- Musikalische Sahnestückchen: Crazy about Wagner
- Kinderoper: Tannhäuser wird zum süßen Abenteuer
- Heimweh statt Zuckerwatte
- Songcontest mit Softeis-Frisur
- Finale mit Lutscherlust
- Wagner-Festspiel-Open-Air and Tannhäuser for Kids
Das Festspiel-Open-Air-Konzert und die traditionelle Wagner-Kinderoper hinterm Festspielhaus. In diesem Jahr: „Tannhäuser, Sängerkrieg auf der Wartburg“. Von Barbara Röder.
Musikalische Sahnestückchen: Crazy about Wagner
Großer Jubel beim 3. „Festspiel-Open-Air“, das unterhalb des Bayreuther Festspielhauses am Abend vor der „Meistersinger“-Premiere stattfand. Wie die dauerausverkauften Kinderopern initiierte die hochkreative Festspielleiterin Katharina Wagner diesen besonderen Abend mit dem Motto „Wahn, überall Wahn“. Der diesjährige „Parsifal“-Dirigent Pablo Heras-Casado bekennt: „Ich bin Wagner – crazy. So wie alle Künstler und Musiker, die hier ihren Sommer in Bayreuth verbringen.“ Federnd, verspielt, tiefsinnig musiziert das international besetzte Orchester der Bayreuther Festspiele. Musikdramatische Wahnsinnsmomente, Verrücktheiten, ja pure Crazyness verkörpern die exquisite Künstlerin Gabriela Scherer (Sopran), der Bariton Michael Kupfer-Radecky und der Bassist Vitalij Kowaljow.
Richard Wagners Monolog aus „Die Meistersinger von Nürnberg – Wahn, Wahn, überall Wahn“ (Kupfer), Verdis Lady Macbeth-Szene in „Una macchia“ oder Elsas Traum „Einsam in trüben Tagen“ aus dem „Lohengrin“ (Scherer) beglücken ebenso wie Sätze aus grandiosen symphonischen Meilensteinen: der 1. Satz aus Ludwig van Beethovens 5. Sinfonie und der 2. Satz aus der 1. Sinfonie „Der Titan“ von Gustav Mahler. Natürlich fehlte nicht Richard Wagners Ouvertüre zum „Fliegenden Holländer“ und der Trauermarsch aus der „Götterdämmerung“. Am coolsten swingte Heras-Casado bei George Gershwins Ouvertüre zu „Girl Crazy“. Sein musikalisch überdrehtes Zwinkern und das der Musiker war nicht zu überhören. Axel Brüggemann führte mit Charme durch den fein konzipierten, musikbeseelten lauen Sommerabend. Großer Jubel, freudvolle Begeisterung.
Kinderoper: Tannhäuser wird zum süßen Abenteuer
Willkommen auf Pippi Langstrumpfs Wunderplaneten „Venus“! Da macht sich Mezzo-Venus Alexandra Ionis, super entspannt und vernascht, die Welt, wie es ihr gefällt. Einen süßen Zahn hat sie eh, die Königin des Planeten „Venus“-Kunterbunt. Die neugierige Abenteurerin ist von zuhause, dem Wartburg-Planeten, ausgebüxt und schlemmt sich auf dem nach ihr benannten Planeten „Venus“ durchs Schlaraffenwunderland. Zuckerwattenwölkchen, Lakritzwälder und Seen aus Pudding mampft sie genüsslich. Unwiderstehlich klingt das! „Pommes, Pizza und Nudeln mit Tomatensoße wären aber auch mal fein. Oder eine Bayreuther Bratwurst mit mega viel Senf und einem kühlen Bier!“ sagt ein Vater hinter mir im „Tannhäuser-Planetarium“, der diesjährigen Vorstellung des „Tannhäusers“ als Kindervorstellung.
Heimweh statt Zuckerwatte
Seit 2009, als Festivalchefin Katharina Wagner das Projekt „Wagner für Kinder“ für den Grünen Hügel ersann und etablierte, feiern die einstündigen, klug gemachten Kinderopern riesige Erfolge. Dieses Jahr ist also, und das zum 3. Mal, der „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“ dran. Fantasievoll und spielerisch in Szene gesetzt vom Regieteam der Kinderoper: Nada Zimmermann (Regie), Pauline Heitmann, Hannah Sammann (Bühnenbild).
