this encounter. He discovers himself as he believes he was in his youth. In the veil aria (Cesare dances, singing around the white veil that Cleopatra has lost), he rejoices in exuberant love: he is overcome with childlike joy. But in this unprotected, joyful moment, the moment of his inner life, in which he feels love, infatuation and discovers himself, he puts himself in danger. He is attacked by Tolomeo, Cleopatra’s brother. Being in love makes you vulnerable!
Feuilletonscout: Is he in love or is he in love with being in love?
Lawrence Zazzo: That’s difficult. I think both.
Feuilletonscout: Handel and his solo cellist and librettist Haym turn Giulio Cesare, a great general, into a human being. Do you think the story fits our times? How does it work?
Lawrence Zazzo: I think today’s public, who are constantly confronted with less-than-ideal examples of politicians, representatives of the world powers in East and West, Europe or America, do not sympathise with Cesare. They don’t trust him. People do not sympathise with him. Are they touched by the fact that a man of power discovers love? I let the audience take part in the life journey of a man who has everything and yet is still surprised by love.
Feuilletonscout: Perhaps he is even overwhelmed and then embarks on the journey. I don’t think the audience sees Cesare that way. Isn’t Handel’s attention first focussed on Cesare? Then Cleopatra takes centre stage. That’s clever.
Lawrence Zazzo: That’s right, but in our production the focus is on Sesto, the son of the murdered Pompeo. His path and fate should be followed, because he could become a good regent and therefore a leading figure. But he carries an unresolved trauma within him. Cornelia, Sesto’s mother, is completely destroyed inside. The future lies in Sesto. Yes, Sesto could become a new Cesare!
Bertarido in ‘Rodelinda’: a hero full of contradictions
Feuilletonscout: The Frankfurt audience has just been able to experience you again as Bertarido. Guth has created a difficult character for us from all the singing performers in the opera ‘Rodelinda’. He tells a depressing story: Bertarido’s son Flavio (a silent role in Handel’s opera) experiences his father as a murderer. This causes a trauma in the boy. When Bertarido returns after his hasty escape, highly emotional and musically endowed by you with all facets of remorse, revenge and love, he fights for his traumatised son. What transforms Bertarido, what worries him, what hurts him and makes him rejoice and breathe a sigh of relief at the end?
Lawrence Zazzo: I have played both Unulfo and Bertarido in other revivals of this production, in Madrid, Lyon, and Amsterdam. The contrast between these two characters is very interesting. Unulfo is a straightforwardly noble character—the moral fulcrum of the opera—faithful, resourceful, courageous. Bertarido, however, as you note, is much less straightforwardly honorable. Claus Guth stages the overture yes with Bertarido murdering his own brother, who is attempting to take the crown–this murder is witnessed by Flavio. Bertarido then returns from exile in disguise, but excoriates Rodelinda for not being faithful, even though Rodelinda acts in the best interest of Flavio and believes Bertarido dead. Rodelinda dares Grimoaldo to kill her son –a pretty risky gambit!
Guth’s production finds a solution (just about) to this ‚moral haze’—their mutual love for Flavio. His love for Flavio leads Bertarido to offer himself in a self-sacrifice (another daring gambit!), in order to (for once) be a good example to his son. But Claus shows us at the end that there is no ‚lieto fine‘ to trauma, no final healing possible, as Flavio continues to be haunted by his demons, with the ‚happy‘ couple resuming their love affair. Bertarido and Rodelinda are also damaged, yes, and know they live in a damaged, dangerous world, but seem to be unaware of what’s happening to Flavio. This is, of course, a very ‚modern‘ message, but I think it’s a necessary one, and I hope that the flawed nature of almost all of these characters allows the audience to identify with them in a way they might not have in the 18th century.
Feuilletonscout: I noticed when Bertarido enters the scene on a starry night, observing his former home, he plays with white stones in his hand. Do they have meaning for him? At the end of ‘Rodelinda’, Bertarido kills again. Is that his nature? It is macabre that Bertarido cleans his hands in Macbeth style before the banquet in the final scene, when all the adversaries and allies celebrate peace. Very slowly and deliberately. That’s how it seemed to me. That says a lot?
Lawrence Zazzo: I did not recognise the association with Macbeth, that’s an interesting one. And like Lady Macbeth he can’t seem to get rid of the blood. Of course, he kills Garibaldo to save Grimoaldo, but it’s clear he’s sick of all the killing—but in 7th century ‚Game of Thrones‘ Lombardy, there is no solution to continual violence. The stones for me have a dual meaning—death/mortality (as represented by my own tombstone I read before ‚Dove sei‘), but also nature—its constancy, its power to renew (as seen in the Act 2 aria ‚Con rauco mormorio’).
