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Mit ungewöhnlichem Programm, das überzeugt: Das Armenian State Symphony Orchestra

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Feuilletonscout Das Kulturmagazin für Entdecker MusikRezension von Barbara Hoppe.

Ist es mutig, gleich zu Beginn des Beethoven-Jahres eine Konzerttournee ganz ohne Beethoven zu machen? Oder vielleicht doch eher klug, angesichts der Krisen der Welt mit einem Programm zu reisen, das mühelos die östliche und westliche (Musik)Kultur verbindet?

Schaut man auf die jetzt schon einsetzende Beethoven-Schwemme ist es vor allem geradezu erleichternd. Vor allem, weil das großartige Armenian State Symphony Orchestra (ASSO) für seine Europatournee ein ganz besonderes Programm zusammengestellt hat, das in dieser Form nicht allzu häufig zu hören ist.

Mit dem träumerischen Seascapes für Violine und Orchester Nr. 2 „Lonely Sail“ begann das Ensemble unter Dirigent Sergey Smbatyan den Abend bereits mit einem Höhepunkt, dem weitere folgen sollten. Maxim Vengerov trat auf, spielte los und nahm im wahrsten Sinne des Wortes die Zuschauer mit einem Streich für sich ein. Das Stück des 1970 in der Ukraine geborenen Komponisten, derzeit Composer-in-Residence des ASSO, ist ideal, um zu zeigen, dass Zeitgenössisches durchaus harmonisch und melodiös sein kann, ohne banal zu sein. Doch das Meisterstück sollte erst noch folgen. Die Europa-Premiere der 2. Sinfonie des armenischen Komponisten John Ter-Tatevosian The Fate of Man nahm die Zuschauer mit auf eine fast 30-minütige Reise, die irgendwo zwischen George Gershwin, James Bond, Alfred Hitchcock und meditativen Phasen mäandert und ein Wechselspiel an Dramatik bietet, die seinesgleichen sucht. Wer 1926 in Jeriwan geboren ist und 1988 dort starb, hat viel gesehen. Das 20. Jahrhundert – es steht in den Noten von John Ter-Tatevosian.

100 Jahre nach seinem Tod ehrt das Armenian State Symphony Orchestra Max Bruch – und zollt damit einem etwas weniger prominenten Jubilar seinen Tribut. Mit dessen romantischem und gefühlvollem Violinkonzert Nr. 1 zieht das Orchester mit dem wunderbaren Maxim Vengerov das Publikum endgültig auf seine Seite. Mit Ravels Tzigane, einer extrem abwechslungsreichen Rhapsodie für Violine und Orchester schließlich gelingt ein würdiger, ungewöhnlicher und atemberaubender Abschluss eines Konzerts, das voller Überraschungen steckte.

Aber vielleicht darf man das frische Spiel von einem Orchester auch erwarten, das Dirigent Sergey Smbatyan 2005 im zarten Alter von 18 Jahren gegründet hat. Seitdem präsentiert das Ensemble jährlich mehr als 50 Konzerte rund um die Welt, kümmert sich um Nachwuchsförderung und engagiert sich in diversen musikalischen Bildungsprojekten.

Doch von Überlastung ist an dem Abend in der Berliner Philharmonie nichts zu spüren. Und spätestens bei der Zugabe Barcarolle von Alexey Shor hat auch der letzte im Saal begriffen, dass es nicht immer Beethoven sein muss.

Weitere Konzerte:

17. Januar 2020, 19.30 Uhr, Musikverein Wien
19. Januar 2020, 19.00 Uhr, Dvořák Hall, Rudolfinum Prag
21. Januar 2020, 19.00 Uhr, Zaryadye Hall Moskau

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