Kolumne von Susanne Falk.
Büchner, Bachmann oder Kleist: Nahezu alle großen Schriftstellerinnen und Schriftsteller der deutschen Literaturgeschichte haben einen nach ihnen benannten Literaturpreis. Einige sind sehr prestigeträchtig, andere sind eine reine Nabelschau des Untalents, aber eines haben alle gemeinsam: Geld!
Seien wir mal für ein paar Sekunden ehrlich: Ruhm ist vergänglich! Von Ruhm bezahlt man keine Rechnungen und was hat man letztlich davon, dass sich die Welt an einen erinnert, wenn man schon längst tot ist? Geld dagegen macht zwar nicht glücklich, aber es ermöglicht vieles, zum Beispiel Zeit, Zeit um zu arbeiten, genauer gesagt Zeit um zu schreiben. Deshalb brauchen Autorinnen und Autoren Literaturpreise.
Große Preise werden gerne an Autorinnen und Autoren vergeben, die das Preisgeld nicht wirklich brauchen, aber deren schriftstellerischer Ruhm auf diejenigen abfärbt, die den Preis vergeben. Hier gilt zudem: einmal preiswürdig, immer preiswürdig. Oder wie meine Oma oft sagte: Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen. Allerdings: Preisgelder sind nicht steuerfrei und im Falle kleinerer Wettbewerbspreise gehen die dann auch zuweilen an unbekannte Literaturschaffende, je nach Einreichungsmodalitäten.
Stipendien sind das andere. Stipendien sind für alle da, die Förderung brauchen und landen in der Regel trotzdem vorwiegend in den Taschen derjenigen, die jemanden in der Vergabekommission kennen, gleich ob bei ihnen Bedarf besteht oder nicht. Sie sind darüber hinaus meistens steuerfrei und es gibt nicht wenige im Literaturbetrieb, die sich ausschließlich durch Stipendien ihr Auskommen sichern.
Natürlich kann es hin und wieder die Richtigen treffen. Dann bekommt den Preis jemand Unentdecktes mit Talent, landet das Stipendium in den Taschen einer tatsächlich bedürftigen Person oder es wird der ganz junge Nachwuchs gefördert. (Übrigens gibt es zahlreiche Preise und Wettbewerbe für Jungautorinnen und -autoren, aber keine für die Generation Ü60. Ein echtes Manko!) Das passiert in der Regel dann, wenn, wie bei allen guten Wettbewerben, anonym eingereicht wird. Das garantiert zwar für nichts, lässt aber hoffen, dass hier der auszuzeichnende Text bzw. die auszuzeichnende Idee im Vordergrund steht und weniger das, was man in Köln Klüngel nennt und in anderen Teilen der deutschsprachigen Welt schlicht Vetternwirtschaft.
Wenn im Juni der sommerliche Preisezirkus wieder einmal nach Klagenfurt kommt, dann darf ich an dieser Stelle den Vorschlag machen, dass es die Qualität des Wettbewerbs sicher heben würde, wenn man sich eine zweite Jury leistete: eine zum Auswählen anonymisierter Texte und eine weitere zur Preisvergabe. Hebt die Spannung ungemein und garantiert einen relativ fairen Wettbewerb. Darüber hinaus hätte ich gleich noch einen weiteren Vorschlag zur Güte bzw. eine Bitte an die Kulturpolitik: Preise sollten genauso steuerfrei werden wie Stipendien. Andererseits sind so großartige Zahlen wie 25.000 Euro für den Bachmannpreis, der in Wahrheit nach Abzug von Steuern und Sozialversicherung bei rund 12.000 Euro liegt, reine Augenauswischerei.
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My Books! „Prize-Worthy“. Column by Susanne Falk.
Büchner, Bachmann, or Kleist: Almost all major writers in German literary history have a literary prize named after them. Some are very prestigious, others are merely a self-indulgence of untalented individuals, but they all have one thing in common: money!
Let’s be honest for a few seconds: Fame is fleeting! You can’t pay bills with fame, and what good is it to be remembered by the world when you’re long gone? Money, on the other hand, doesn’t necessarily buy happiness, but it enables many things, such as time – time to work, more precisely, time to write. That’s why authors need literary prizes.
Big prizes are often awarded to authors who don’t really need the prize money, but whose literary fame reflects on those giving the prize. Additionally, once deemed worthy of a prize, always deemed worthy. Or as my grandma used to say: The devil always shits on the biggest pile. However, prize money is not tax-free, and in the case of smaller competition prizes, they sometimes go to unknown literature creators, depending on the submission modalities.
Scholarships are the other option. Scholarships are for everyone who needs support and usually end up, nevertheless, mainly in the pockets of those who know someone on the award committee, regardless of whether they need it or not. They are also usually tax-free, and there are quite a few in the literary field who solely make a living through scholarships.
Of course, occasionally, the right people benefit. Then, an undiscovered talent receives the prize, a genuinely needy person gets the scholarship, or the very young talent is promoted. (By the way, there are numerous awards and competitions for young authors, but none for the 60+ generation. A notable gap!) This usually happens when, as with all good competitions, submissions are made anonymously. While it guarantees nothing, it gives hope that the focus is on the text or idea to be honored, rather than what is called „Klüngel“ in Cologne and simply nepotism in other parts of the German-speaking world.
When the prize circus comes to Klagenfurt again in June, I would like to suggest at this point that the quality of the competition would surely be elevated if there were a second jury: one for selecting anonymized texts and another for awarding the prizes. It increases the suspense immensely and guarantees a relatively fair competition. Furthermore, I have another suggestion for goodwill or a request to cultural policy: prizes should be tax-free, just like scholarships. On the other hand, such impressive figures as 25,000 euros for the Bachmann Prize, which, in reality, amounts to around 12,000 euros after deducting taxes and social security, are pure deception.
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Hallo!
Ja, dem stimme ich von ganzen Herzen zu. Ich schreibe seit ich 12 bin und finde es in dieser Hausgemachten Literaturpolitik sehr schwer. Die unfairness schreit aus vielen Ecken. Wenn diese wenigstens beachtet und verändert würde, dann würde es auch nicht stören, sollte man etwas nicht können. Genauso wie man nie weiß in den Verlagshäusern, oder mittlerweile auch Agenturen, was man falsch gemacht hat, um sich bessern zu können. Agenturen sind dazu da dass man es leichter hat an Verlage zu kommen oder dass sie einen Fehler aufzeigen, aber sie verhalten sich genau so wie Verlage mittlerweile. Und Literaturpreise ist ein Thema dass ich genauso sehe wie sie, wenn ich mir das so anschaue.
Gruß Nadia
PS: meine Website ist gerade noch in der Entwicklung