Kolumne von Susanne Falk.
„Fürs Herz!“
„Spannung pur!“
„Best friends forever!“
Wenn Ihnen solche Schilder auf Büchertischen schon einmal untergekommen sind, dann wissen Sie, was Lesemotive sein sollen: emotionale Überbegriffe für Bücher, die inhaltlich mit ähnlichen Themen arbeiten. Die legt man im Buchhandel gerne auf einen gemeinsamen Tisch zwecks Verkaufsförderung. Da gibt es dann z.B. den Tisch für Herzschmerz, den Muttertagstisch oder den saisonalen Weihnachts- oder Osterbüchertisch. Auf letzterem finden Sie nicht nur ganz aktuell Frühlingsbücher für Kleinkinder, sondern auch so etwas wie „Es ist nur eine Phase, Hase“. Sie verstehen – Hasen sind hier ein Lesemotiv, die mit roten Nasen und blauem Ohr genauso wie die in der Midlifecrisis, denn die kommt bei Hasen häufig vor.
Nun reizt es mich allerdings jedes Mal, die Schilder zu vertauschen. Wie schön wäre es, wenn der Hinweis „Fürs Herz!“ sich statt bei den Liebesromanen plötzlich in der Kochbuchabteilung für richtig fettige, traditionelle Backwaren wiederfinden würde?! Oder „Spannung pur!“ steht auf einmal nicht mehr bei den Krimis, sondern bei den richtig, richtig langweiligen Rechtsberatungsbüchern für angehende Wirtschaftsjuristen. Nicht zu vergessen „Best friends forever!“, was man aus der Manga-Abteilung entwendet und stattdessen auf den Biografientisch legt, wo man schleunigst unmögliche Kombinationen zusammenwürfelt, etwa Yoko Ono und Paul McCartney. Oder Gregor Gysi und Angela Merkel. Oder Donald Trump und Wladimir Putin… nein, halt, zu viel der Ironie.
Noch schöner finde ich es, wenn Buchhändlerinnen und Buchhändler ganz clever passende Covermotive auf einen Tisch legen. Das nennt sich dann Buchzwilling und ergibt zuweilen wirklich lustige Kombinationen, wenn etwa ein Krimi und ein Buch übers Gärtnern, die zufällig dieselbe Blume auf dem Cover tragen, gemeinsam beworben werden, obwohl es inhaltlich gar keine Überschneidungen gibt. Manchmal ordnet man die Bücher auch schlicht nach der Grundfarbe des Covers (also alles in Grün, Blau, Rot, Rosa etc.) und findet dann einen netten Überbegriff fürs Lesemotiv, so etwas wie „Grün, grün, grün, sind alle meine Bücher!“. Und dann packt man da heimlich eine Biografie von Robert Habeck dazu…
Ich persönlich würde ja gerne noch ein Stück weiter gehen und das Cover mit der Umgebung kombinieren. Dann schwimmen Caroline Wahls „22 Bahnen“ und Kristine Bilkaus „Wasserzeiten“ gemeinsam im (unbefüllten) Babyplanschbecken herum oder „Haltet den Ball!“ von Susanne Straßer und die aktuelle Christiano-Ronaldo-Biografie von Guillem Balagué kullern durch das Bällebad. (Ich liebe Bällebäder! Wenn ich da als Erwachsene hinein darf, schau ich auch freiwillig in ein Ronaldobuch!) Vielleicht ist das ja die Zukunft des derzeit arg kränkelnden Buchwesens in Deutschland: Machen wir den Kauf eines Buchs zum Erlebnis! Ich freu mich schon, „VWL für Dummies“ aus dem Münzschieberautomat rauszufischen…
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My Books! „The Motif„
Column by Susanne Falk.
„For the heart!“
„Pure suspense!“
„Best friends forever!“
If you’ve ever come across signs like these on book tables, then you know what reading motifs are supposed to be: emotional, overarching terms for books that deal with similar themes. In bookstores, these are often grouped together to boost sales. There’s, for example, the table for heartache, the Mother’s Day table, or the seasonal Christmas or Easter book table. On the latter, you’ll find not only spring books for toddlers but also something like „It’s just a phase, bunny.“ You get it — bunnies are a reading motif here, with red noses and blue ears, just like those in a midlife crisis, because that often happens with bunnies.
However, it always tempts me to swap the signs. How nice would it be if the sign „For the heart!“ were suddenly found not with the romance novels but in the cookbook section for really fatty, traditional baked goods?! Or if „Pure suspense!“ no longer appeared with the crime novels but instead with the truly, truly boring legal advice books for aspiring business lawyers? Not to mention „Best friends forever!“ which one could steal from the manga section and instead place on the biography table, quickly pairing unlikely combinations like Yoko Ono and Paul McCartney, or Gregor Gysi and Angela Merkel, or Donald Trump and Vladimir Putin… wait, no, too much irony.
What I find even better is when booksellers cleverly place matching cover motifs on the same table. This is called a „book twin,“ and sometimes it leads to truly funny combinations when, for example, a crime novel and a book about gardening, both featuring the same flower on the cover, are advertised together, even though the contents have no overlap. Sometimes books are simply grouped by the basic color of the cover (so everything in green, blue, red, pink, etc.), and then you find a nice overarching motif for the books, something like „Green, green, green, are all my books!“ And then, secretly, you add a biography of Robert Habeck…
Personally, I’d love to take it a step further and combine the cover with its surroundings. Then Caroline Wahl’s 22 Lanes and Kristine Bilkau’s Watertimes could swim together in a (unfilled) baby paddling pool, or Catch the Ball! by Susanne Straßer and the current Cristiano Ronaldo biography by Guillem Balagué could roll through a ball pit. (I love ball pits! If I’m allowed into one as an adult, I’ll even voluntarily look at a Ronaldo book!) Perhaps this is the future of the currently struggling book industry in Germany: Let’s make buying a book an experience! I’m already looking forward to fishing Economics for Dummies out of the coin pusher…