Literaturfestivals haben in Berlin und Brandenburg eine langjährige Tradition. Die LIT:potsdam feiert in diesem Jahr ihren 10-jährigen Geburtstag. Von Barbara Hoppe.
Für Thomas Böhm, neuer Leiter der LIT:potsdam, macht das besondere Flair des Festivals seine Einzigartigkeit aus. Die Geschichtsträchtigkeit der Orte, die Herrlichkeit der Parkanlagen und die Festlichkeit der Räume sorgten grundsätzlich für eine gewisse Feierlichkeit, schwärmt er. So feiere man in diesem Jahr die Verbindungen der Potsdamer Literaturschaffenden in die Welt. „Unter dem Motto ‚Was uns verbindet‘ werden Antje Rávic Strubel und Zaia Alexander einen Abend über Virginia Woolf und Joan Didion gestalten, die beide von Strubel übersetzt wurden. Und Jonathan Franzen kommt zu einem Abend mit seiner langjährigen Übersetzerin Bettina Abarbanell. Bruno Peisendörfer hingegen fragt, inwieweit uns Kultur vereinen kann “, erläutert er. Zentrale Fragen wie „Was ist globale Solidarität?“ „Wie können wir uns in Europa verständigen?“ „Was verbindet feministische Autorinnen über die Grenzen von Raum und Zeit hinweg?“ „Welche historischen Erfahrungen und damit verbundene Gefühle teilen wir?“ bilden die Schwerpunkte im diesjährigen Programm. Die Bandbreite reicht dabei vom Brandenburgischen Geschichten-Jahrmarkt, der Menschen gewidmet ist, die ‚Literatur leben‘ bis zur Eröffnungsrede der simbabwischen Autorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga, die 2021 als erste schwarze Frau den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt. Dabei schaut das Festival durchaus über den rein literarischen Tellerrand und beleuchtet am „Digitaltag“ auch die Narrative von Computerspielen.
Doch nicht nur die Inhalte zählen. Gemeinsam wollen die Kulturschaffenden ein grünes Festival vorleben. Als erstes Literaturfestival der Welt kommen nur noch Gäste, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen können. „. Niemand reist eigens für uns aus einem anderen Kontinent an“, betont Böhm.
Bei aller Vielfalt der Themen darf am Schluss dann auch noch ein bisschen gefeiert werden. „Mir ist aufgefallen, dass kein Literaturfestival in Deutschland eine Party macht. Das ändern wir. Am vorletzten Tag des Festivals machen wir einen „Bücher-Ball“. Dafür haben wir einen tollen Ort, wo wir bis in die Morgenstunden feiern können – bei schönem Wetter sogar draußen“, freut sich der Festivalleiter.
LIT:potsdam: 26. Juni bis 3. Juli 2022
Das gesamte Programm des Festivals und die Veranstaltungsorte finden Sie hier.
Der Beitrag erschien ebenfalls in der Kulturzeit, Juni 2022, der Berliner Morgenpost.
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