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Meine Bücher! „Der Club der sehr, sehr geheimen Bücher“

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Kolumne von Susanne Falk.

Ich stand kürzlich in einer großen Buchhandlung und war beschämt: So viele tolle Bücher aus 2025, die ich alle nicht gelesen hatte! Dabei steht der Bücherherbst schon in den Startlöchern. Warum nur hatte ich diese vielen Neuerscheinungen alle verpasst? Bis mir einfiel, dass ich längst Mitglied eines ziemlichen exklusiven und darüber hinaus äußerst geheimen Clubs von Bücherwürmern bin, denn: Ich lese die Bücher, bevor sie überhaupt zu Büchern werden.

Das hört sich für Leseratten erst einmal nach dem Paradies an, wenn man im Verlagswesen Manuskripte zu lesen bekommt, lange bevor sie ein anderer Mensch sieht, lange bevor sie je publiziert werden. Darin liegt dann aber auch gleich das Problem: Eine ganze Menge Bücher, die bei mir als Manuskriptrohfassungen auf dem Tisch landen, kommen über diesen Status gar nicht erst hinaus. Manche sind einfach qualitativ so schlecht, dass man daraus bei aller Liebe kein Buch zimmern kann. Andere sind wiederum zu „nischig“, sprich dermaßen weitab von jedem halbwegs verkäuflichen Mainstream, dass man als Verlag leider ablehnen muss, weil man schon weiß, dass man für dieses Buch keine Leser finden wird. Und dann gibt es da noch die Perlen, die man gerne hätte, sich aber nicht leisten kann.

Von Agenturen Manuskripte zu ordern, um sie auf ihre Qualität zu prüfen, kann sich so anfühlen, als ob man plötzlich den Schlüssel zu einem geheimen Süßigkeitenclub verliehen bekommen hat. Dann liest man Bücher, lange bevor sie jemals auf Deutsch erscheinen oder Manuskripte von Autorinnen und Autoren, die man sich wahrscheinlich nie wird leisten können als Verlag, um deren Buchrechte man aber trotzdem mitrittert. Man weiß ja nie – und es zu versuchen schadet ja niemandem. Lizenzen kosten dabei sehr viel weniger, als viele glauben. Übersetzungen sind dagegen teuer. Prominente Autorinnen und Autoren sind es auch. Ob zu recht oder zu unrecht, weiß man, wenn man im geheimen Club der Pre-pre-pre-view-Leserinnen angekommen ist.

Ich lese also gar nicht weniger als früher, sondern eher mehr. Es sind nur einfach keine Bücher mit Schutzumschlag und Lesebändchen, sondern lose Blätterstapel, die mich aus aller Herren Länder erreichen. So kurz vor der Frankfurter Buchmesse bin ich aktuell an den niederländischen Agenturen und Verlagen dran, weil ich deren Buchmarkt besonders spannend finde. Daneben wühle ich mich durch die Sachbuchkataloge der US-amerikanischen Ivy-League und halte fest: Vergessen Sie Yale und Harvard – Princeton hat das tollste Programm!

Tolle Bücher zu lesen, macht Spaß. Der Duft des Papiers, der schicke Einband, das Knistern, wenn man ein Buch zum ersten Mal aufschlägt – alles wunderbar. Aber das Gefühl, einen Bücherschatz entdeckt zu haben, den noch niemand kennt – unbezahlbar!

Bei Verwendung des Textes bitte Quelle angeben bzw. verlinken.

My Books!The Club of Very, Very Secret Books

Column by Susanne Falk

I was recently standing in a large bookstore and felt ashamed: so many great books from 2025 that I hadn’t read! And the autumn book season is already about to begin. How had I missed all these new releases? Until I remembered that I’m already a member of a rather exclusive and, moreover, extremely secret club of bookworms, because: I read books before they even become books.

At first, that sounds like paradise for book lovers – getting to read manuscripts in the publishing world long before anyone else sees them, long before they are ever published. But therein lies the problem: a great many books that land on my desk as rough manuscript drafts never get past that stage. Some are simply of such poor quality that, however much you might wish otherwise, no book can be made from them. Others are simply too “niche” – so far removed from anything even remotely marketable that a publisher has to decline, knowing that no readers will be found for them. And then there are the pearls you’d love to acquire but simply can’t afford.

Ordering manuscripts from agencies to assess their quality can feel like suddenly being given the key to a secret candy club. You get to read books long before they ever appear in German, or manuscripts from authors you’ll probably never be able to afford as a publisher but still compete for their rights anyway. You never know – and trying doesn’t hurt. Licenses cost much less than many believe. Translations, on the other hand, are expensive. So are prominent authors. Whether deservedly or not, you find out once you’ve joined the secret club of pre-pre-pre-view readers.

So I don’t actually read less than before, but rather more. They’re just not books with dust jackets and ribbon bookmarks, but loose stacks of paper arriving from all over the world. Right now, just before the Frankfurt Book Fair, I’m particularly focused on Dutch agencies and publishers, since I find their book market especially exciting. At the same time, I’m digging through the nonfiction catalogs of the U.S. Ivy League and can confirm: forget Yale and Harvard – Princeton has the best program!

Reading great books is fun. The smell of paper, the elegant binding, the crackle when you open a book for the first time – all wonderful. But the feeling of having discovered a book treasure that no one else knows about yet – priceless!

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