Rezension von Barbara Hoppe
Wenn Leon Düvel abends auf die Bühne geht, weiß er nicht, was ihn erwartet. Wird er heute einen Workshop zum Thema „Stricken“ im Stil von Bertolt Brecht inszenieren oder ein Liebhaber sein oder doch nur die Blume am Wegesrand? Er wird singen, vielleicht auch tanzen oder dichten, den Faden verlieren oder gegen das imaginäre Pferd laufen, von dem er vergessen hat, dass sein Kollege es dort, hinten auf der Bühne, gerade eben noch angebunden hat.
Aber viel wahrscheinlicher ist, dass Leon Düvel nur in glückliche Gesichter schaut – die seiner Kollegen und in die des Publikums. Denn Leon Düvel macht Improvisationstheater – und mit ihm Thomas Chemnitz, Billa Christe, Regina Fabian, Tom Jahn, Christoph Jungmann, Barbara Klehr, Ramona Krönke, Robert Munzinger, Rudy Redl, Norbert Riechmann, Michael Wolf, Björn Harras, Felix Raffel, Luise Schnittert – kurz: Die Gorillas. Ihr Publikum bestimmt, wie die Szene aussehen soll. Da stehen die Gorillas dann, hoch- professionell und dennoch manches Mal nicht gefeit vor den Stichworten der Zuschauer, die die Latte für die Schauspieler gern auch mal ziemlich hoch legen. Und schaffen es dann doch, mit sensiblem Spiel zu beeindrucken oder mit brüllender Komik den Raum zum Kochen zu bringen.
Seit 1997 gibt es das Ensemble, das mit 10 Schauspielern und zwei Musikern an den Start ging. Ihre Hauptspielstätte ist das Ratibor-Theater in Berlin-Kreuzberg. Inzwischen treten sie auch im „Schlot“ in Mitte auf, immer mal hier und dort und auf der ganzen Welt. Ihre Shows heißen „ Gurke oder Banane“, „Das große 7“, „ Ick & Berlin“, „Gorillas auf der Jagd“, „Theater.Improvisiert“, „ Should I stay or should I go” oder “Crumbs Garage“ und immer geht es ums Improvisieren, um die Interaktion mit dem Publikum, um die beste Szene. Sie buhlen um die Gunst der Zuschauer, wenn es darum geht, der beste Act, der beste Darsteller zu sein, nur um in „Ick & Berlin“ jede Woche ihrer Stadt eine neue Liebeserklärung zu machen.
Ein besonderes Highlight ist das jährliche, internationale IMPRO Festival. Die Gorillas haben es 2001 ins Leben gerufen und wenn sie rufen, kommen die Kollegen aus aller Welt: Aus Slowenien und Litauen, aus Kanada, den USA, Israel und Irak, aus Frankreich oder der Türkei. 10 Tage lang schenken Impro-Künstler sich und ihren Zuschauern nichts. Verteilt in der ganzen Stadt, begeistern sie, rühren zu Tränen oder feiern die Komik. Das Festival gehört zu den größten und bedeutendsten seiner Art.
Feuilletonscout empfiehlt: Hochklassig und pointiert, mitten aus dem Leben!
Die Gorillas.
Improvisationstheater Berlin.
Alle Infos, Spielplan und Tickets: hier
Bei Verwendung des Textes bitte Quelle angeben bzw. verlinken.
Pingback: Heute beginnt das IMPRO-Theaterfestival in Berlin. Ein Moment mit ... Leon Düvel vom Impro-Theater „Gorilla“, den Initiatoren des Festivals | Feuilletonscout
Pingback: Ein Moment mit ... Leon Düvel von den "Gorillas" | Feuilletonscout
Ich liebe die Gorillas! Ich war schon einige Male in deren Vorstellungen und es hat mir jedes Mal viel Spaß gemacht. Es ist interessant zu sehen, wie die Impro-Künstler agieren und versuchen, die Vorgaben des Publikums umzusetzen. Es enstehen viele lustige Szenen und es ist auf jeden Fall sehr unterhaltsam und immer wieder anders.