Eine Kurzkritik von Barbara Hoppe.
Es ist eine liebgewordene Tradition: Jedes Jahr vor Weihnachten erscheint im DuMont Verlag ein Weihnachtskrimi (2017, 2018, 2019, 2020) Einer, der meist in vergangenen Zeiten spielt, im goldenen Zeitalter der Kriminalliteratur zwischen den beiden Weltkriegen.
Dieses Jahr ist es „Ein Schuss im Schnee“ des schottischen Autors Michael Innes aus dem Jahr 1940. Natürlich: Es ist Weihnachten. Die Verwandtschaft trifft sich bei Basil Roper, Baronet in Belrive Priory in Yorkshire. Darunter ist auch der Schriftsteller Arthur Ferryman, ein sehr entfernter Verwandter, der die Ereignisse rückblickend schildert.
Das mächtige Herrenhaus, eingebettet in einem großen Park, lag einst einsam vor den Toren Liverpools. Inzwischen hat die Industrialisierung Einzug gehalten. Während in einiger Entfernung der Straßenverkehr mit Trambahnen, Bussen und LKWs vorbeirauscht, haben sich links und rechts des Anwesens eine Brauerei mit greller Neonreklame und eine Textilfabrik breitgemacht. Und noch etwas Anderes befremdet den Autor: Seine Cousins und Cousinen haben ein eigenartiges Hobby für sich entdeckt – das Pistolenschießen.
Und so kommt es, wie es kommen muss. Eines Abends liegt Wilfried Foxcroft, Basils Schwager, mit einer schweren Schussverletzung im Arbeitszimmer des Hausherrn. Wer wollte den Banker töten? Oder galt der Anschlag gar nicht ihm? Wie gut, dass auch Inspector John Appleby zu den Gästen gehört. Unter der Schar munterer Exzentriker muss er einen Mörder finden. In einem Verwirrspiel mit vielen Fährten behält der junge, smarte Polizist einen kühlen Kopf. Denn schnell stellt sich heraus, dass nichts so einfach ist, wie anfangs gedacht.
„Ein Schuss im Schnee“ ist der sechste Fall von John Appleby, Hauptfigur in den Krimis von Michael Innes. Für heutige Lesegewohnheiten ungewohnt langsam entwickelt er die Geschichte, indem er Arthur Ferryman ausführlich Haus und Atmosphäre beschreiben lässt, immer auch im Dialog mit dem Leser. Wichtiger als die Spannung ist in diesem etwas altmodischen Krimi die Szenerie und die sich jagenden Gedanken und Überlegungen, wer der Täter sein könnte. Dies geht zwar zu Lasten der Spannung, aber nicht zu Lasten eines winterlichen Lesevergnügens.
Michael Innes
Ein Schuss im Schnee
a. d. Englischen v. Karl-Heinz Ebnet
DuMont Buchverlag, Köln 2023
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Christmas Crime: „There Came Both Mist And Snow“
It is a beloved tradition: Every year before Christmas, a Christmas crime novel is released by DuMont Verlag. One that usually takes place in the past, in the golden age of crime literature between the two World Wars.
This year it is „“There Came Both Mist And Snow“ by the Scottish author Michael Innes from 1940. Of course: It’s Christmas. The relatives gather at Basil Roper’s, Baronet in Belrive Priory in Yorkshire. Among them is also the writer Arthur Ferryman, a very distant relative, who narrates the events retrospectively. The imposing mansion, nestled in a large park, once stood lonely outside the gates of Liverpool. Meanwhile, industrialization has taken hold. While in the distance, traffic rushes by with trams, buses, and trucks, a brewery with bright neon signs and a textile factory has spread on either side of the estate. And something else puzzles the author: His cousins have discovered an unusual hobby for themselves – pistol shooting.
And so it happens as it must. One evening, Wilfried Foxcroft, Basil’s brother-in-law, lies in the study of the master of the house with a serious gunshot wound. Who wanted to kill the banker? Or was the attack not meant for him at all? How fortunate that Inspector John Appleby is also among the guests. Among the lively eccentrics, he must find a murderer. In a confusing game with many clues, the young, smart policeman nevertheless keeps a cool head. Because it quickly turns out that nothing is as simple as initially thought.
„There Came Both Mist And Snow“ is the sixth case of John Appleby, the main character in Michael Innes‘ crime novels. Unusually slow for today’s reading habits, he develops the story by allowing Arthur Ferryman to describe the house and atmosphere in detail, always in dialogue with the reader. More important than the suspense in this somewhat old-fashioned crime novel is the setting and the racing thoughts and considerations of who the culprit might be. This may sacrifice suspense, but not the pleasure of winter reading.