Von Stefan Pieper.
Viele machen sich über die Vernetzung der freien Kulturszene Gedanken. Im östlichen Teil des Ruhrgebiets, auch Hellweg-Region genannt, ist vieles davon schon lange Realität. Zwischen Bochum, Dortmund, Hagen, Unna, Soest und bis ins Sauerland hinein vereinen sich Veranstalter und Spielstätten, um drei Monate lang gemeinsame Sache für die Kultur zu machen – mit noch weiter anwachsender Tendenz. Im Wechsel mit dem Festival „Jazz am Hellweg“ ist in diesem Jahr wieder der „Celloherbst am Hellweg“ an der Reihe. Vom 8. September bis 12. Dezember führen zahlreiche Konzerte die Vielseitigkeit dieses Streichinstrumentes vor – spartenübergreifend in allen möglichen Besetzungen und Stilrichtungen von Klassik, Jazz, Neuer Musik, Tango bis Pop.
Felicitas Stephan, die zusammen mit Uli Bär die künstlerische Leitung hat, wollte die Liebe zu ihrem Instrument mit vielen Menschen teilen. So gründete sie das Ensemble der zwölf Hellweger Cellistinnen und Cellisten. Von einem solchen verbindenden Geist getragen ist auch der Celloherbst, jene Veranstaltungsreihe die im Jahr 2003 ihre Geburtsstunde erfuhr, als sich der damalige Erste Vorsitzende des Kulturkreises der Unnaer Wirtschaft von der Idee eines Festivals für die Region begeistern ließ.
Heute ist der Celloherbst wohl das größte internationale Cello-Festival unter der Intendanz von Uli Bär und der künstlerischen Leitung von Felicitas Stephan. Kontinuierlich werden neue Spielstätten für das Festival erschlossen, die – unter diesem gemeinsamen Dach – dadurch überregionale Ausstrahlung gewinnen. Insgesamt haben beim Celloherbst bereits 250 Konzerte mit mehr als 150 Künstlerinnen und Kirchen in Kirchen, Schlössern, Schulen, auf einem Förderturm, aber auch in Fabrikhallen sowie Auto- und Möbelhäusern stattgefunden. Die Schirmherrschaft des Celloherbstes hat seit 2016 Daniel Müller-Schott, einer der weltweit gefragtesten Cellisten auf internationalen Konzertbühnen. Beachtlich ist auch das große Repertoire aus bereits vorliegenden CD-Produktionen, die unter Federführung von Felicitas Stephan entstanden sind.
Das Programm
Der 10. Celloherbst am Hellweg besticht auch 2022 wieder durch die Vielfalt seines Programmangebotes. Wer nur klassische Konzerte erwartet, liegt hier falsch. Denn das Cello wird in der ganzen Vielfalt seiner Möglichkeiten präsentiert: mit Tango, Pop und Rock, Literatur, Jazz, Tanz und alter Musik, mit Kammermusik von Bach über Beethoven und Brahms bis zur zeitgenössischen Musik, solistisch, kammermusikalisch und auch mit Kammerorchester. Natürlich kommt auch das klassische Publikum auf seine Kosten: Paul Gulda, der weltweit bekannte Pianist, kommt aus Wien, um mit dem „Ensemble Europa“ am Hellweg im Programm „Die hohe Kunst der Wiener Klassik“ u.a. das beliebte Forellenquintett aufzuführen.
Beeindruckend viele Ensemble aus ganz Europa werden 2022 am Hellweg zu Gast sein, darunter auch das Vision string quartet, „Sie spielen ohne Noten und im Stehen, begeistern sich genauso für Klassik wie für Jazz und Pop: Die vier jungen Männer des Vision string quartet sind aufregend anders!“ werden am Donnerstag., den 8. September das Eröffnungskonzert in der St. Martin Kirche in Unna spielen. Dann geht es Schlag auf Schlag mit der CD-Präsentation des Tango-Ensembles Contrabajando weiter. VoiCello mit Fado aus Mallorca, das Notos Quartett, dem Duo Casals, dem Nerion Quartett aus Hiroshima, dem international besetzten Trio des Alpes, den ziemlich besten Hack-Schwestern, dem Jaffé-Wünsch Trio, dem Ausnahme -Cellisten Benedict Kloeckner, dem argentinischen Cellisten Bosso der mit dem Ensemble BossoConcept sein neues Programm „Tango & more“ dem Publikum im neuen Kammermusiksaal im Stadtmuseum Bergkamen präsentieren wird. Aus Frankreich wird das Duo Fortecello zum Emscherquellhof reisen, aus Israel werden der Dirigent Zvi Carmeli und der Cellist Zvi Plesser mit jungen begeisterten Musikerinnnen und Musikern vom Orchesterzentrum NRW ein Programm mit dem berühmten Dvořák -Cellokonzert erarbeiten.
Für Jazzfans werden „Deep strings“ ungeahnte Töne präsentieren, für Rockfans spielt La Finesse ein AC/DC Programm und als ein schönes Highlight kommt „The Ukrainian Celloquartet“ aus Lemberg mit seinem Programm „Die Musik darf nicht schweigen“ in die Synagoge in Unna. Zwei junge Frauen verbunden in Europa durch Musik werden aus Turin anreisen und sicher wird es wieder ein Abend voller musikalischer Überraschungen in Haus Opherdicke geben, wenn alle gemeinsam den 252. Geburstag von Beethoven und das Abschlusskonzert des 10. Celloherbst am Hellweg feiern werden.
Natürlich darf ein „Best of“ Programm mit dem Boléro von Ravel mit den Botschaftern des Festivals, den 12 Hellweger Cellistinnen und Cellisten nicht fehlen. So wird der warme Klang des Cellos eine ganze Region in harmonische Schwingungen versetzen. Gefördert wird das Festival, das von Bochum bis Geseke und von Ahlen bis Schalksmühle in über 20 Städten der Kulturregion Hellweg stattfindet, aus Mitteln der regionalen Kulturförderung des Landes NRW. Unter dem Motto „Der Celloherbst“ macht keine Ferien, wird der Intendant für Grundschüler in einigen Städten, das Kinderkonzert „Der Geigenbauer von Cremona“ präsentieren. Deutschlands bekanntester Cellist Daniel Müller-Schott, auf allen großen Bühnen dieser Welt zuhause, ist von dem Festival „Celloherbst am Hellweg“ so überzeugt, dass er seit 2016 die Schirmherrschaft übernommen hat: „Ich freue mich auf spannende Musik an den vielen unterschiedlichen Orten.“ Klaus Moßmeier, erster Vorsitzender des Kulturkreises der Unnaer Wirtschaft e.V. wünscht auch in diesem Jahr allen Mitveranstaltern sowie den Künstlerinnen & Künstlern viel Erfolg und den Besucherinnen und Besuchern zahlreiche anregende Hörerlebnisse beim 10. Celloherbst am Hellweg 2022.
Weitere Informationen, Programm und Tickets: hier
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