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Bayreuths Nürnberger Meistersinger: Ironie und Glanz

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Bayreuth Festspielhaus Grüner Hügel

„Die Meistersinger von Nürnberg“ bei den Bayreuther Festspielen in der herrlich, bunt grotesken Neuinszenierung von Matthias Davids. Von Barbara Röder.

Festwiesen-Blues

Beckmesser zieht erst mal den Stecker. Ja, die Luft muss raus aus diesem Ungetüm von Kuh! Erst hat er sich auf der Festwiese beim Preislied um die schönste Maid Eva zum Affen gemacht. Beckmesser liebt seine Heavy-Metal-Love-Laute, auch wenn’s nicht so harmonisch klingt, wenn seine Klampfe glüht – aber diese Schmach muss nicht sein! Fast drei Akte hat er trainiert, um auf dem Nürnberger Spektakel zu brillieren. Bunt und schrill, wie auch er, ist es hier allemal. Aber diese kopfstehende, aufgeblasene Plastikkuh, die auch noch ihre Zitzen in den Himmel streckt, ist zu viel für sein meistergesangliches Gemüt. Wenn Beckmesser ehrlich zu sich ist – so ganz tief in sich –, hat er den Text für den Song, der gerade daneben ging, aus der Schusterwerkstatt seines Liebes-Erzrivalen Sachs, naja, sagen wir, geborgt. Sachs hat ihm den Text dann doch geschenkt. Dieser Fuchs hat ihn gelinkt. Dieser Love Song „Morgendlich leuchtend im rosigen Schein…“ war gar nicht von Sachs, sondern von diesem neuen Strahlemann Stolzing. Und der ist gerade, nach gewonnenem Meistersinger-Contest, mit seiner Herzdame Eva abgerauscht. Auf die güldene Medaille und die Aufnahme in die „Hall of Fame“ der Nürnberger Meistersänger hat Stolzing verzichtet. Nur Eva hat er sich geschnappt. Ihm bleiben die Liebe und die Kunst. Das Volk jubelt. „Verachtet mir die Meister nicht, und ehrt mir ihre Kunst!“ hat Sachs den Liebenden zugerufen. Schwupps waren sie verschwunden. Immerhin: Beckmesser und Sachs haben was zu plaudern – trotz aller Differenzen. Nix war’s mit dem „sel’gem Liebestraum“ für die Zwei. Ein glückliches, humorvolles Ende gab’s für alle. Bayreuth hat seine neuen, etwas anderen, sehr komischen und doch nachdenklich stimmenden „Meistersinger“ mit einem großartigen, festivalwürdigen Solistenensemble.

Bayreuther Festspiele 2025 Nagy Nilsson
Die Meistersinger von Nürnberg, III. Aufzug,
Michael Nagy (Sixtus Beckmesser), Christina Nilsson (Eva)
(c) Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Der Meister und das Spiel

Festivalchefin Katharina Wagner, die selbst 2007 die Meistersinger inszenierte, holte für die diesjährige Eröffnungspremiere „Die Meistersinger“ den Musical-, Operetten-, Revue- und Opernregisseur Matthias Davids auf den Grünen Hügel. Humorvoll, witzig und trotz allem doppelbödig sollen, wollen, die neuen „Meistersinger von Nürnberg“ sein. Nach Barrie Koskys Inszenierung 2017, die die Aufarbeitung des Antisemitismus, die Auswirkungen der im Dritten Reich verursachten Schuld des deutschen Volkes in den Fokus stellte, inklusive Richard Wagner als Kunstfigur in all seinem Facettenreichtum, privat wie künstlerisch, auf die Bühne stellte, sollten leichtgewichtige „Meistersinger“ den Ton angeben. Wieviel Humor vertragen Richard Wagners Meistersinger zusätzlich zu dem, der dem Werk dramaturgisch immanent ist?

