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Lennard Lomberg ermittelt: Die Akte Madrid

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Literatur

Von Barbara Hoppe.

Der Bonner Kunstexperte Lennard Lomberg, der 20 Jahre lang bei Christie’s in London gearbeitet hat, war erst kürzlich in seine deutsche Heimat zurückgekehrt, lehrt aktuell als Gastprofessor an der Universität Bonn und hatte zudem mit seiner jüngst gegründeten Kunstberatung LenLo International Art Advisors den Fall eines verschwundenen Gemäldes geklärt. Kaum zur Ruhe gekommen, ereilt ihn ein Hilferuf des deutschen Verteidigungsministers Franziskus Ritter. Im spanischen Granada ist ein Gemälde aus einem Luxushotel verschwunden. Es zeigt Salavador Dalí, Luis Buñuel und Federico García Lorca in einem Café, gemalt von Alma Arras, in deren Wohnung das Gemälde ursprünglich einmal hing. Dass „Tormenta en ciernes“ nun aus einem Hotel verschwunden ist, das einst dem Vater von Franziskus Ritter gehörte, macht die Angelegenheit äußerst brisant. Denn die Verwicklungen der alten Bonner Republik und Ritters Vater mit dem Franco-Regime und den eigenen Nazi-Altlasten drohen, dem Verteidigungsminister, der auf einen Posten als NATO-Generalsekretär hofft, die Karriere gründlich zu verderben.

Von all dem ahnt Lennard Lomberg allerdings noch nichts, als er in Granada eintrifft und sich bei einer Führung durch die Alhambra mit ihrem kathedralenähnlichen Thronsaal, der in seiner Höhe fast die Hälfte des sich über ihn erhebenden Turms ausmacht, beeindrucken lässt. Geometrische Bodenmosaike aus glasierten Tonfliesen, dekorative Inschriften in Nischen, auf Bögen und Wänden und nicht zuletzt das Deckengewölbe aus höchster Schreinerkunst können ihn aber nur kurzzeitig ablenken. Mit der Unterstützung von Kriminalrätin Sina Röhm taucht er bald tief ein in Verstrickungen, deren Ursprünge weit in die Zeit vor den Zweiten Weltkrieg zurückreichen. Sinas und Lennards Recherchen führen in ein Dickicht von Geheimnissen, deren Wahrung so manchem der Beteiligten üble Winkelzüge vollführen lässt.

Die-Akte-Madrid-Lennard-Lomberg
Cover: Kiepenheuer & Witsch

„Die Akte Madrid“ ist der zweite Band der Reihe um Lennard Lomberg, den man mühelos auch ohne Kenntnisse des ersten Bandes versteht. Andreas Storm führt sein Lesepublikum dieses Mal tief hinein ins 20. Jahrhundert: Den Jahren 1928, 1943, 1968 und 1982 sind einzelne, ausführliche Handlungsstränge gewidmet, die das komplexe Puzzle um das Gemälde und der beteiligten Akteure zusammensetzen. Die gelungene Mischung zwischen historischen Fakten und dichterischer Freiheit lassen das dumpfe Gefühl zurück, dass so manche Leiche im Keller der Bonner Republik liegt, von der die Nachwelt nichts weiß. So ist der Roman nicht nur ein spannender Kunst-Krimi, sondern auch eine Zeitreise, die uns die Brutalität der autoritären Regime in Deutschland und Spanien in einem wohl komponierten Plot vor Augen führt.

Andreas Storm
Die Akte Madrid
Kiepenheuer und Witsch, Köln 2023
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Lennard Lomberg investigates: The Madrid File
The Bonn art expert Lennard Lomberg, who worked at Christie’s in London for 20 years, had only recently returned to his German homeland. Currently teaching as a guest professor at the University of Bonn, he also solved the case of a missing painting with his newly founded art consultancy, LenLo International Art Advisors. Hardly having a moment to rest, he received a distress call from the German Defense Minister Franziskus Ritter. A painting had disappeared from a luxury hotel in Granada, Spain. The painting, depicting Salvador Dalí, Luis Buñuel, and Federico García Lorca in a café, was created by Alma Arras, in whose apartment the painting originally hung. The fact that “Tormenta en ciernes” has now disappeared from a hotel that once belonged to Franziskus Ritter’s father makes the matter extremely delicate. The entanglements of the old Bonn Republic and Ritter’s father with the Franco regime and his own Nazi legacy threaten to thoroughly ruin the career of the defense minister, who hopes for a position as NATO Secretary-General.

Lennard Lomberg, however, knows nothing of all this when he arrives in Granada and is impressed by a tour of the Alhambra with its cathedral-like throne room, whose height makes up almost half of the towering structure above it. Geometric floor mosaics made of glazed clay tiles, decorative inscriptions in niches, on arches, and walls, and not least the vaulted ceiling crafted with the highest carpentry skills, distract him only briefly. With the support of Chief Inspector Sina Röhm, he soon delves deep into entanglements that have origins far back before the Second World War. Sina and Lennard’s investigations lead into a tangle of secrets, the safeguarding of which leads some of the involved to perform unsavory machinations.

“The Madrid File” is the second volume in the Lennard Lomberg series, which can be easily understood without knowledge of the first volume. This time, Andreas Storm takes his audience deep into the 20th century: the years 1928, 1943, 1968, and 1982 are each given detailed narrative threads that piece together the complex puzzle of the painting and the involved actors. The successful mix of historical facts and poetic freedom leaves a lingering feeling that some skeletons in the closet of the Bonn Republic remain unknown to posterity. Thus, the novel is not only an exciting art crime thriller but also a journey through time, presenting the brutality of authoritarian regimes in Germany and Spain within a well-composed plot.

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