Feuilletonscout: When did you catch ‘theatre fever’?
Lawrence Zazzo: I’ve been on stage for as long as I can remember. I was and still am rooted to the stage. As a teenager, I had my proverbial magic moments: I was a child magician, The Great Zazzini, a magician at children’s birthday parties. I have very fond childhood memories of the magic wand and magic cape that fuelled my childhood in New Jersey. My mother was a typical ‘stage mother’ in the best sense of the word. She encouraged and supported me, taking me to rehearsals for Children’s choirs and youth theatre, which were the elixir of my youth. I didn’t like theatre at all in high school and I wasn’t that drawn to opera. Everything seemed over the top to me. Instead I sang in the choir.
Feuilletonscout: You sing in falsetto and are at home in this vocal range. In contemporary operas such as ‘Medea by Aribert Reimann, who died recently, you are just as at home vocally as in the baroque classics by Handel, Porpora or Vivaldi. How does the combination of contemporary/baroque influence the development of your voice?
Lawrence Zazzo: I also sing with a chest voice, like Tolomeo does in our production. I would love to sing King Edgar in Reimann’s ‘Lear’, as the change of voice register (counter/tenor) in this part appeals to me. Only counters in contemporary operas can do that, switching from chest to head voice without much effort. At the very beginning of my career, I only sang falsetto. A lot has changed since then. The new generation of counters sing with both voices. When I teach, it’s initially about developing the chest voice. Too much falsetto at the beginning is dangerous. I love working with younger voices: in Newcastle, I am Head of Performance and Senior Lecturer in Music. I recently produced and conducted Purcell’s ‘Fairy Queen’ with my students, and with this music one can explore boundaries—both emotional and vocal—in exciting but nurturing ways
Feuilletonscout: What would you like to continue conducting? Do you have any favourite operas?
Lawrence Zazzo: Gluck’s ‘Orfeo’, and perhaps Mozart’s Mitridate, which has a wonderful libretto–perhaps one of Mozart’s most personal or at least autobiographical.
Feuilletonscout: At the Handel Festival in Halle in 2024, you sang a very rarely performed piece by Handel, which can also be found on your CD ‘Handel Uncaged: Cantatas for Countertenor’.
Lawrence Zazzo: Yes, it’s very exciting. it’s an unpublished 30-minute cantata that tells the very humorous story of a male bird who is trying to avoid capture by three women. In the end, he cuts off his ‘tail’ to escape, upon which the women decides he’s not so lovely after all! Very funny, and rare to see this light-hearted side of Handel outside some of the less ‘serious’ operas like Xerxes, Partenope, and Semele.
Feuilletonscout: You are currently rehearsing ‘Rinaldo’ in Karlsruhe for the Händel-Festspiele. What kind of person is he? Does he have particularly tricky arias and equally emotional outbursts. Is he a straightforward character…?
Lawrence Zazzo: Rinaldo has a different journey from Bertarido in Rodelinda—he is in fact much more like Orlando. In Karlsruhe, we are performing Handel’s later revised version of Rinaldo, performed in 1731, and I see this version as a prototype of his later opera written only two years later in 1733 for Senesino, Orlando. Here in 1731, we see Handel experimenting with some ideas he would put into full use in that later ‚mad‘ opera. Like Orlando, Rinaldo faces an impossible choice—love or battle. While Orlando’s encounters with the magical powers of Zoroastro cure his madness, Armida’s illusions drive him mad—and in Hinrich Horstkotte’s production, Rinaldo ends the opera like Flavio, unable to recover from his ‚errors‘. He does not sing the victory aria ‚Or la tromba‘ but rather a curious, almost superficial love aria to an absent Almirena. So, another flawed hero!
Weeping Philosophers: Music between pain and wisdom
Feuilletonscout: I look forward to experience this soon! Your latest CD ‘Weeping Philosophers’ was preceded by a concert at the Wigmore Hall in London in 2017.
Lawrence Zazzo: Yes, I put together a program for the legendary Wigmore Hall lunchtime concerts Built around Barbara Strozzi’s cantata ‘L’Eraclito amoroso’ was first performed in 1651. Heraclitus was known as the ‘Weeping Philosopher’, also paired with Democritus, the ‘Laughing Philosopher’, and around these two expressive poles I built a short concert programme that continued to develop into Weeping Philosophers, released last year.