Kunst im Quadrat

Wie im richtigen Leben sollte es sein. Bühnenarchitekt Andrew E. Edwards entwarf die sinnigen, dem heutigen Leben abgeschauten Bühnenbilder. Sie imaginieren und harmonieren kongenial mit dem musikalischen Raum aus dem Graben. Immerhin sind „Die Meistersinger“ als ein Satyrspiel bekannt. Das ist exquisit mit den Schauplätzen der Szenen im Bühnenraum erlebbar. Der erste Akt der „kolossalen Komödie“ (Matthias Davids) wird links von einer sich nach oben zum Himmel streckenden Treppe dominiert. Achtung Rutschgefahr! Die klitzekleine, erleuchtete Nürnberger Katharinenkirche thront auf deren Spitze. Ihr entflohen, wirft Eva dem schwer verliebten Ritter Stolzing von der Brüstung Papierflieger zu. Traumwandlerisch segeln sie herab, werden von Evas Traummann zum Herzen geformt. Am Ende des Gottesdienstes schreitet mit Eleganz und Würde der wohltönende Chor hernieder. Allesamt hüllt Kleiderwerkfrau Susanne Hubrich die Chormänner und -frauen in Kostüme, die das Zeitalter des historisch verbürgten Nürnberger Schusters, Dichters und Minnesängers Hans Sachs (1494–19. Januar 1576) von der Renaissance über das Barock und das Biedermeier bis hinein ins 21. Jahrhundert widerspiegeln.

Bayreuther Festspiele Die Meistersänger 2025 Chor Enrico Nawrath
Die Meistersinger von Nürnberg, III. Aufzug, Chor der Bayreuther Festspiele
(c) Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Beim gewaltig tönenden Schlussakkord des ersten Aktes verliert auch das Kirchlein die Fassung über so viel Liebensgeplänkel von Stolzing und Eva und David und Magdalene unterhalb seiner Pforten und kippt, den Kopf schüttelnd, zur Seite. Der Saal der Meistersinger, wo Beckmesser später seine Papierrollen mitsamt den Fehlernotizen entrollt, entpuppt sich als biederes Kircheninneres mit dem Mobiliar des Bayreuther Festspielhauses. Von den Kugellampen bis zum unbequemen Holzstuhl ist alles da. Wir sind somit Teil der Szenerie. Musical-Experte Davids ist nicht um Gags verlegen. Der musikalische Schalk springt auch aus Wagners Partitur. Ein Dauer-Nikotin oder grünes Gras-rauchender Meistersinger oder wie ein steifer Lord Byron, Tee trinkender Oskar Wilde vervollkommnen den schwarzen Humor, den Davids hat. Seine komplette „Meistersinger“-Show ist eben eine große Show, Party (Festwiese) inklusive Angela-Merkel-Double oder einer Glitzergold-Weihnachtsfreude. Auf diese treffen wir im zweiten Akt: auf Zuckerbäcker-Glacé-Tannen, ineinander verschachtelte, puzzelartige Nürnberger Fachwerkhäuser, die bei der Choral-orchestralen Prügelfuge auseinanderstreben und wieder fliegend zueinanderfinden. Hinter einer ausgedienten gelben Büchertelefonzelle verstecken sich Eva und Stolzing. (Illumination: Fabrice Kebour.)

Die Meistersänger: der Schlaraffia-Männerbund

Der erste Akt wird bühnentechnisch von einem Dreieck dominiert, welches das „Gottes-Logo“, die Einheit von Geist, Seele, bestimmt – so erläutert es Bühnenarchitekt Andrew D. Edwards im Programmheft. Im zweiten Akt ist das Quadrat dominant. Stabilität, Solidarität und Bodenständigkeit symbolisierend, verweist der Kreis im dritten Akt (liebevoll von der Crew „Oval Office“ genannt), Sachsens Schusterstube, auf Gemeinschaft und den „ewigen Kreislauf der Kunst“. Durch den von Glühstäben beleuchteten Sonnenlichtbogen der Festwiese schreiten Sachs und Beckmesser gemeinsam durchs Himmelsblau dem Horizont entgegen. Die Show ist over. Happy End. Fine.

„Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst“ Friedrich Schiller (Wallensteins Lager)

Die Meistersinger, Vertreter der feinen Handwerkskunst, sind in Matthias Davids’ Inszenierung Mitglieder eines Schlaraffia-Männerbundes. Dies ist ein volksnaher, feuchtfröhlicher Herrenclub, der sich dem Humor, der Freundschaft und der Wertschätzung der holden Kunst verpflichtet fühlt. Nur so ist ein brüderlicher Zusammenhalt garantiert. Sie tragen graue Narrenkappen, pelzumrandete, ärmellose Wollmäntel. Im Programmheft hat man Richard Wagner via KI-Humor ein breites Lachen und eine Schlaraffia-Zipfelmütze verpasst. Immerhin gehörten Gustav Mahler, Hans Pfitzner oder Franz Lehár diesem historisch realen, legendären, 1879 in Prag gegründeten Männerbund an. Der Fantasie des Bayreuther Meistersinger-Regieteams sind halt keine Grenzen gesetzt. Das könnte sogar vom Meister stammen…

