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Ars Electronica 2025: Science Art als Impulsgeberin

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Ars Electronica 2025 Linz Motto Logo

Von 3. bis 7. September 2025 wird Linz erneut zur Weltbühne für die Begegnung von Kunst, Technologie und Gesellschaft beim größten Science Art Festival, der Ars Electronica. Von Barbara Hoppe.

Unruhe als Prinzip

Die diesjährige Ars Electronica steht unter dem Motto „PANIC – yes/no“ – eine deutliche Einladung, sich der Ungewissheit unserer Zeit nicht nur zu stellen, sondern sie produktiv zu machen. Wie viel Panik ist konstruktiv, wo lähmt Angst und wann gibt der Ausnahmezustand schließlich der Kreativität Raum?

Das Motto spiegelt einen Zeitgeist wider, der geprägt ist von globalen Krisen, politischem Umbruch, ökologischen Unsicherheiten und allgegenwärtigen Zukunftsängsten. Doch anstatt in dystopischer Lähmung zu verharren, will die Ars Electronica Panik als initialen Impuls für notwendige Veränderungen verstehen – und das in einer beeindruckenden thematischen Dichte. In über 600 Programmpunkten, darunter zahlreiche Ausstellungen, Performances, Konferenzen und Workshops, setzt das Festival darauf, gesellschaftliche Fragen in die Sprache der Kunst zu übersetzen – und Lösungen dort zu suchen, wo Komplexität, Irritation und offene Systeme ausdrücklich willkommen sind.

Ars Electronica 2025 Linz Paketverteilzentrum Martin Hieslmair
Das Foto zeigt spiralförmige Rutschen im ehemaligen Brief- und Paketverteilzentrum der Post in Linz, das sowohl als Hauptveranstaltungsort des Festivals als auch als Labor für die Stadt der Zukunft dienen wird. Fotocredit: Martin Hieslmair

Abschied von der Kathedrale

Ein Wermutstropfen ist allerdings dabei: Ein letztes Mal öffnet die legendäre POSTCITY für dieses Festival ihre Pforten – ein Areal, das mit über 80.000 Quadratmetern Raum für visionäre Projekte und immersive Erlebnisse schafft. Nicht nur die alte Paketverteilhalle, auch viele Etagen, die in die Tiefe führen, werden wieder und wurden zur Plattform für Produktionen, die weit über Linz hinausstrahlen: von internationalen Medienkunst-Initiativen, experimentellen Klangwelten, bis hin zu imposanten Installationen an der Schnittstelle von Kunst und KI. Hoffen wir, dass das Ende der POSTCITY-Ära bei der Ars Electronica nicht die Panik auslöst, die es im Sinne des Ausstellungsmottos zu vermeiden gilt. Allerdings: Mit weiteren 18 Festivalorten – darunter der Mariendom, das Ars Electronica Center, das Lentos Kunstmuseum und die Kunstuniversität Linz – verwandelt sich die Donau-Metropole an zahlreichen Orten in ein lebendig pulsierendes Ideenlabor.

Science Art in Bewegung

Selten war das Verflechten von künstlerischer Praxis, wissenschaftlicher Neugier und technologischer Innovationskraft so relevant wie heute. Science Art fungiert als Brückendisziplin. Sie sensibilisiert für globale Herausforderungen wie Klimawandel, soziale Gerechtigkeit und digitale Souveränität – und schafft Räume, in denen Utopien erprobt und neue Perspektiven auf kollektive Problemlagen entwickelt werden. Das Festival selbst lebt von seiner Vielstimmigkeit: Mit dem Prix Ars Electronica als renommiertestem Medienkunstpreis, spektakulären KI-Kompositionen wie der „Walzersymphonie“ – inspiriert von Johann Strauss – , immersiven XR-Erfahrungen, Citizen-Science-Projekten oder der Initiative „create your world“ für junge Kreative werden Kunst und Technologie beständig neu miteinander verhandelt.

Kunst als Seismograph

Die zentrale Ausstellung im Bunker der POSTCITY versammelt Arbeiten, die Unsicherheiten als Potenziale begreifen: Algorithmen, die unsere Einstellungen erkunden („Whispers“), Roboter, die historische und ethische Fragen reflektieren („Requiem for an Exit“), oder KI-gesteuerte künstlerische Prozesse, die das Verhältnis von Mensch und Maschine auf poetische Weise ausloten. Die Kunst wird so zum Seismographen gesellschaftlicher Dynamiken – und steht als Impulsgeberin für den produktiven Umgang mit Unsicherheit.

Ars Electronica 2025 Linz Alessndro Bavari meet the artist
Meet the artist: Alessandro Bavari / Alessandro Bavari (IT)
Der Pionier der experimentellen Animation, Alessandro Bavari, präsentiert einen aktuellen, mit KI erstellten Film zusammen mit Metachaos (2010), dem Kurzfilm, der ihm eine Goldene Nica einbrachte. Die Veranstaltung untersucht, wie sich seine künstlerische Sprache über Medien und Zeit hinweg entwickelt hat. Bild: CHAOS IN THE AXIS CORE/Alessandro Bavari

Gespräch auf Augenhöhe

Dabei setzt das Festival nicht zuletzt auf Dialog: Internationale Panels und Symposien zur Rolle von Kunst im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz, zu digitalen Infrastrukturen und zu nachhaltigen Innovationen öffnen Diskussionsräume, in denen das Publikum selbst aktiv in den gesellschaftlichen Diskurs eingebunden wird. Kunst, Wissenschaft, Aktivismus und Besucher treffen einander auf Augenhöhe.

Es ist diese Offenheit, mit der die Ars Electronica seit Jahrzehnten Maßstäbe setzt. Auch 2025 steht fest: Wer verstehen möchte, welche Impulse Kunst und Technologie für den gesellschaftlichen Wandel zu geben vermögen, kommt um diesen inspirierenden Ausnahmezustand an der Donau nicht herum.

Ars Electronica 20253. – 7. September 2025
Linz, ÖsterreichLocations
Programm

Was die Ars Electronica einen Besuch wert macht:

  • Science Art trifft Krisenthemen: künstlerisch & gesellschaftlich
  • Festival als internationales Labor für Innovationen
  • Abschied von der POSTCITY

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Ars Electronica 2025: Science Art as a source of inspiration

From September 3 to 7, 2025, Linz becomes an international hub for encounters between art, science, and society: Ars Electronica opens under the motto “PANIC – yes/no,” creating space for productive uncertainty and creative responses to global crises. The POSTCITY venue welcomes visitors for the last time, offering visionary installations, immersive soundscapes, and international media art across 80,000 square meters.

Science Art in Motion

The festival activates 18 locations for performances, workshops, and debates, including Mariendom and the Ars Electronica Center. At its core is Science Art as a bridge between art, technology, and social responsibility. AI compositions, the renowned Prix Ars Electronica, and XR experiences show how art becomes a seismograph of social change. Central exhibitions frame uncertainty as opportunity, citizen science projects, and young creatives feature prominently. Artists, scientists, activists, and audiences meet as equals in panels and symposia, turning Linz into a vibrant laboratory for ideas.

Openness and diversity define Ars Electronica, demonstrating that panic can also spark innovation and reflection.

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