Kolumne von Susanne Falk.
Machen wir uns nichts vor: Allem Anfang wohnt das Scheitern inne. Ich hab nicht einmal versucht, dieses Jahr mit gesundem Essen zu beginnen, sondern gleich die restlichen Vanillekipferl vom Vorjahr zum Frühstück verputzt. Trotzdem starte ich 2023 frohgemut mit etwas Neuem. Und Sie werden mich dabei begleiten. Auf geht’s!
Damit wir uns richtig verstehen: 2022 ging bei mir nicht gerade erfolgreich zu Ende. Warum auch immer das so viele glauben tun zu müssen, aber Projektabsagen kurz vor Weihnachten rauszuhauen ist ziemlich grausam. Die einen machen dabei reinen Tisch und die anderen liegen im Anschluss dank Kummerbesäufnis unter dem selbigen. Na gut, ich musste nicht unter dem Tisch liegen, jedenfalls nicht direkt. Ich hab gerade vier neue IKEA-Stühle angeschafft (und mühsam zusammengeschraubt – die Pest über die Designer von Nordviken, schwarz lackiert!). Auf diesen sitzend erkläre ich Ihnen jetzt meinen Plan für das neue Jahr.
Noch im Dezember hatte ich ein Konzept erstellt für mein nächstes Schreibprojekt. Das wird vermutlich ebenso schwer einen Verlag finden, wie das frühere, aber sei’s drum. Mein letztes Langzeitprojekt war eine Novelle und nachdem ich nun begriffen habe, wie die funktioniert (vom Schreibprozess her gesehen), habe ich Blut geleckt und sitze an der nächsten. Kurz zur Erklärung: Novellen sind nicht gerade Liebkind der Verlage. Zu kurz, zu schwer zu vermarkten. Und wer jetzt glaubt, Novellen sind so etwas wie kürzere Romane, der irrt leider auch, aber gewaltig.
Schreibe ich einen Roman, dann wechsele ich beständig zwischen Haupt- und Nebenhandlung hin und her. Komme ich also an einer Stelle der Handlung nicht recht weiter, kann ich mich beim Schreiben so lange auf den anderen Handlungsstrang konzentrieren, bis mir eingefallen ist, wie es weitergehen soll. Diese Technik fällt beim Novellenschreiben weg, denn Novellen haben keine Nebenhandlung. Man verbringt also eine ziemlich lange Zeit vorwiegend mit der eigenen Hauptfigur. Da ist es hilfreich, wenn man die Figur auch mag.
Ich stelle sie Ihnen kurz vor: Meine neue Hauptfigur ist ein Totengräber. Ich fand das ganz passend, weil… Ich glaube, das muss ich nicht erklären. Der Mann läuft 1918 namenlos über die verlassenen Schlachtfelder Verduns und begräbt Tote, die keiner begraben hat. Irgendwer muss das ja tun. Und währenddessen erzählen ihm diese Toten jeweils ihre Lebensgeschichten, in aller Kürze und einzelnen Episoden. Das ist das Konzept. Es ist also ein pazifistisches Antikriegsbuch.
Klingt nicht sonderlich lustig, denken Sie vielleicht? Mag sein, aber mir ist wohl dieser Tage nicht unbedingt nach lustig. Mal abgesehen davon, dass der Mann auch einen Komiker begraben wird. Jede Tragödie braucht auch einen Schuss Komödie drin, sonst funktioniert der Text nicht. Und da Sie nun schon einmal hier sind, dachte ich, Sie könnten mich in diesem Jahr beim Schreibprozess begleiten, quasi als Werkstatteinblick. Wenn Sie möchten.
Keine Sorge: Wir machen uns das schon nett, Sie und ich. Darin bin ich nämlich gut, ich weiß, wie man es sich schön macht (und erinnere an dieser Stelle an die Vanillekipferln, von denen ich gerade noch eine weitere Schachtel unterm Küchentisch gefunden habe – jippie!). Sie werden sich also wohl fühlen, das verspreche ich Ihnen. Ich muss nur noch den Stapel Wäsche von meinem Schreibtisch aufs Sofa rüber schupfen und dem Kind sagen, dass es jetzt nicht Naruto in der 1.000.000sten Folge auf meinem Computer sehen kann, weil ich auf dem arbeiten muss. (Ganz ehrlich, wie viele Staffeln hat diese Serie eigentlich???). Dann bin ich quasi startklar.
Und Sie?
Bereit für etwas Neues?
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