Aber auf dem, ich gebe es zu, es ist nicht Pippis Planet, sondern der von der Zuckermaus Venus, herrscht dicke Luft. Tannhäuser hat keinen Bock mehr auf die Dauerschlemmerei. Er hat Venus auf dem von Landgraf Hermann „Manni“ mit Besuchsverbot verhängten Planeten nach langer Suche gefunden. Wahrscheinlich hat dieser Manni mit dem Zahnarzt ein Komplott vor. Egal! Tannhäuser langweilt sich eh. Er hat Heimweh nach dem Wartburg-Planeten und seinen Sängerkumpels Wolfi, Walther und Biterolf. Venus schmollt. Ist aber vielleicht gar nicht böse, mal wieder ihre Ruhe zu haben. Liebe ist nämlich anstrengend.
Tannhäuser verlässt das zuckersüße Schlaraffenland. Schon länger hat er ein Grummeln im Bauch. „Zu viel! Zu viel! O, dass ich nun erwachte!“ singt Tenor Corby Welch als Tannhäuser. Er braucht wieder was Handfestes zwischen den Kiemen. Und, wie sagte schon mein Großvater: „Durst ist schlimmer als Heimweh.“ Hier ist es eher das Heimweh, das Tannhäuser antreibt, und dann landet er prompt zuhause. Aber was ist das? Gleich soll er auf leeren Magen beim Songcontest „The Voice of Wartburg“ mitmachen. Seine Freunde lassen ihm keine Ruhe. Er tritt gegen sie an. Das Publikum, also die Kinder, sind die Juroren und müssen heftig klatschen. Sie sollen via Applausometer den besten Sänger küren.
Songcontest mit Softeis-Frisur
Es donnert, zappelt und ruft! Tannhäuser, Corby Welch in grüner Montur und einer zotteligen Softeis-Frisur erfreut mit humorvoller Attitüde ebenso wie seine Mitstreiter Markus Suihkonen (Landgraf), Martin Koch (Walther) und Felix Pacher als Biterolf. Sonor und mit Aberwitz singt und spielt Michael Kupfer-Radecky als Wolfram. Ganz klar ist, dass alle Supersänger diesen schrill bunten Songcontest gewinnen. Dorothea Herbert als Elisabeth bezaubert mit „Allmächt’ge Jungfrau, hör mein Flehen“ und gibt charmant die nicht allzu strenge Chef-Jurorin.
Finale mit Lutscherlust
Das großartig fantasievolle Bühnenbild entwarfen Pauline Heitmann und Hannah Sammann. Dirigent Azis Sadikovic und das bewährte Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt/Oder versüßen die kurzweilige, turbulente „Tannhäuser“-Stunde in der funkelnden Kinderopern-Hinterbühne-Sternengrotte. Großer Jubel, glückliches Kinderlachen und die Lust auf Lutscher und Eis erfüllen den Abschied von einer wirklich gelungenen „Tannhäuser“-Kinderoper. Großes Kompliment!
Das tolle Programmheft von Dramaturgin Clara Richter als Download mit allen Infos, Bastelanleitungen, Rätselspaß und einem Rezept für venusische Wabbel-Gummibärchen sollten Sie sich nicht entgehen lassen!
Was die Aufführungen sehenswert macht:
- Musikalischer Nervenkitzel unter freiem Himmel
- Fantasievolle Kinderoper mit origineller Bühne
- Publikumsinteraktion mit Applaus-Jury
| Festspiel-Open-Air | Dirigent: Pablo Heras-Casado |
| Wagner-Kinderoper | Regie: Nada Zimmermann |
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Wagner-Festspiel-Open-Air and Tannhäuser for Kids
Huge applause and musical excitement marked the third “Festspiel-Open-Air” at the Bayreuth Festival. Under the direction of Katharina Wagner, an internationally cast orchestra performed masterworks by Wagner, Verdi, Beethoven, Mahler, and Gershwin. Soloists, including Gabriela Scherer, Michael Kupfer-Radecky, and Vitalij Kowaljow, delivered powerful and joyful music-drama moments.
At the heart of the 2025 children’s opera series is the imaginative “Tannhäuser, Sängerkrieg auf der Wartburg”: Mezzo-Venus Alexandra Ionis takes audiences on a sweet adventure through cotton candy clouds and licorice forests. Tannhäuser, portrayed by Corby Welch, seeks more than sweets and competes in the “The Voice of Wartburg” song contest against his friends. The children in the audience act as the jury, voting for the winner by applause.
With creative staging by Nada Zimmermann, original sets, and the Brandenburg State Orchestra, this engaging one-hour children’s opera is a highlight for Bayreuth. Dramaturg Clara Richter contributed a lovingly crafted program booklet. The Bayreuth Festival 2025 offers grand opera, creative musical fun, and delights audiences of all ages.







