Die Opéra Royal de Wallonie-Liège, eine der bedeutendsten, innovativsten Opernbühnen Europas, präsentiert als dramatisches Frühlingsevent Jules Massenets „Werther“. Ein herausragendes Sängerpaar begeistert in der ausverkauften Premiere: Arturo Chacón-Cruz, ein hochsensibler, klangschöner Sänger, als Werther und Clémentine Margaine in der tragischen Partie der Charlotte. Von Barbara Röder.
Von Paris nach Lüttich: Eine andere Seelenlandschaft
Noch ein wenig irritiert von Christoph Loys kühlem „Werther“-Regie-Psychogramm, das Massenets Drame lyrique als Schaustück bürgerlicher Tristesse ohne Entrinnen in Paris im März 2025 zeigte und in welchem moralische Zwänge, kalte Beziehungen und ausbrechende Verzweiflung die Seelenpein der Liebenden in dieser Szenerie beherrschen, erlebt das Publikum in Lüttich eine ganz dem tragischen Schicksal, dem Herzeleid gewidmete „Werther“-Innenschau. Regie: Fabrice Murgia. Am Pult der überschäumend-kraftvoll und musikalisch hochemotionalen Ausdeutung: Giampaolo Bisanti!
„Die Wirkung dieses Büchleins war groß, ja ungeheuer, […], weil es genau in die rechte Zeit traf“, Goethe 1814
Goethes Werther: Vom Sturm und Drang zum Welterfolg
Johann Wolfgang von Goethes „Leiden des jungen Werthers“ ist vor nahezu 250 Jahren als kleines Büchlein, als Briefroman, 1774 erschienen. Dieses brillante Sturm-und-Drang-Stück erregte seit seiner furiosen literarischen Geburt die Geister und Gemüter. Autobiographische Ereignisse entzündeten den schöpferischen Gestaltungswillen des jungen Dichters und späteren Dichterfürsten von Weimar. Die noch immer glühende, nicht erloschene Leidenschaft zu Charlotte Buff, der Selbstmord eines Freundes, der aus Liebe zu einer verheirateten Frau geschah, und die glückliche Vermählung einer nahen Freundin kulminierten Anfang 1774 in der Niederschrift des Romans in Briefen: „Die Leiden des jungen Werthers“. Zwei ausgereifte, sensationelle Erfolge ließen den ganzen Reichtum der Anlagen dieses jungen Autors sichtbar werden, so Thomas Mann. Der „Götz von Berlichingen“ offenbarte die dramatischen Anlagen und der „morbid-mondäne Werther“, schwang sich zum Erfolgssturm der Jugend empor. Der brisante Briefroman des jungen Poeten, als der „erste Bestseller der deutschen Literatur“ ins Zeitalter des „Sturm und Drang“ und der „Empfindsamkeit“ hineingeworfen, wurde kurz nach seinem Erscheinen zum europäischen Kultroman und in viele Sprachen übersetzt.
Musikalisches Echo eines literarischen Fiebers
Es ist nicht verwunderlich, dass auch die Musiker vom „Werther-Fieber gepackt wurden, wie der italienische Komponist und Violinvirtuose Gaetano Pugnani. 1790 war dieser so sehr Feuer und Flamme vom „Werther“, dass er ein Melodram (Melologo) mit 22 musikalisch beschreibenden Situationen des Romans komponierte. Dazwischen wurden Textpassagen des „Werthers“ gelesen. Der Komposition Pugnanis voraus ging eine, in Turin am 29. April 1790 stattgefundene, hitzige Diskussion der Società dei Filopatridi. Der Theologe Giovanni Battista Concone referierte diese, und unter den geladenen Intellektuellen befand sich eben jener Gaetano Pugnani, Hofmusiker von Turin. 1796 feierte Pugnanis Melodram mit Zwischentexten auch im Wiener Burgtheater Premiere. Ebenfalls begeisterte sich der Franzose Rodolphe Kreutzer (1792) für das schmale Wunderbändchen „Werther“. Immerhin widmete Beethoven dem Geigenvirtuosen des Pariser Konservatoriums und Leiter der Pariser Oper seine „Kreutzer“-Violinsonate. Kreutzer selbst vertonte Goethes Erfolgsroman als „Drame-Lyrique en un Acte“ mit dem Titel „Werther et Charlotte“. Ganz vergessen ist indessen Vincenzo Pucittas 1802 Vertonung „Verter“. Es wäre sicher spannend, diese und alle anderen klingenden Goethe-Zeitdokumente einmal zu hören.