Bayreuther Festspiele 2025 die Meistersänger erster Aufzug Enrico Nawrath
Die Meistersinger von Nürnberg, I. Aufzug,
Ensemble und Chor der Bayreuther Festspiele
(c) Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Wirrungen und Wunder

Vielfältige Kontraste, paralleles Nebeneinander und Miteinander prallen in Wagners „Meistersinger“ und Davids’ wirklichkeitsnaher Inszenierung aufeinander oder existieren gleichzeitig, ohne sich zu berühren: die Innen- ebenso wie die Außenwelten der Protagonisten. Keiner von ihnen verliert das eigene Selbst, aber ein jeder macht mehr oder minder eine Entwicklung durch, ist auf der Festwiese im letzten Akt ein anderer, eine andere. Wagner hat in seiner musikdramaturgischen Menschenstudie Lebenswege, Lebenssituationen verschiedener Alter eingefangen, viel von sich in das doppelbödige, scheinbar nur komödiantische Werk gepackt. Trotz aller Überdrehtheit der Inszenierung sind gerade die Charaktere Hans Sachs und Beckmesser durch das Libretto und die Musik tiefe, starke Persönlichkeiten.

Seit jeher hat Hans Sachs, seit seiner künstlerischen, musikalisch wie dramatischen Erweckung durch Richard Wagner, als Projektionsfläche gedient. Sachs ist und bleibt ein Charakter, dem es gegeben ist, einen jeden vorzüglichen Sängerdarsteller herauszufordern. Sachs ist vielschichtig. Georg Zeppenfeld entfaltet sein Wesen, das in dieser Inszenierung sehr ambivalent zutage tritt, aus der Tiefe seines Gemüts, seiner Seele heraus. Es sind die leisen Gesten, die subtil liedgestalterische Diktion mit spürbarer Durchdringung des wandelbaren Wesens Hans Sachs, die uns dieser Ausnahmekünstler in seiner menschennahen Darstellung aufzeigt.

Und es ist schon eine heikle Sache mit den Träumen. Das hat der seelenkennende Psychologe Richard Wagner vor Sigmund Freud und C. G. Jung gewusst und in all seine Opern hineingeheimnisst. Wir kennen die düsteren Hamlet-Wachträume oder Klytämnestras nachtwandlerische Traumfantasien. Oft sind uns Anleihen davon in anderen „Meistersinger“-Inszenierungen zur Ausdeutung des Wahnmonologs begegnet. Hier sehen wir einen anderen Sachs zu Beginn des dritten Aufzugs. Auch bei ihm mischen Tagträume Wahres mit Erlebtem. Ihn umhüllen oszillierende Gedanken, Reflexionen, da er liebt. Das macht ihn verletzbar. Dies ist hörbar in Zeppenfelds Gestaltung des Wahnmonologs, gibt ihm eine qualitätsvolle, emotionale Tiefe. Sachs ist nicht nur ein stiller, bedachter, sondern auch ein cholerisch-aufbrausender Liebender. Vielleicht ein existenzialistisch-philosophisch geprägter Mensch, der beim Blick in die Welt weiß, dass ihm alles zustoßen kann – die Liebe oder die Kunst, am besten beides zugleich. Dann wäre er – und die Welt – gerettet.

Bayreuther Festspiele Die Meistersänger 2025 Zeppenfeld Nilsson Enrico Nawrath
Die Meistersinger von Nürnberg, II. Aufzug,
Georg Zeppenfeld (Hans Sachs), Christina Nilsson (Eva)
(c) Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Stimmen am Puls der Stadt

Mit Michael Nagy als virilen, humorvollen, sich selbst nicht so ernst nehmenden Sixtus Beckmesser gewinnen diese Meistersinger eine neue, vollkommen menschliche Interpretation des sonst nörgelnden, übergenauen Stadtschreibers. Dass in der Aufführungshistorie der „Meistersinger“ Beckmesser sogar mit Jago oder Mephisto gleichgesetzt wurde, stimmt nachdenklich. Nagys Spielwitz nimmt gefangen. Wenn er mit seiner geliebten Love-Laute zum nächtlichen Singsang anstimmt und einen Tumult auslöst, wirkt er so tragikomisch, dass alle ihn lieben. Er ist die vokale Traumbesetzung des immer als Übeltäter, Regelmeister und Spaßbremse diffamierten, von Liebessehnsucht Geplagten.

