Sie spielt ein Musikstück, Ideen kommen, Variationen stellen sich ein, aus dem Geradlinigen wird ein Umweg, bis Marina Baranova dort ankommt, wo sie mit der Abschweifung begann. Ihre „Hypersuites“ funktionieren wie ein Hyperlink: Man beginnt mit einem Werk und bis man zum Ende durchkommt, hat man ein paar Umwege gemacht:
„Ein Stück aus der Alten Musik zu spielen ist für mich wie Surfen im Internet: Ich befinde mich im Originaltext, entdecke dann einen Hyperlink, klicke voller Neugier darauf, werde weitergeleitet und kehre bereichert mit neuen Eindrücken und Kenntnissen zu dem Ursprungstext zurück.“ , erklärt Marina Baranova im Interview mit dem Feuilletonscout.“*
Die deutsch-ukrainische Musikerin liebt es, zu improvisieren, neue Arrangements zu schaffen und mit Crossover-Projekten zu überraschen. Auf ihre Album „Hypersuites“ lässt sie ihrer Liebe zur Alten Musik mit Variationen von Rameau, Händel, Couperin und Bach freien Lauf.
„Ich erinnere mich an einen Abend, als ich mit meinen Freunden in einem Club verabredet war, wo ein DJ seinen Mix spielte. Mir fiel ein, dass die Suiten der Barockzeit, die bekanntlich eine Sammlung von Tänzen darstellen, eine ähnliche Konstruktion haben, wie der heutige DJ Mix. So bekam ich die Idee, verschiedene Stücke in eine Suite zu bilden, sozusagen eine Playlist herzustellen.
Außerdem hatte ich an dem Abend einen weiteren „Aha“ Effekt: vielleicht lag es daran, dass der DJ seine Scratches so einfühlsam spielte. Es fiel mir ein, dass die Ornamentik der Alten Musik mit ihren Vorhälten, Mordenten und anderen Verzierungen nichts anderes seien, als kleine Scratches. Am nächsten Tag bekam mein Händel ebenfalls seine „Scratch – Verzierungen“ auf die barocke Art und Weise – ich halte sie stets fein, als wären sie gesungen.“*
Ihre Arrangements begeistern. So sehr, dass sich ein Modelabel hat inspirieren lassen, ein Kleid für die Künstlerin zu entwerfen: Barocke Sinnlichkeit trifft auf moderne Kühnheit, so die Designer. Passend ist es auf jeden Fall, hat Marina Baranova seit dem letzten Jahr einen schwungvollen Imagewechsel vollzogen hin zum frechen Wuschelkopf, witzig, frisch und so unkonventionell wie ihre Musik.
Konzerttermine:
Donnerstag, 08.09.2016 Berlin
Silent Green
Samstag, 01.10.2016 Hannover
Feinkost Lampe
Donnerstag, 06.10.2016 München
Gasteig
22.11.-26.11.2016 (Dienstag – Samstag) Düsseldorf – Approximation Festival /Hauschka
Marina Baranova
Hypersuites
Berlin Classics 2016
bei amazon
Die Zitate sind einem Interview mit Marina Baranova entnommen, das am 23. September 2015 im Feuilletonscout erschien.