Kein Wort von der alten Zauberkraft der Musik ist mir unwahrscheinlich. „Werther” (J. W. Goethe)
Massenets Inspiration und der lange Weg zur Oper
In Frankreich, in Paris im Besonderen, wurde Goethe im 19. Jahrhundert als „Prince des poètes“ verehrt. Wertheriaden in Oper und Ballett waren in der Metropole von Kunst und Kultur en vogue. Georges Duvals Revue „Werther ou Les égarements d’un cœur sensible“, ein Vaudeville, wurde jahrelang im Pariser Théâtre des Variétés seit 1817 als Dauerbrenner gespielt. Nachdem Jules Massenet, so berichtet eine Anekdote, 1885 den „Parsifal“ in Bayreuth besucht hatte, begab er sich auf dem Rückweg nach Paris nach Wetzlar. Dort spielte Goethes Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“. Von seinem Freund, Georges Hartmann, erhält der Komponist eine französische Übersetzung des Romans noch während des Besuchs. Der Tonkünstler „konnte sich einfach nicht von der Lektüre jener glühenden Briefe losreißen, in denen so viele Gefühle innigster Leidenschaft steckten“, so Jules Massenet in seinen Memoiren. Bis zur erfolgreichen Uraufführung und dem Siegeszug durch die Opernlandschaft weltweit sollte es aber dauern.
Jules Massenets „Werther“ kam am 16. Februar 1892 an der damaligen Wiener Hofoper zur Uraufführung mit einem deutschen Libretto von Max Kalbeck, wohlgemerkt. Das Werk war kein durchschlagender Erfolg. Dies sollte sich ändern. Die Bedenken und die Ablehnung der Partitur des berüchtigten Pariser Impresarios, Léhon Carvalho, dass das Werk zu düster sei und so gar nicht passe (Massenet hatte zwei Jahre zur Fertigstellung benötigt), machten den Weg über Wien vonnöten. 1903, diesmal in Paris aufgeführt und in französischer Sprache, trat der „Werther“ seinen Siegeszug durch Europa an. Heute gehört Jules Massenets „Werther“ zum weltweiten Kanon der französischen Opernliteratur.
„Werther“ ist eine Oper, die auf große Chöre verzichtet und auf das innere Erleben, auf pulsierende innere Befindlichkeiten ihrer Protagonisten fokussiert ist. Nicht Werther steht allein im Mittelpunkt des Werks wie im Briefroman Goethes, sondern auch Charlotte wird Akteurin, die ihrem Schicksal eine bürgerliche Ehe führen zu müssen, ausgeliefert ist. Bei Massenet und seinen drei Librettisten hat sie nicht aus Liebe, sondern aus Pflichtbewusstsein – es war ein Versprechen, das sie am Totenbett der Mutter gab – Albert geehelicht. Aus dem der Natur- und Freiheitssehnsucht verbundenen Sturm und Drang Goethes taucht die Vertonung durch Massenet „Werther“ 120 Jahre später in andere, hochromantischere Gefilde hinab. Goethes Einzelheld, eigentlich ein Antiheld mit einer übergroßen Ich-Bezogenheit, einer, der an der Liebe, Verliebtheit, gebrochenem Herzen zugrunde geht, verwandelt sich bei Massenet in den Liebenden, der wieder geliebt wird. Wie in allen bedeutenden Opernsujets gibt es zwei Liebende, hier sind es: Charlotte und Werther. Nicht nur Werthers Gefühlswelt wird in der Oper bespiegelt, sondern auch die seiner Mitmenschen. Bei Goethe am Rand erwähnt, gewinnen sie in der Vertonung Kontur, musikdramatische Gestalt. Massenets „Werther“ ist eine Oper des Fin de Siècle. Eine, die das Zeitalter des Übergangs von der Romantik in die Moderne symbolisiert.
