Von Barbara Hoppe.
Vor fünf Jahren wurde bekannt, dass Cornelius Gurlitt (1932-2014), der zurückgezogen lebende Sohn des Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt (1895–1956), von seinem Vater über 1500 Kunstwerke geerbt hatte, von denen mehrere in Verdacht standen, Raubkunst zu sein. Es begann eine umfassende Aufarbeitung der Causa Gurlitt, die in der Ausstellung „Bestandsaufnahme Gurlitt“ im Martin-Gropius Bau seinen vorläufigen Höhepunkt findet. „Es reicht nicht mehr, Kulturgut attraktiv zur Schau zu stellen, es ist unverzichtbar geworden, die Geschichte der Objekte und die Geschichten ihrer Besitzer zu erforschen und adäquat zu vermitteln“, erklärt Kuratorin Agnieszka Lulinska.
Die Schau in Berlin ist die dritte Station zum Thema Gurlitt und gleichzeitig die Synthese der beiden vorherigen Ausstellungen. „Während in der Bundeskunsthalle der Schwerpunkt auf dem NS-Kunstraub und seinen Folgen lag, widmete sich das Kunstmuseum Bern der als „Entartete Kunst“ diffamierten Moderne. Für die Station im Gropius Bau werden diese beiden Themenschwerpunkte zusammengeführt, so dass erstmals eine gemeinsame, repräsentative Auswahl aus dem gesamten Bestand zu sehen sein wird“, erläutert Lulinska weiter. Die komplexe, in einen zeithistorischen Kontext eingebettete Struktur der Bonner Ausstellung bliebe zwar erhalten, werde aber auch einige Aspekte vertiefen und neue Perspektiven eröffnen. „Eine Rolle spielt auch Berlin als ehemalige Metropole des Kunsthandels und Schaltstelle des nationalsozialistischen Terrorregimes“, ergänzt die Kuratorin.
Im Mittelpunkt stehen dabei die Kunstwerke und ihre Provenienz sowie zahlreiche Dokumente, die aus dem schriftlichen Nachlass der Familie Gurlitt kommen und in direktem Bezug zu den Exponaten stehen. Stellvertretend für viele deutsche Karrieren in der NS- und Nachkriegszeit wird das Leben Hildebrand Gurlitts beleuchtet und bildet den roten Faden der Ausstellung. Biographien verfolgter jüdischer Künstler, Sammler und Händler, denen viele der gezeigten Kunstwerke gehörten, runden die Schau mit ihren rund 200 Werken von u.a. Claude Monet, Auguste Rodin, Edgar Degas, Max Beckmann, Otto Dix, Max Liebermann, Franz Marc, Edvard Munch bis Emil Nolde und Pablo Picasso ab.
Bestandsaufnahme Gurlitt
14. September 2018 bis 7. Januar 2019
Martin-Gropius Bau
Niederkirchnerstraße7
10963 Berlin
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Montag 10–19 Uhr
Dienstag geschlossen
Eintritt:
€ 10 / ermäßigt € 6,50
Eintritt frei bis 16 Jahre
Der Text erschien ebenfalls in der „Kulturzeit“ der Berliner Morgenpost im September 2018.
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