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Meine Bücher! „Der Feind in meinem Bücherschrank“

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Kolumne von Susanne Falk.

Nicht lieferbar! Wie jetzt – die ganze Welt liest die Lebensgeschichte von Trumps neuem Vize-Clown und ich bekomme kein Exemplar von J.D. Vances „Hillbilly Elegy“? Auf der anderen Seite: Das Buch aus der Bücherei auszuleihen verhindert, dass ich diesem Wahnsinnigen mein hart verdientes Geld in den Rachen schmeißen muss. Fragt sich nur: Wie lang ist die Warteliste und muss man die Bücher seiner „Feinde“ eigentlich kennen?

Meine Bücherkolumne und ich sind zurück aus der Sommerpause und was war das für ein Sommer! Heiß und voller Überraschungen! Eine davon beschert uns einen vollkommen anderen US-amerikanischen Wahlkampf als gedacht, über die andere darf ich noch nicht reden, weil vorerst geheim – aber es handelt sich in jedem Fall um etwas Schönes! Und auch wenn nun alles anders ist, weil Kamala Harris eine echte Chance hat, das Rennen ums Präsidentenamt zu gewinnen, beschleicht mich doch das Gefühl, als müsste ich mich darüber informieren, wer denn Trumps Vize ist. Dazu sollte ich aber sein Buch erst einmal in die Finger kriegen und das ist leider auch bei den Wiener Büchereien auf ewig ausgeliehen und vorgemerkt. Doch so leicht gebe ich nicht auf. Nächster Stopp: Antiquariat!

Bis ich da endlich meine Printausgabe (Netflix schauen kann jeder, ich will das im Original lesen, bitteschön!) in den Händen halte, stelle ich mit dem allergrößten Entsetzen fest, dass nun auch Melania Trump ihre Memoiren veröffentlicht. Die erscheinen am 1. Oktober und tragen den strunzdämlichen Titel „MELANIA“. Obwohl – so dämlich ist das gar nicht. Da lässt wohl jemand schon in weiser Voraussicht auf eine Scheidung den eigenen Nachnamen weg. Das Buch ist im englischen Original angekündigt mit mageren 256 Seiten – für die Lebenserinnerungen einer First Lady ist das ganz schön dürftig. Michele Obama kam mit „Becoming“ immerhin auf 464 Seiten, Hillary Clinton auf stolze 576 Seiten für „Living History“ und selbst Laura Bush plaudert aus dem Herzen auf 464 Seiten in „Spoken from the Heart“. Melania Trump hat uns also nach wie vor wenig zu sagen – das war schon so in ihrer Zeit im Weißen Haus und daran hat sich wohl nichts geändert. Die Frau ist ganz und gar Cover und wenig Inhalt.

Donald Trump verkauft ja seit Monaten lieber Bibeln (in zweifelhafter Edition) zur Finanzierung seines Wahlkampfs. Von einer autorisierten, neuen Biografie, wie bei Ex-Präsidenten üblich, ist keine Rede. Stattdessen könnte man sich aber über Kamala Harris informieren und ihren Bestseller „The Truths We Hold. An American Journey“ lesen. Wenn man denn will.

Doch braucht man das alles? Muss ich die glatt gespülten Biografien von Freund und Feind wirklich kennen, um zu sagen, was da auf uns zukommen könnte? Oder warum die Dinge waren wie sie waren? Zu was taugen eigentlich präsidiale Biografien – außer zum Geldscheffeln für die ohnehin schon wohlhabenden Präsidenten und ihre anachronistischen, weil im Rollenklischee steckengebliebenen Anhängsel? Wobei sich auch das demnächst ändern dürfte mit Doug Emhoff als First Husband. Zum Glück!

In Österreich sind demnächst auch Wahlen, sogar sehr bald, aber ich käme nie auf die Idee, ein Buch von Karl Nehammer zu lesen oder eines von Andi Babler (gibt es auch gar nicht.). Und ganz besonders keines von Herbert Kickl! Aber der verbrennt Bücher wahrscheinlich ohnehin lieber, als dass er welche publiziert… Stattdessen höre ich ihnen zu, wenn sie im Radio sprechen, oder muss mich jetzt von Wahlplakaten herab belehren lassen, was man sich da für politische Ziele setzt. Auch nicht inhaltsschwangerer als Melania Trumps Biografietitel.