Inszenierung zwischen Historie und Jetztzeit
In der Neuinszenierung des Opernklassikers „Werther“ an der Opéra Royal de Wallonie-Liège setzt das Team des Regisseurs auf die Rückbesinnung ins Goethe-Zeitalter. Die eleganten, sehr an einen historischen Film erinnernden Kostüme von Marie Hélène Balau verweisen darauf. Manches wirkt schön, aber zu sehr ausstaffiert denn natürlich. Die Szenerie spielt zuerst auf dem Vorplatz vor dem Häuschen von Charlotte. Kahle Bäume, welche später im Herbst mit Lampions behängt werden, wandeln sich am Ende der Oper in zwei sterbende, vom Schnee bedeckte Holzgerippe. Hier umhüllt im letzten Akt den sterbenden Werther die eisige Luft und die warmen Arme Charlottes. Bühnenbauer Rudy Sabounghi kreiert für Charlotte eine schmale Kammer mit Klavier und Schreibpult. Ein die Couleur wechselndes Bild an der Wand entspricht den inneren Zwängen, Beklemmungen und Nöten des Herzens Charlottes.
Die beklemmende Enge der Bürgerlichkeit soll so sichtbar werden. Regisseur Fabrice Murgia widmet sich leider zu wenig einer genauen Personenregie. Er baut auf Videos und Kameras oder Filmaufnahmen. Diese neue Kunstform, mit Projektionen auf den Bühnenhintergrund und der Bühne zu agieren, hat Einzug gehalten in viele Regiearbeiten. Sie symbolisieren die Heutigkeit, die Jetztzeit und Aktualität eines Sujets in der Oper zum einen. Zum anderen verweisen herangezoomte Gesichter auf innere Befindlichkeiten der Protagonisten. In Murgias Regiearbeit passen aber die Videos und Live-Kamerafahrten. Sie zeigen alle Regungen und Erregungen sowohl der Liebenden als auch einiger Musiker im Orchester. Es ist, als sitze man im Orchestergraben mitten in der Musik. (Videos, Giacinto Caponio). Emily Brasseurs steuert die stimmungsvolle Beleuchtung, die getönte und dunkle Stimmung der Szenerie bei.
„Liebe belebt“, J.W. von Goethe, 28. August 1830
Stimmen, die Glut und Abgrund tragen
Arturo Chacón Cruz ist ein begabter Tenor, der einen ganz besonderen „Werther“ verkörpert. Seine im metallischen Glanz leuchtende Stimme, seine von schwelgender Eleganz und von der Fülle der Empfindung berauschte Darstellung der Titelfigur vergisst das Publikum so schnell nicht. Er zeigt auch die innere Gebrochenheit, das große, unglückliche Sehnen, welches Werther ergriffen hat, mit eloquenter Finesse. Sein fast gehauchtes, dann aufgewühltes „Pourquoi me réveiller“ ist ein Höhepunkt. Der von Massenet musikalisch frühlingshafte Abendhauch, den der Liebende herbeisehnt, verschmilzt trauerbeschwingt mit den Tränen der Harfenklänge. Langer Beifall des Publikums!
Die Mezzosopranistin Clémentine Margaine ist die damenhafte Charlotte. Sie passt eher in einen französischen Salon als in die bürgerliche Einfachheit. Auch ist sie nicht das junge Mädchen, das anpackt und ihre Familie versorgt. Keine sanfte, sondern eine selbstbewusste Frau. Das ist sicher von der Regie so gewollt. Ihre schwere, gewaltig und dunkel Erda-getönte Stimme passt eher ins hochdramatische Fach. Glaubhaft und beseelt interpretiert Margaine dennoch die ergreifenden Walzer atmende Briefszene Charlottes.
