Von Barbara Hoppe.
Sein Name ist Sven Hjerson. Hjerson „mit H, aber das spricht man nicht mit, denn das würde komisch klingen“. So ist er, dieser Hjerson. Exzentrisch, top gestylt, sehr eigen, in der Liebe den Männern (und manchmal auch den Frauen) zugeneigt, aber vor allem ist er eines: ein genialer Ermittler. Seine Erfolgsquoten sind enorm. Nur hat er es offenbar einmal übertrieben, als sich der Erfolg nicht einstellen wollte. Und flog hochkant aus dem Polizeidienst. Nun lebt er, finanziell unabhängig, in einer schicken modernen Wohnung und braucht niemanden. Natürlich weiß er, wer Jack the Ripper war (aber er verrät es uns nicht) und selbstverständlich kennt er den Mörder schon dann, wenn seine Kollegen noch im Dunkeln tappen. Aber auch das weiß nur sein Küchentisch, denn Verbrechen verfolgt Hjerson nur noch über die Medien.
Klara Sandberg hingegen ist das Gegenteil des schweigsamen Mannes. Sehr agil und enorm pfiffig, muss der Fernsehproduzentin eine gute Show einfallen, wenn sie nicht gefeuert werden will. Was liegt da näher, als den kaltgestellten Super-Detektiv für eine True-Crime-Show zu gewinnen? Als würden wir es nicht schon ahnen: Natürlich ermitteln die beiden bald ausgesprochen erfolgreich in diversen Mordfällen.
Klar, es ist ein Erfolgsrezept, das wir schon von der charmanten Serie „Art of Crime“ kennen. Und es ist nicht die erste Geschichte ihrer Art. Da sind zwei, die irgendwie zusammenpassen, auch wenn sie zu ihrem Glück ein bisschen gezwungen werden müssen. Und doch ist „Hjerson“ erfrischend anders. Frisch schon einmal aufgrund der Tatsache, dass die Folgen nicht im vermeintlich (und im wahren Leben wahrscheinlich fast nie) schönen, warmen skandinavischen Sommer spielen. Nein, hier herrscht eisiger Winter. Zugegeben, das ist zur Abwechslung durchaus auch malerisch. Hjerson steht auf Eisbaden, Klara auf Süßes, das sie sich permanent in den Mund schiebt. Und sie steht auf Nikolas, ihren Mann, mit dem sie in einer Krisen-Ehe lebt.
All das sind nur einige Details, die aus der Serie einen spannenden und dank der beiden schon rein optisch wunderbar in Szene gesetzten Hauptfiguren auch ästhetischen Spaß machen, der vor allem mit intelligentem Humor voller Ironie und Zynismus punktet. Dieser Hjerson ist eine echte Marke, der nicht leicht einzufangen ist und der sich schon gar nicht in die überdrehte TV-Welt begeben möchte. Aber Klara ist nicht nur eine gute Mit-Ermittlerin, sie ist auch eine ausgebuffte Fernsehfrau. Sie weiß, wie man Eigenbrötler lockt, auf den Mund gefallen ist sie auch nicht. Hjerson hat seine Meisterin gefunden, und das weiß er auch. Was wünscht man sich als eingefleischter Krimifan mehr? Nun, vielleicht noch eine zweite Staffel. Doch die gibt es leider noch nicht.
Funfact am Rande: Hjerson ist übrigens der Meisterdetektiv von Ariadne Olivier. Diese Ariadne ist Schriftstellerin, die wiederum eine enge Freundin von Hercule Poirot ist. Alle zusammen erfand Agatha Christie. Alle Folgen noch bis zum 23.01.2023 in der ZDF Mediathek.
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