Oskar Schindler, Hans und Sophie Scholl (schon etwas weniger ihr Freund Christoph Probst), Georg Elser – sie alle haben es geschafft, ins kollektive Gedächtnis einzugehen und auf ewig mit mutigem Widerstand gegen die Nationalsozialisten in Erinnerung zu bleiben.
Doch wer war Hugh O’Flaherty? Ein irischer Priester, der 1922 im Alter von 24 Jahren in den diplomatischen Dienst des Vatikans tritt, nach diversen Auslandsstationen nach Rom zurückkehrt und dort während der Mussolini-Zeit Karriere macht. Als Italien 1943 kapituliert und Hitler-Deutschland den Krieg erklärt, kommen zwar rund 50.000 alliierte Kriegsgefangene frei, doch werden diese nun von den Deutschen verfolgt. Deutsche, die immer noch Rom besetzt halten und dort das Leben von Kriegsgegnern und Juden bedrohen.
Und was macht Hugh O’Flaherty? In einem waghalsigen Katz- und Mausspiel mit den deutschen Besatzern, in wechselnder Verkleidung und einem Netzwerk aus Helfern, in dem neben römischen Adelsfamilien auch der britische Botschafter, sein Butler und ein britischer Offizier unverzichtbare Stützen sind, widersetzt er sich.
6500 Menschen rettet Hugh O’Flaherty so das Leben, manchmal mit, häufig auch ohne Zustimmung des Vatikans.
Und obwohl sein Gegenspieler, der deutsche Obersturmbannführer Herbert Kappler, Kommandeur der Sicherheitspolizei, mit allen Mitteln versucht, den Iren aus dem Verkehr zu ziehen, gelingt es nicht. Am Ende ist es Kappler, der aus der Stadt fliehen muss. Er stellt sich und wird zu lebenslanger Festungshaft verurteilt. Allein Hugh O’Flaherty besucht den ehemaligen Erzfeind in seiner Zelle und tauft ihn – der zum katholischen Glauben konvertierte – im Jahr 1959.
Deutschlandradio Kultur lobt: „Arne Molfenter und Rüdiger Strempel haben ein Buch vorgelegt, das eine Fülle an Informationen in unterhaltsamer, ja, spannender Form bietet.Es gelingt ihnen, das Katz-und-Maus-Spiel in den Gassen der Ewigen Stadt als Sachbuch mit Kriminalroman-Qualitäten zu erzählen.“
Die Berliner Zeitung lobt die Arbeit der beiden Autoren: „Ihr besonderes Verdienst ist die Öffnung des Blicks über die unmittelbaren Aktivitäten von O’Flahertys „Römischer Fluchtlinie“ – so ein zeitgenössischer Name – hinaus auf den historischen Kontext.2
Arne Molfenter und Rüdiger Strempel
Über die Weiße Linie – Eine wahre Geschichte aus dem Vatikan
Dumont-Verlag, Köln 2015
Bei Verwendung des Textes bitte Quelle angeben bzw. verlinken.