Ein wunderbares Ensemble ergänzt dieses überaus gelungene „Werther“-Spektakel
Heimeligkeit, bürgerliche Strenge und Reglement werden vom Amtmann, Charlottes Vater, verkörpert. Ugo Rabec singt und agiert glaubhaft mit geschmeidig strengem Bassbariton. Elena Galitskaya als Sophie verzaubert mit ihrem munteren, silberglöckchentönenden Sopran. Ihre Sophie ist eine lebenslustige, vergnügungssüchtige Jugendliche, die Werther anhimmelt und umschwärmt. Ivan Thirion läuft als Bad Boy der Oper und hinterlistiger Charakter zu baritonaler Hochform auf. Sein Albert, der spießige und eifersüchtige Ehemann Charlottes, stellt auf Bitten Werthers die Waffe zur Verfügung, mit welcher dieser sich tötet. Als ob Albert dies nicht geahnt hätte! Pierre Derhets und Samuel Namottes sind die schön tönend, palavernd, trinkfesten, drolligen Saufkumpane Schmidt und Johann inmitten der Kleinstadtenge.
Der Kinderchor, die mutterlosen Kinder des Amtmanns und Geschwister von Charlotte proben eifrig das Weihnachtslied „Noël, Jésus vient de naître“. Sie tragen, Natur und Jugendlichkeit ausdrückend, Zweige, Äste, Grün. Es ist der Sommer, in welchem sich Werther in Charlotte verliebt und er in überschwänglicher Manie „Rêve! Extase! Bonheur!“ singend seine Liebe gesteht. Am Weihnachtsabend, dem verhängnisvollen kalten letzten Abend Charlottes und Werthers, singen sie von den Rängen des Opernhauses herab, das wohlklingende, hellleuchtende „Noël ,Noël…“. Dies erinnert an einen Weihnachtsgottesdienst in der Kirche. Ein schöner Einfall! Werther hat sich währenddessen schon selbst verletzt, und Charlotte ist eilend durch den Schnee zu ihm geflüchtet, auf eine letzte Begegnung hoffend.
Träumen, Wonne, Glücklichsein sind beiden nicht vergönnt: Werther erschießt sich, Charlotte, welche in ewiger Sehnsucht ausharrend vielleicht an gebrochenen Herzen zu Grunde geht. Haben wir uns schon mal gefragt, was mit der traumatisierten Charlotte, ihrer Ehe mit Albert, nach Werthers Suizid geschieht? Immerhin erschoss er sich mit der Waffe Alberts, die dieser bereitwillig Werther überlassen hatte.
Ein Orchester im Rausch der Gefühle
Massenets Drame lyrique kann seine Nähe zu Wagnerismen, zu musikdramatischen Erinnerungsmotiven nicht verleugnen. Markante Instrumentierungen, wie die mit der Orgel, der Celesta, der Harfe und dem Alt-Saxofon, verwebt Massenet in seine Partitur. Mit hochsensiblem Klangbewusstsein versteht es Giampaolo Bisanti alle sehnsuchtsbeladenen, rauschhaften sowie klar artikulierten Melodiebögen aus der Partitur des Meisterwerks herauszulocken. Das Orchester der l‘Opéra Royal de Wallonie-Liège spielt motiviert, empfindsam und klangsicher. Es ist immer eine Freude, diesem voller Energie geladenen Klangkörper zuzuhören! Nach „Mignon“, (1866) von Ambroise Thomas in einer der letzten Spielzeiten, einer konzertanten Fassung von Hector Berlioz „La Damnation de Faust“ (1846) im März 2025 folgt diesen Herbst als internationale Saisoneröffnung 2025/2026 der l’Opéra Royal de Wallonie-Liège Charles Gounods „Faust“, (1859). Ein musikdramatischer Glücksfall auf den unser ganzes Augen- und Ohrenmerk gerichtet sein wird. Generalmusikdirektor Giampaolo Bisanti wird wieder am Pult des Orchestre l’Opéra Royal de Wallonie-Liège stehen.
