Kolumne von Susanne Falk.
Ich weiß gar nicht, wie wir es geschafft haben, zu Weihnachten keinen einzigen Literaturkalender geschenkt bekommen zu haben. Nun klafft in der Küche ein weißes Nichts an der Wand und ich muss mir meine Kalendersprüche bis zum Erwerb eines neuen Terminplaners selbst ausdenken. Also, los geht’s! Scheiß auf Hesse: Jedem Zylinder wohnt ein Zauberkaninchen inne!
Wenn das Leben dir Zitronen gibt, dann frag deine Lieben, warum zur Hölle sie zwei Netze Zitronen aber keine Orangen eingekauft haben (basierend auf einer mehr oder weniger wahren Begebenheit). 2023 war entsprechend vitaminreich: Das Jahr bot mir gleich tonnenweise Zitronen an, die echten wie auch die metaphorischen. Was wünsche ich mir daher für 2024? Frei nach Mark Twain („Gib jedem Tag die Chance, der kalorienreichste deines Lebens zu werden!“) fange ich das Jahr daher des Kontrasts wegen mit einem fulminanten Neujahrsessen an. Freunde haben eine kiloschwere Käseplatte aus Frankreich mitgebracht. Und wie sagte schon Alexandre Dumas: „Die Freude hat manchmal eine merkwürdige Auswirkung: Sie erdrückt das Herz fast genauso sehr wie Käse!“ Da kann das neue Jahr doch nur gut werden!
Rückblickend muss ich sagen: Ruhm und Reichtum hatten mich auch 2023 nicht gefunden, dabei hatte ich mich gar nicht einmal so gut versteckt. Vielleicht hatte das Schicksal aber auch einfach seine Brille nicht auf – man sieht ja schließlich nicht nur mit dem Herzen gut. Dafür wurde mir am Ende ein kleines Wunder zuteil: Ich entdeckte, dass eine meiner Weihnachtsgeschichten bereits vor zwei Jahren in einer Anthologie beim Diogenes Verlag publiziert worden war. Mein lebenslanger Traum, bei Diogenes zu verlegen, war also längst in Erfüllung gegangen, ohne dass mir das ein Mensch je gesagt hätte. Die wesentlichen Publikationen sind für die Autorin manchmal unsichtbar. Ich, in einem Band mit F. Scott Fitzgerald – wenn das mal kein Zeichen ist! Oder, wie Francis Scott es formulieren würde: „Die Schweiz ist ein Land, wo sehr wenige Dinge ihren Anfang nehmen, aber viele ihr Ende.“ Ich darf mich also ab 2024 anderen Lebenszielen widmen, denn dieses eine ist erreicht.
Das eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Ein neues Jahr, ein neues Lebensziel. Was soll also 2024 geschehen? Auf den Weltfrieden habe ich leider keinen Einfluss, auf die Umwelt wenig und auf Krankheiten eher selten. Aber die Welt ein bisschen schöner machen, lustiger, freundlicher und, wie gesagt, kalorienhaltiger – das kann ich! Und vielleicht ist das ja schon genug. Daher wünsche ich Ihnen genau wie mir mehr Käse im Leben, mehr Ruhe, mehr Frieden und vielleicht einen Literaturkalender an der Wand, der Sie und mich daran erinnert, dass andere Schriftsteller auch schöne (und bessere) Gedanken haben. Prosit Neujahr!
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My books! „Calendar Wisdom“. Column by Susanne Falk.
I don’t even know how we managed not to receive a single literary calendar for Christmas. Now there’s a white void on the kitchen wall, and I have to come up with calendar quotes on my own until I get a new planner. So, here we go! Forget about Hesse: There is a magic rabbit in every new cylinder!
When life gives you lemons, ask your loved ones why the hell they bought two bags of lemons but no oranges (based on a more or less true story). Accordingly, 2023 was rich in vitamin: the year offered me tons of lemons, both real and metaphorical. So, what do I wish for in 2024? Following Mark Twain („Give every day the chance to be the most caloric of your life!“), I start the year with a contrastingly sumptuous New Year’s dinner. Friends brought a kilogram-heavy cheese platter from France. And as Alexandre Dumas said: „Joy sometimes has a strange effect: it almost crushes the heart as much as cheese!“ The new year can only be good!
Looking back, I must say: Fame and fortune still didn’t find me in 2023, even though I hadn’t hidden that well. Maybe fate just forgot its glasses – after all, one mustn’t look only with the heart. However, in the end, a small miracle happened: I discovered that one of my Christmas stories had been published two years ago in an anthology by Diogenes Verlag. My lifelong dream of being published by Diogenes had already come true without anyone ever telling me. The essential publications are sometimes invisible to the author. Me, in a volume with F. Scott Fitzgerald – if that’s not a sign! Or, as Francis Scott would put it: „Switzerland is a country where very few things begin, but many end.“ So, from 2024 onwards, I can dedicate myself to other life goals, as this one is achieved.
This opens up entirely new possibilities. A new year, a new life goal. So, what should happen in 2024? Unfortunately, I have no influence on world peace, little on the environment, and rarely on diseases. But making the world a bit more beautiful, funnier, friendlier, and, as mentioned, more caloric – well, I can do that! And maybe that’s already enough. Therefore, I wish you, just like me, more cheese in life, more peace, more tranquility, and perhaps a literary calendar on the wall that reminds you and me that other writers also have beautiful (and better) thoughts. Cheers to the New Year!