Wenn es eine russische Seele gibt, dann haben sie diese Erzählungen.
Eine Rezension von Barbara Hoppe.
„Ich bestehe darauf, dass ihr dieses Buch so bald wie möglich lest. Ich bin zufällig darauf gestoßen – , und es hat mich dermaßen beeindruckt, dass ich sofort an Hatchards geschrieben und zwei Dutzend bestellt habe. Ich habe mir vorgenommen, es jedem zu schenken, dem ich begegne.“
Die Worte schrieb der 1924 in London geborene Schriftsteller Francis Wyndham („Der andere Garten“), wenn er Bücher verschenkte. Und sie gelten über alle Maße für die Texte Iwan Bunins (1870 – 1953). Dessen Erzählungen entstanden in den Jahren 1914/1915, als der Erste Weltkrieg über Europa hinwegrollte, der den russischen Schriftsteller und Nobelpreisträger für Literatur nahezu verstummen ließ. Der Schweizer Dörlemann Verlag hat sie nun in einem hübschen Bändchen unter dem Titel „Ein Herr aus San Francisco“ vereint. Und so sehr man sich mühen mag, den Worten Wyndhams ist nichts hinzuzufügen. Natürlich kann man die Poesie der Sprache loben, die Schlichtheit der Geschichten aus dem ländlichen Russland, die tief berührend sind und so sehr unter die Haut gehen mit ihrer Melancholie und dem absoluten Lebenswillen ihrer Figuren. Und natürlich gebührt ein großes Lob der Übersetzerin Dorothea Trottenberg, der es gelingt, den zarten Facettenreichtum der Charaktere und ihrer Stimmungen in die deutsche Sprache zu übertragen. All‘ das stimmt, und ist doch nicht genug, um den Zauber dieser Erzählungen zu erklären. Man kann sich nur Francis Wyndham anschließen: Iwan Bunins Erzählungen sind dermaßen beeindruckend, dass man nur jedem empfehlen kann, sie sofort zu lesen.
Iwan Bunin
Ein Herr aus San Francisco. Erzählungen 1914/1915
Dörlemann Verlag, Zürich 2017
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Coverabbildung © Dörlemann Verlag
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