- Der Traum von der Geige
- Wie Diktatur zu Literatur wird
- „Eine Violine für Adrien“ – Haitis Zerrspiegel
- Gary Victor: "Eine Violine für Adrien (‘A Violin for Adrien’) – The Sound of Haiti
Von Barbara Hoppe.
Mit „Eine Violine für Adrien“ gelingt Gary Victor ein bewegender Roman, der die Zerbrechlichkeit des Einzelnen und die Härte des Lebens in Haiti beleuchtet. Das Land ist in den 1970er-Jahren eine Gesellschaft, in der Angst und Repression allgegenwärtig sind. Die Tontons Macoutes, die berüchtigte Geheimpolizei, durchsetzen mit Gewalt den Willen der Diktatur. Vor diesem Hintergrund wächst der 14-jährige Adrien in Port-au-Prince auf.
Der Traum von der Geige
Dank des Engagements seiner Mutter kann er an einem einjährigen Geigenkurs teilnehmen. Adrien hat Talent und schon bald träumt er von einer Karriere als Geigenvirtuose. Doch seine Pläne geraten in Gefahr. Vor dem Hintergrund des Machtwechsels von François „Papa Doc“ Duvalier zu dessen Sohn Jean-Claude sieht sich Adrien bald gezwungen, das Geld für eine eigene Violine selbst auftreiben zu müssen, da seine Eltern sie sich nicht leisten können. Ein Offizier der Geheimpolizei macht ihm ein verlockendes Angebot – und ohne zu ahnen, worauf er sich einlässt, gerät Adrien in einen Strudel aus Manipulation und Verrat.

Wie Diktatur zu Literatur wird
Gary Victor, 1958 in Port-au-Prince geboren, zählt zu Haitis bedeutendsten Autoren und ist für seinen kritischen Blick auf die Politik und Gesellschaft des Landes bekannt. Seine Werke spiegeln häufig die Schattenseiten der haitianischen Realität wider. Mit „Eine Violine für Adrien“ verleiht er dieser Realität eine berührende, sehr persönliche Note, indem er Adriens Geschichte mit viel Einfühlungsvermögen erzählt. Mit den eindringlichen Schilderungen der Auswirkungen der Diktatur auf das Leben der Menschen gelingt es dem Autor meisterhaft, die Hoffnungen, Träume und Ängste seiner Figuren nachvollziehbar zu machen. Sein klarer Stil fesselt, bleibt aber angenehm nüchtern und lässt Raum für eigene Gedanken.
„Eine Violine für Adrien“ – Haitis Zerrspiegel
„Eine Violine für Adrien“ ist ein bewegendes Werk über den Traum eines Jungen und den Preis, den er dafür zahlen muss. Gary Victor beweist erneut, dass er die soziale Realität Haitis meisterhaft literarisch einfangen kann. Dieses Buch lässt keinen Leser unberührt.
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Gary Victor: „Eine Violine für Adrien (‘A Violin for Adrien’) – The Sound of Haiti
Gary Victor’s A Violin for Adrien is a haunting novel about hope, guilt, and the fragile dreams of youth. Set in 1970s Port-au-Prince, under the terror of the Tontons Macoutes, fourteen-year-old Adrien finds solace in music. When his family cannot afford a violin, he accepts a policeman’s seductive offer and slips into a spiral of manipulation and betrayal. Through Adrien’s story, Victor portrays Haiti’s dictatorship as both political nightmare and moral allegory. His lucid, unsentimental prose translates oppression into intimate human struggle. The novel becomes more than a coming-of-age tale – it is a quiet reflection on art’s power to resist and the cost of innocence in a world ruled by fear.





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