Als Max Liebermann um 1900 begann, sich künstlerisch mit populären Sportarten auseinanderzusetzen, hatten die Motive nichts mit den Leibesübungen von Turnvater Jahn zu tun. Was Max Liebermann auf die Leinwand brachte, war in der Gesellschaft das, was man heute wohl „hip“ nennen würde: Tennis, Polo, Reiten. Anregungen fand er bei Malern wie Edgar Degas, Édouard Manet und Henri de Toulouse-Lautrec. Die Ergebnisse gelten bis heute als einzigartig in Deutschland und Frankreich, aber auch gegenüber seinen Künstlerkollegen.
Bis 1914 dauerte diese Schaffensperiode Max Liebermanns, und sie verdeutlicht auch die gesellschaftliche Funktion des Sports. So galten Tennisplätze beispielsweise als „Verlobungszwinger“. Hier konnte ungehemmt geflirtet werden. Die Bilder Liebermanns sind aber noch mehr: Sie sind ein Abbild des wilhelminischen Großbürgertums. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs konzentrierte er sich zunehmend auf die Darstellungen von Sommergästen an der Nordseeküste, auch hier immer verbunden mit sportlichen Aktivitäten wie baden, reiten, dem Tennis- oder Polospiel. Erst nach Ende des Krieges beendet Liebermann die Motivserie des Sports.
Mit Beginn der zwanziger Jahre wenden sich Künstler wie Willy Jaeckel, Renée Sintenis oder Rudolf Großmann wieder dem Sport zu, thematisieren in ihren Werken jedoch die neu entstandenen Massenportarten wie Boxen oder Fußball.
Die Kunsthalle in Bremen zeigt derzeit eine Auswahl der Werke Max Liebermanns und stellt sie in den Kontext seiner Zeitgenossen.
Inken Steen bei Radio Bremen hält fest: „Liebermann hat aber vor allem die Bewegung interessiert, Reiter und Pferde hat er am Strand immer von der Seite gesehen. Da wird der Pinselstrich heftig, nur farblich bleibt er bedeckt.“
Deutschlandradio Kultur zitiert die Kunsthistorikerin Dorothee Hansen: „“Für Max Liebermann ist der Sport eine Facette des modernen Lebens. Es geht ihm nicht um Leistungssport, es geht ihm darum, dass der Sport für die großbürgerlichen Schichten, die ihren Urlaub an der holländischen Küste verbringen, so wie er selbst das getan hat, dass der Sport für sie zum Lebensstil gehörte.“
NWZ online meint: „Die Kombination von Sport und Kunst wirkt ungewöhnlich, erlaubt aber einen spannenden Einblick in die historische Entwicklung verschiedener Sportarten.“
Max Liebermann – Vom Freizeitvergnügen zum modernen Sport
Ausstellung bis zum 22. Februar 2017
Kunsthalle Bremen
Am Wall 207
28195 Bremen
Öffnungszeiten:
Dienstag: 10 – 21 Uhr
Mittwoch bis Sonntag: 10 – 18 Uhr
Montag: geschlossen
13 Euro/10 Euro
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