Michael Spyres ist ein moderner, zeitgemäßer Stolzing. Ihn umgibt gesanglich das Fluidum einer italienischen Sommernacht, der romantisch und zugleich heldenhaft singen kann. Er ist der verträumte, leichtsinnige und schwer verliebte Lover. Dies ist das einzig Schwere an diesem leuchtenden Stolzing. Unangestrengt erklimmt er tenorale Höhen, Belcanto-gefärbt ist das liebevoll ausgelotete Preislied, das er auf einem schlichten Heuballen auf der Festwiese präsentiert, als stehe er als Romeo unter dem Balkon von Julia. Spyres ist strahlend bei Stimme und ist ein ebenso begnadeter Siegmund in „Die Walküre“ zwei Tage später.

Christina Nilsson singt die jugendlich emanzipierte Eva mit einem süßen, in der Höhe etwas scharfen Wonnesopran. Klarheit und gute Textverständlichkeit zeichnen die vom Vater als „Preiskuh“ angepriesene Braut für den besten Sänger aus. Darstellerisch besticht sie als bestimmende, dickköpfig agierende, sich gegen die herrschende Elite, den Spaßmacher-Männerbund auflehnende Tochter aus gutem Goldschmiedehaus.

Matthias Stier agiert bestens gelaunt als gewitzter, tatenfreudiger Lehrbube David. Sein quirliger, unangestrengter, schöner Tenor macht Freude. Magdalene, Evas Amme, singt die Bayreuth-erfahrene Christa Mayer mit viel Wärme und Würde. Sie ist eine Magdalene von großer Glaubwürdigkeit. Jongmin Park, nicht immer textverständlich tönend, verleiht dem ehrwürdigen Veit Pogner Gewicht und Glanz. Der wundervoll tief raunzig, sonor und klangvoll tönende Nachtwächter wird von Tobias Kehrer gegeben. Das hellwache, agile und nimmermüde singende Meistersinger-Schlaraffia-Ensemble der Meistersinger muss genannt werden: Martin Koch(Kunz Vogelgesang), Werner Van Mechelen(Konrad Nachtigal), Jordan Shanahan
(Fritz Kothner), Daniel Jenz
(Balthasar Zorn), Matthew Newlin (Ulrich Eisslinger) Gideon Poppe (Augustin Moser), Alexander Grassauer (Hermann Ortel), Tijl Faveyts (Hans Schwarz), Patrick Zielke (Hans Foltz).

Bayreuths Meistersinger: Gattis lyrischer Klang

Dirigent Daniele Gatti setzt auf großangelegte, weiche, melodiöse Linien im breiten CinemaScope-Sound, die zu Beginn der fünfstündigen „Meistersinger“-Komödie nicht richtig Fahrt aufzunehmen scheinen. Die Plastizität und fein modellierende Charakterisierung der Leitmotive kommen dadurch zu kurz, unterstützen die schwer zu überbietenden Solisten zu wenig. Eine fast leere Bühne im ersten Aufzug und später kaum widerhallende Wände erschweren die Textverständlichkeit der Sänger im Resonanzraum Bühne. Gatti legt die Partitur hochromantisch aus, ist auf die Italiana des Werks konzentriert und weniger auf die kammermusikalisch sprechenden Parts. Und, so manches Mal, scheint es, als drehe Gatti zu intensiv, zu laut den herrlich tönenden, süffig anmutenden Klang auf. Beim geschlossenen Vorhang, während der in C-Dur getauchten, Italiana atmenden Ouvertüre verheißt Gattis Dirigat hingegen berückend lyrisch schöne Leitmotivfreuden.