Feuilletonscout: Was Barbara Strozzi an exceptional phenomenon at the time? I think she studied with Cavalli. She was a Venetian ‘wonder woman’ who was supported by her father, but had to earn respect as a singer, poet and composer. She broke through the ‘male domain’ of composing and writing poetry, so to speak.
Lawrence Zazzo: Yes, of course! Strozzi was exceptional. A real poet and composer. In her ‘L’Eraclito amoroso’, ‘Heraclitus in Love’, we have musicalisations of sob, crying, panting, sighing, and amongst other pieces on the disc I used this as a sprinboard for para-musical expression, not really heard in music these days outside of verismo.
Feuilletonscout: Laughing and crying philosophers, how are they represented in baroque music? In Strozzi’s cantata, we experience Heraclitus up close as a lovesick philosopher. His tearful despair literally leaps out at the listener. The key phrase ‘la fede è morta’ reveals a truly grieving lover. You show this very truthfully and plausibly in your singing.
Lawrence Zazzo: Thank you for the compliment (Zazzo beams).
I naturally wanted to see Handel’s philosophers represented. But I just couldn’t find representative pieces that I could sing and that would fit with the theme of this CD. The magician Zoroastro in ‘Orlando’ could well pass as a true seer and philosopher. But he’s more of a magician, and I didn’t see any benefit in singing Zoroastro’s bass music as a countertenor. Similarly, I decided not to include opera’s most famous philosopher, Seneca in Monteverdi’s Il coronazione di Poppea.
Feuilletonscout: Orlando was performed here at the Bockenheimer Depot. (A venue for fine baroque productions, contemporary finds or chamber music classics) In ‘Veremonda’ by Cavalli from 1652, which funnily enough was written at almost the same time as Strozzi’s cantata, there is an astronomer, more like a stargazer.
Lawrence Zazzo: But he’s not really a philosopher either. If I can remember it correctly, Jean-Baptiste Stuck, whose cantata ‘Héraclite et Démocrite’ (1711) is also on the CD, included a note in the published music that he wrote a part in soprano clef so that the ladies could read and play the part, but under no circumstances should they entertain the idea of performing or interpreting a philosopher (the part is in tenor clef). ‘If the ladies want to play and perform my piece, then please only in their parlour, that’s fine by me’. In Stuck’s own words…! The women were usually the ones who bought sheet music and new compositions. So I decided to challenge Stuck at his own game, so to speak, and so made a new version, with Heraclitus and Democritus sung by a soprano and alto. This is a premiere of that version, and I think it works rather well (but listeners can judge for themselves).
Feuilletonscout: OK, so the weeping Heraclitus and his laughing counterpart Democritus are certainly given an exciting philosophical tone colour in terms of music drama.
Is there a dream role for you?
Lawrence Zazzo: I don’t think it has been written (for me) yet. I am very much in love with and fascinated by contemporary roles that allow me to discover my voice, myself. Rolf Riehm’s compositions mean a lot to me. I enjoyed working with him. The monodrama ‘Paradise Lost’ by Geoff Page, based on Milton’s epic poem, in which I sang and interpreted Satan in 2020, was a very exciting, thrilling project, a great experience for me. I was able to balance all facets of the chest voice.
Feuilletonscout: At the end, I always like to ask the artists the following question: ‘What question would you like to answer that you have never been asked before?’
Lawrence Zazzo: That’s a ‘great question’, a very interesting question.
Where are countertenors heading? What does the future look like for our voice type? Are we a brief episode, a fashionable phenomenon in the history of opera, or will we countertenors remain an integral part of the operatic scene?
Feuilletonscout: Counter singing is not dying.
Lawrence Zazzo: I say to myself: ‘Handel didn’t write for me. I’m not a castrato. Why am I singing the music with a ‘wrong’ voice? Shouldn’t women be singing your parts? Handel had castrati and mezzos. He cast counters in some oratorios, but never in his operas.’
Zazzo frowns and thinks about it
Yes, women sing my parts beautifully, marvellously. The dramatic moment helps. Yet there is room for so many interpretations in this wonderful music. I think that I and my ‘Fach-colleagues’ bring a certain drama that disproves some of my reservations. I want my audience to perceive different colours, nuances and beauty, yes, but not just beauty—truth. Despite—or perhaps because of- our ‘false voice’!