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Goethe’s Werther: retold on the opera stage
The Opéra Royal de Wallonie-Liège, one of the most significant and innovative opera houses in Europe, presents Jules Massenet’s Werther as a dramatic spring event. An outstanding lead pair dazzles in the sold-out premiere: Arturo Chacón-Cruz as the highly sensitive, beautifully voiced Werther, and Clémentine Margaine in the tragic role of Charlotte.
From Paris to Liège: a different landscape of souls
Contrary to Christoph Loy’s cool psychological staging of Werther, presented in Paris in March 2025 as a tableau of bourgeois bleakness with no escape—where moral constraints, cold relationships, and erupting despair dominate the lovers’ torment—Liège offers a deeply introspective Werther, entirely devoted to tragic fate and heartache. The direction is by Fabrice Murgia, with Giampaolo Bisanti on the podium, interpreting the work with overflowing emotional and musical intensity.
“The impact of this little book was immense, even tremendous […] because it arrived at just the right moment.” — J.W. von Goethe, 1814
Goethe’s Werther: From Sturm und Drang to global success
Johann Wolfgang von Goethe’s „The Sorrows of Young Werther“ appeared nearly 250 years ago, in 1774, as a small epistolary novel. This brilliant Sturm und Drang epic stirred minds and emotions from the moment of its literary birth. Autobiographical events ignited the young poet’s creative energy—his still-burning passion for Charlotte Buff, the suicide of a friend over a married woman, and the happy marriage of a close friend—all culminating in early 1774 in the writing of the novel in letter form. According to Thomas Mann, Götz von Berlichingen revealed Goethe’s dramatic talent, while Werther, “morbid and worldly,” catapulted him to youthful fame. This explosive epistolary novel, the “first bestseller of German literature,” became a European cult phenomenon shortly after its release and was translated into many languages.
Musical echo of a literary fever
It’s no surprise that musicians also caught the “Werther fever.” Italian composer and violin virtuoso Gaetano Pugnani, after a heated intellectual debate in Turin in 1790, composed a melodrama with 22 musical scenes depicting the novel, interspersed with spoken text. In 1796, it premiered in Vienna’s Burgtheater. French composer Rodolphe Kreutzer, to whom Beethoven dedicated his violin sonata, composed a one-act lyrical drama Werther et Charlotte. Also forgotten today is Vincenzo Pucitta’s 1802 setting Verter. It would be fascinating to hear these musical Goethe interpretations again.
“No word about music’s ancient magic seems unbelievable to me.” — „The Sorrows of the Young Werther“, J. W. von Goethe
In 19th-century France, Goethe was revered, especially in Paris, as the “Prince of Poets.” Werther-inspired operas and ballets were in vogue. Georges Duval’s Werther ou Les égarements d’un cœur sensible, a vaudeville revue, was a long-running success at the Théâtre des Variétés from 1817. According to legend, after attending Parsifal in Bayreuth in 1885, Jules Massenet visited Wetzlar, the setting of Goethe’s novel, on his way back to Paris. There, his friend Georges Hartmann gave him a French translation. Massenet was so captivated by the passionate letters that he couldn’t put them down. However, it would take time before Werther found its way to the stage.
„Werther“ premiered on February 16, 1892, at the Vienna Court Opera in a German translation by Max Kalbeck. It was not an immediate success. Parisian impresario Léon Carvalho had rejected the work as too dark and unsuitable. After its detour through Vienna, Werther triumphed in Paris in 1903 and has since entered the global French opera repertoire.
Unlike Goethe’s novel, where Werther alone is the focus, Massenet’s opera shares the spotlight with Charlotte, who is no longer just the object of affection but a woman trapped in a marriage of duty. She marries Albert not for love, but to honor a deathbed promise to her mother. Massenet transforms Goethe’s proto-romantic novel into a lush high-romantic drama. Goethe’s brooding antihero becomes, in Massenet’s version, a lover who is loved in return. The opera reflects not just Werther’s inner world, but that of everyone around him. Even minor characters find voice and form, musically and dramatically. Werther is a fin de siècle opera, straddling the transition from Romanticism to Modernity.
