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Literatur pur – „Vorwärts zur Natur!“ bei der LIT:potsdam

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Literatur

Barbara Hoppe

Die diesjährige LIT:potsdam greift ein oft verklärtes und romantisiertes Bild auf und stellt es in einen modernen, zeitgemäßen Kontext. „Vorwärts zur Natur“ heißt das diesjährige Motto der Literaturtage. „Wir Deutschen haben den Begriff der Natur im 19. Jahrhundert unerträglich romantisiert. Gleichzeitig begann mit der Industrialisierung eine rasende Ausbeutung der Natur“, erklärt Denis Scheck, seit zwei Jahren Programmleiter des Festivals. Mit den erschreckenden Konsequenzen in Gestalt von Klimawandel und Artensterben seien wir heute konfrontiert, was bei vielen Menschen zu großer Verunsicherung führe. Kämen dann noch weitere Krisen hinzu, suche man natürlich nach Halt und Orientierung. „Und da landet man ganz zwangsläufig bei der Natur“, führt Denis Scheck aus und ergänzt: „Aber „Vorwärts zur Natur“ soll eben das Gegenteil von Rousseaus rückwärtsgewandtem „Zurück zur Natur!“ signalisieren. Wir wollen keine romantischen Vorstellungen von angeblichen reinen Ursprüngen und Herkünften verklären, sondern mutig und erkenntnisdurstig den Schritt in die Zukunft wagen.“

Darum wird auch das in der Gegenwartsliteratur derzeit stark vertretene „Nature Writing“ im Mittelpunkt der LIT:potsdam stehen. Mit Judith Schalansky und Helen Macdonald konnten gleich zwei herausragende Autorinnen dieses Literaturtrends für die Eröffnungsveranstaltung gewonnen werden. Aber auch mit Marc-Uwe Kling und seinem neuesten Roman, mit dem Evolutionsbiologen Josef H. Reichholf oder mit Benedict Wells, der im Park der Villa Jacobs aus einem noch nicht veröffentlichten Roman lesen wird, warten auf die Besucher weitere außergewöhnliche Highlights mit Strahlkraft. „Am Ende der LIT:potsdam habe ich das Gefühl, dass die Bücher hier quasi lebendig werden und ihre enorme Wirkkraft auf unser Denken und gesamtes Empfinden entfalten“, fasst Denis Scheck das Besondere des Festivals zusammen.

LIT:potsdam
2. bis 7. Juli 2024

Dieser Artikel erschien auch in der Kulturbeilage „Kulturzeit“ der Berliner Morgenpost, März 2024.

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Pure literature – „Forward to nature!“
This year’s LIT:potsdam also takes up an often glorified and romanticized image and places it in a modern, contemporary context. „Forward to Nature“ is the theme of this year’s literary festival. „We Germans unbearably romanticized the concept of nature in the 19th century. At the same time, the rapid exploitation of nature began with industrialization,“ explains Denis Scheck, who has been the festival’s program director for two years. Today, we are confronted with the alarming consequences in the form of climate change and species extinction, leading to great uncertainty among many people. When additional crises arise, people naturally seek stability and orientation. „And that inevitably leads us back to nature,“ Denis Scheck elaborates, adding, „But ‚Forward to Nature‘ is meant to signal the opposite of Rousseau’s backward-looking ‚Back to Nature!‘ We don’t want to romanticize supposed pure origins and heritages but to bravely and inquisitively take a step into the future.“

Therefore, the currently prominent „nature writing“ in contemporary literature will also be at the center of LIT. With Judith Schalansky and Helen Macdonald, two outstanding authors of this literary trend have been secured for the opening event. But with Marc-Uwe Kling and his latest novel, evolutionary biologist Josef H. Reichholf, and Benedict Wells, who will read from an unpublished novel in the park of Villa Jacobs, visitors can look forward to other extraordinary highlights with a great impact. „At the end of LIT, I have the feeling that the books here almost come to life and unfold their enormous impact on our thinking and entire perception,“ summarizes Denis Scheck, highlighting the festival’s unique character.


Ein Gedanke zu „Literatur pur – „Vorwärts zur Natur!“ bei der LIT:potsdam“

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