Von Tim Walz gibt es übrigens noch keine Autobiografie. Der hat es schlicht vor lauter echtem Leben noch nicht geschafft, seine Geschichte marketingtechnisch so zu verbiegen, dass sie sich in die Reihe präsidialer Selbstbekenntnisse einpasst. Gut so. Lasst den Mann sein wie er ist – ein echter Joker im Präsidentschaftswahlkampf und darüber hinaus ein ziemlich vernünftig wirkender Mensch. Um das zu sehen, braucht es gar keine Fake-Biografie. Nur etwas Verstand.

Bei Verwendung des Textes bitte Quelle angeben bzw. verlinken.

My Books!The Enemy in My Bookshelf„. Column by Susanne Falk

Unavailable! What now – everyone in the world is reading the life story of Trump’s new vice-clown, and I can’t get a copy of J.D. Vance’s „Hillbilly Elegy“? On the other hand, borrowing the book from the library prevents me from throwing my hard-earned money at this lunatic. The only question is: how long is the waiting list, and do you really have to be familiar with your „enemy’s“ books?

My book column and I are back from the summer break, and what a summer it was! Hot and full of surprises! One of them gives us a completely different U.S. election campaign than expected, while the other I can’t talk about yet because it’s still a secret – but it’s something good! And even though everything is different now, because Kamala Harris has a real chance of winning the presidential race, I still feel like I need to find out who Trump’s vice president is. But first, I need to get my hands on his book, and unfortunately, it’s permanently borrowed and reserved at the Vienna libraries. But I won’t give up so easily. Next stop: Antiquarian bookshop!

Until I finally get my hands on my print edition (anyone can watch Netflix, I want to read it in the original, thank you very much!), I am horrified to discover that Melania Trump has also written her memoirs. They are being released on October 1st with the incredibly dumb title „MELANIA.“ Although, maybe that’s not so dumb after all. Someone might already be planning to drop her last name in anticipation of a divorce. The book is announced in the English original with a meager 256 pages – for the memoirs of a First Lady, that’s pretty meager. Michelle Obama’s „Becoming“ had at least 464 pages, Hillary Clinton’s „Living History“ boasted a whopping 576 pages, and even Laura Bush chatted from the heart on 464 pages in „Spoken from the Heart.“ So Melania Trump still has little to say – just like during her time in the White House, and nothing seems to have changed. The woman is all cover and no content.

Donald Trump has been selling Bibles (in dubious editions) for months to fund his campaign. There’s no talk of an authorized new biography, as is customary for ex-presidents. Instead, you could read up on Kamala Harris and her bestseller „The Truths We Hold. An American Journey“ – if you want to.

But do we want all this? Do I really need to be familiar with the polished biographies of friends and foes to say what might be coming our way? Or why things were the way they were? What is the point of presidential biographies anyway – other than to make money for the already wealthy presidents and their anachronistic appendages stuck in gender stereotypes? Although that may soon change with Doug Emhoff as First Husband. Fortunately!

In Austria, there are elections coming up soon, even very soon, but I would never dream of reading a book by Karl Nehammer or Andi Babler (there aren’t any anyway). And certainly not one by Herbert Kickl! But he probably prefers burning books to publishing them… Instead, I listen to them when they speak on the radio, or now I have to be lectured from election posters about their political goals. Not much more substantial than the title of Melania Trump’s biography.

By the way, there’s still no autobiography from Tim Walz. He simply hasn’t had the time to twist his real life into a marketing-friendly narrative that fits into the series of presidential self-confessions. Good for him. Let the man be who he is – a real wild card in the presidential election campaign and beyond, a pretty reasonable person. You don’t need to read a fake biography to see that. Just some common sense.

2 Gedanken zu „Meine Bücher! „Der Feind in meinem Bücherschrank““

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