Bayreuther Festspiele Die Meistersänger Erster Aufzug Chor Enrico Nawrath
Die Meistersinger von Nürnberg, I. Aufzug
Vorne: Michael Spyres (Walter von Stolzing). Hinten: Tijl Faveyts (Hans Schwarz), Daniel Jenz (Balthasar Zorn), Matthew Newlin (Ulrich Eisslinger), Michael Nagy (Sixtus Beckmesser), Gideon Poppe (Augustin Moser), Georg Zeppenfeld (Hans Sachs), Jordan Shanahan (Fritz Kothner), Jongmin Park (Veit Pogner), Patrick Zielke (Hans Foltz), Werner Van Mechelen (Konrad Nachtigal), Alexander Grassauer (Hermann Ortel), Martin Koch (Kunz Vogelgesang)
(c) Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Finale mit Fugennarrischkeit

Wagners „Fugennarrischkeit“ ist als Statement an das Ende des zweiten Aufzugs gesetzt. Die Welt Nürnbergs steht Kopf. Wir kennen alle die berühmt-berüchtigte Prügelszene. In Matthias Davids’ quirliger Inszenierung wird dann schnell mal ein Boxring gespannt auf dem Marktplatz der Zuckerbäckerglitzertannen-Meistersingerstadt. Wild wird dann auf den armen, Cowboyboots tragenden und Elektrolaute schlagenden Rocker Beckmesser eingedroschen. Der ewig Gestrige aus den Siebzigern bekommt gehörig was ab von der New Generation und den friedliebenden Nürnberger Bürgern. Verdi lebt seine Fugenliebe im „Falstaff“ mit „Tutto nel mondo è burla…“ – „Alles auf der Welt ist Scherz… wir sind alle betrogen!“ – aus. Wagner fast 30 Jahre vorher. Musiziert und gesungen wird vom Orchester und Chor der Bayreuther Festspiele diese Prügelfuge recht wild, verspielt und übertrieben burlesk. Nicht alles passt da zusammen, ist aber trotz allem ein großer, musikalisch halsbrecherischer Wurf. Fein, anmutig, mit ruhig beseeltem Tonfall singt der Bayreuther Festspielchor den Choral: „Wach auf, es nahet gen den Tag“. Eine so ganz andere, die hinein ins Barock und in die Renaissance weist und Richard Wagner inspirierte und beflügelte, tut sich da auf. (Chorleitung: Thomas Eitler de Lint)

Museumstipp

Im Gehirn spukt nach diesen humorimmanenten „Meistersingern“ beim Herabflanieren vom Hügel La Vache qui rit (Die Kuh, die lacht) umher. War da nicht was? Stimmt: La Wachkyrie eine französische Persiflage auf die Walküre (Valkyrie) und dem leckeren saftigen Käse aufgedrückt, findet nun als schwebende Mega Riesenkuh ihren Bayreuther-Nürnberger Festwiesenplatz. Eine Karikatur sondergleichen. Im Richard-Wagner-Museum ist passend zu den szenisch eingebauten, Purzelbäumen schlagenden Meistersinger-Musical-Slapsticks die Ausstellung „Spot(t)-Light. Richard Wagner in der zeitgenössischen Karikatur“ zu bestaunen. Sie läuft bis zum 5. Oktober 2025.

Hier sind die „Meistersinger“ von den Bayreuther Festspielen 2025 nachzuhören und nachzusehen.

Die Meistersänger von NürnbergBayreuth 2025
Regie: Matthias DavidsDirigent: Daniele Gatti

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Warum „Die Meistersinger“ sehenswert sind:

  • Humorvolles, nachdenkliches Konzept der Bayreuther Festspiele
  • Vielschichtige Charakterstudien mit brillantem Ensemble
  • Innovatives Bühnenbild und moderne Regie am Puls von Nürnberg und Bayreuth

Bei Verwendung des Textes bitte Quelle angeben bzw. verlinken.

Bayreuth’s Nuremberg Mastersingers: Irony and Splendour

Bayreuth’s new production of “Die Meistersinger von Nürnberg” is a vibrant festival of irony and musical depth. Beckmesser stumbles through absurd love games, while Sachs and Stolzing open up a resonance between art and heart. Matthias Davids’ direction fuses lively humor with visually sophisticated staging, and designer Edwards sets Nürnberg’s scenes in modern geometric shapes. The ensemble – Zeppenfeld (Sachs), Nagy (Beckmesser), Spyres (Stolzing), Nilsson (Eva) – impresses vocally and dramatically. The burlesque brawl and radiant finale highlight musical virtuosity. Conductor Gatti’s lyrical-romantic colors support Wagner’s marathon score. The production cleverly balances Bayreuth tradition and modern riffs, from AI-generated Wagner to an Angela Merkel double. The result is a surprising blend of wit, depth and artistic innovation—a treat for connoisseurs and newcomers alike. Bayreuth presents this CD as an energetic stage for Wagner avant-garde and intelligent musical theater.

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