Kolumne von Susanne Falk.
Alles hat geschlossen. Unser erweitertes Kinderzimmer, in dem, seltsam genug, jede Menge toter Tiere herumstehen, hat zu. Also kein Naturhistorisches Museum Wien am Wochenende. Auch kein Technisches Museum, kein Kunsthistorisches Museum, kein Haus der Musik, keine Schatzkammer, kein Schloss, kein nix.
Das Corona-Virus hat das gesamte Kulturleben lahmgelegt. Ob abgesagte Buchmesse, geschlossene Opernhäuser und Konzertsäle oder eben Museen – jetzt heißt es, nichts geht mehr. Wer einen Schritt vor die Tür setzt, der muss das in Österreich derzeit gut begründet tun. Wohnungskoller gilt allerdings auch als Grund und man darf immerhin mal mit den Kleinen eine kurze Runde auf Rollschuhen um den Block drehen, bevor man sie wieder vor Netflix parkt oder den nicht enden wollenden Hausaufgaben. (Als ob die hier sechs Stunden täglich selbständig Schule spielen würden, während Mama und Papa im Homeofficemodus feststecken! Geht’s noch?)
Stattdessen gibt es Kultur nur mehr digital, weil: Anfassen ist gerade sowieso verboten. Drum führen uns virtuelle Touren durch diverse Museen dieser Welt, sei es durch die Uffizien in Florenz oder mittels eines grandiosen Podcasts-Angebot durch das KHM Wien. Nein, natürlich ist das nicht dasselbe. Aber es ist immerhin etwas. Denn wenn unsere von Streaming-Anbietern übersättigten Augen mal wieder etwas Reales sehen wollen (und ja, ich bin mir bewusst, dass es sich hier nur um das digitale Bild eines realen Gegenstandes handelt), dann steht uns der virtuelle Weg in die Museen offen. Allerdings könnte man auch zu einem Buch greifen… Das ist immerhin ein sehr haptisches Erlebnis, birgt allerdings die Gefahr in sich, dass man dieses Buch dann dem ein oder anderen Familienmitglied hinterherschmeißt, weil es in den 65 Quadratmetern dann doch zu eng wird und man sich jetzt wirklich, also wirklich nicht mit der Frage beschäftigen möchte, warum der Kater in der Schultasche nichts zu suchen hat. Und ja, auch dann nicht, wenn gar keine Schule ist. Nein, das Tier muss nichts dazulernen, es ist einfach nur ein Tier. Und bitte, hör auf, dem Tier ständig Hänschenklein auf der Blockflöte vorzuspielen, der bekommt sonst einen Tinnitus. Nein, keine Ahnung ob Tiere das auch kriegen können. Sollen wir uns vielleicht lieber mal die Katzenmumien im KHM anschauen? Geht jetzt auch auf dem Computer. Die sind immerhin schon tot, denen tut Hänschenklein nicht mehr weh. Nein, wir können unseren Kater nicht mumifizieren. Was weiß ich, wo die Mullbinden sind?! Im Schrank wahrscheinlich. Nein, hinterer Badezimmerschrank. Moment – wozu brauchst du die Mullbinden jetzt gleich noch einmal? Kind? KIND???…
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