- Denken in Konzepten
- Ein Raum, der spricht
- Was die Ausstellung besonders macht
- Yoko Ono: ‘Music of the Mind’ – radical, courageous, timeless

Wer dieser Tage im Berliner Gropius Bau durch die Ausstellung „Yoko Ono: Music of the Mind“ geht, begegnet einer Künstlerin, die auch 60 Jahre nach ihren ersten Erfolgen zu überraschen vermag. Von Barbara Hoppe.
Kunst als Haltung
Yoko Ono, oft unterschätzt als „die Frau an Lennons Seite“, ist eine der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts. Mit feinem Gespür für Sprache, Konzept und Form hat sie sich über Jahrzehnte hinweg als Pionierin der Konzeptkunst etabliert – radikal, poetisch, feministisch. Der Gropius Bau widmet ihr noch bis Ende August eine eindrucksvolle Retrospektive, die Werk und Künstlerin absolut gerecht wird. Ihre Werke zeugen noch heute von Mut und Engagement, von Provokation und wohl durchdachter Konzeptkunst.
Denken in Konzepten
Yoko Ono, 1933 in Tokio geboren, wuchs zwischen Japan und den USA auf, studierte Philosophie in Tokio und Komposition am renommierten Sarah Lawrence College in New York. Bereits früh fand sie Anschluss an die Avantgarde-Szene um John Cage und La Monte Young. Ihre Kunst war nie gefällig – und nie einfach nur Kunst. Sie war und ist ein Denken in Konzepten, ein Spiel mit Partizipation, mit Sprache, Stille und Erwartung. In den 1960er-Jahren wurde sie Teil der Fluxus-Bewegung, trat mit performativen Arbeiten wie dem berühmten Cut Piece hervor – einem Werk, das heute als eine der stärksten feministischen Performances des 20. Jahrhunderts gilt. Und noch genauso stark, ja atemberaubend ist.
Der Ausstellung, kuratiert mit Respekt und Sorgfalt, gelingt es, in die Gedankenwelt von Yoko Ono einzutauchen, die bereits bevor sie John Lennon kennenlernte mit messerscharfem Blick die Gesellschaft sezierte. Wer sich darauf einlässt, entdeckt eine Künstlerin, deren Werk von einer erstaunlichen Klarheit getragen wird. Beeindruckend ist, wie konsequent Yoko Ono seit den 1960er-Jahren Themen wie Frieden, Empathie und weibliche Selbstermächtigung verfolgt. Ihre Arbeiten sind politisch – ohne plump zu agitieren. Sie sind poetisch – ohne in Bedeutungslosigkeit zu schweben. Ihre Installationen, Texte und Performances – darunter besagter Klassiker Cut Piece, aber auch Wish Tree, letzterer steht im Hof und wer möchte, kann einen Wunsch aufschreiben und an den Baum hängen – sind auch heute noch von erstaunlicher Aktualität.
Ein Raum, der spricht
Was diese Retrospektive so besonders macht, ist ihre Zurückhaltung. Es ist kein schrilles Porträt, keine Ehrenrunde für eine Ikone. Es ist ein Raum, in dem man atmen kann. Und in dem eine Künstlerin spricht, die seit mehr als sechs Jahrzehnten unbeirrt ihren Weg geht – jenseits des Marktes, jenseits des Mainstreams. Wer sich darauf einlässt, wird belohnt mit einer seltenen Erfahrung: der Begegnung mit einer großen Künstlerin.
| Yoko Ono: Music of the Mind | Ausstellung noch bis zum 31. August 2025 |
| Gropius Bau | Niederkirchnerstraße 7 10963 Berlin |
Was die Ausstellung besonders macht
- Radikale Konzeptkunst zwischen Poesie und Politik
- Partizipation durch ikonische Werke wie Cut Piece und Wish Tree Internationale
- Retrospektive im Gropius Bau bis Ende August
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Yoko Ono: ‘Music of the Mind’ – radical, courageous, timeless
Yoko Ono astonishes in the exhibition “Music of the Mind” as a radical voice of conceptual art. Long underestimated as “Lennon’s wife,” she emerges as a pioneer whose work has explored feminism and social critique since the 1960s. Early on, she intertwined language, silence, and participation—as in her famous Cut Piece—and became a leading figure in the Fluxus movement.
Born in Tokyo in 1933, Ono studied philosophy and composition, and has long moved between East and West. Her works provoke, touch, and challenge—be it through the Wish Tree or political installations.
The Gropius Bau honors her with a quiet, respectful retrospective. Not a flashy homage, but a space for clarity, empathy, and artistic conviction. Ono’s pieces stand for peace and self-empowerment—poetic and resolute.




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