Ein Kinobesuch von Barbara Hoppe.
Am Ende hatten sich Stephan, Elisabeth, Thomas, René und Anna nur Unschönes an den Kopf geworfen, lang unterdrücktem Groll und Ärger Luft gemacht und keine Rücksicht mehr auf die Gefühle der anderen genommen. Dabei hatten es sich Elisabeth und Stephan so schön ausgedacht: Die Kinder bei Oma und Opa „geparkt“, erwarten sie Elisabeths Bruder Thomas und dessen Freundin Anna sowie René, die „beste Freundin“ von Elisabeth, zum Abendessen. Das Unheil nimmt seinen Lauf, als Thomas verkündet, er und Anna wollten ihr Kind „Adolf“ nennen. Während Stephan alle Register des linksintellektuellen Literaturprofessors gegenüber dem erfolgreichen Immobilienmakler Thomas zieht, der zwar wohlhabend, aber ohne Abitur ist, sind René und Elisabeth zunächst einfach nur fassungslos. Als die ahnungslose Anna später zu der Gesellschaft stößt, schlägt ihr die ungebremste Wut Stephans entgegen. Längst geht es nicht mehr um einen Vornamen. Aufgestaute Aggressionen suchen sich ihren Weg und als René schließlich mit einem bis dato wohlgehüteten Geheimnis herausrückt, eskaliert die Situation vollends.
Es ist ein Hochgenuss, den fünf Spielfreudigen bei ihrer Familienschlacht zuzuschauen. Carolin Peters, Janina Uhse, Christoph Maria Herbst, Justus von Dohnányi sowie Florian David Fitz geben alles und schenken sich nichts. Unter der Regie von Sönke Wortmann laufen sie zur Bestform auf. Wortlastig ist es zwar, dieses Fast-Kammerspiel, aber mit was für einem Sprachwitz! Es ist schön zu sehen, was der deutsche Film so alles kann, wenn man ihn lässt. Und Iris Berben verschafft er zudem einen wunderbaren Diven-Auftritt, den die Neunundsechzige mit einer gehörigen Portion Sex-Appeal meisterhaft absolviert.
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