Staging between history and the present day
In this new production at Opéra Royal de Wallonie-Liège, the direction evokes Goethe’s era. Marie Hélène Balau’s elegant, historically inspired costumes hint at a period film. At times, they feel overly ornate, but not natural. The setting opens in front of Charlotte’s modest house, with bare trees that later bear lanterns in autumn, transforming by the opera’s end into snow-covered wooden skeletons. In the final act, the dying Werther is enveloped by icy air and Charlotte’s warm embrace.
Set designer Rudy Sabounghi gives Charlotte a narrow room with a piano and writing desk. A painting on the wall shifts in color, reflecting her inner turmoil. Director Fabrice Murgia leans heavily on video and film projections, a modern technique used to express the opera’s contemporary relevance. Close-up facial shots capture emotional detail. In this staging, such visuals work well, even including footage of the orchestra musicians. It’s as if the audience sits inside the orchestra pit. (Videos by Giacinto Caponio). Emily Brassier’s moody lighting enhances the emotional atmosphere.
“Love gives life.” — J.W. von Goethe, on his birthday, 28 of August 1830
Voices that carry embers and abysses
Arturo Chacón-Cruz is a gifted tenor who delivers a unique Werther. His glowing metallic voice and elegant, emotionally rich portrayal leave a lasting impression. His almost whispered, then passionately surging “Pourquoi me réveiller” is a highlight, blending Massenet’s spring-like breeze with the melancholy tears of the harp. The audience rewards him with long applause.
Mezzo-soprano Clémentine Margaine plays a stately Charlotte, more fitting for a Parisian salon than a simple household. She is not the young girl caring for her family but a self-assured woman—a deliberate choice by the director. Her dark, earthy voice leans toward dramatic repertoire. Yet, she convincingly performs Charlotte’s deeply moving letter scene with emotional depth.
A wonderful ensemble complements this extremely successful ‘Werther’ spectacle
Ugo Rabec as Charlotte’s father embodies bourgeois order with a commanding bass-baritone. Elena Galitskaya’s Sophie is delightful, her bright, silvery soprano capturing the youthful flirt who adores Werther. Ivan Thirion excels as the brooding, jealous Albert who hands Werther the pistol that leads to his suicide—as if he had no idea what would happen! Pierre Derhet and Samuel Namotte are charming drinking buddies Schmidt and Johann, adding local color and comic relief.
The children’s choir, portraying Charlotte’s siblings and the orphaned children of the magistrate, rehearse the Christmas carol “Noël, Jésus vient de naître”. They carry green branches and twigs symbolizing nature and youth. It’s summertime when Werther declares his love for Charlotte with exuberance, singing “Rêve! Extase! Bonheur!”. On the fatal Christmas Eve, they sing “Noël, Noël…” from the balcony—reminiscent of a church service. A beautiful touch. Meanwhile, Werther has already wounded himself and Charlotte rushes through the snow for a final encounter.
Dreams, joy, and happiness are denied them. Werther dies by suicide, and Charlotte, left in eternal longing, may well perish of a broken heart. Have we ever asked what becomes of the traumatized Charlotte and her marriage after Werther’s death—by Albert’s own weapon?
An orchestra in the throes of emotion
Massenet’s drame lyrique bears traces of Wagnerian influence, with leitmotifs and distinctive orchestration, including organ, celesta, harp, and alto saxophone. Giampaolo Bisanti, with deep sensitivity, draws out all the yearning and lyrical beauty from the score. The orchestra of the Opéra Royal de Wallonie-Liège plays with great empathy and assurance—always a joy to hear. After past successes like Ambroise Thomas’ Mignon and Berlioz’ Huit Scènes de Faust, the Opéra Royal de Wallonie-Liège will open its 2025/2026 international season this fall with Charles Gounods Faust. Another musical and dramatic gem to which we eagerly look forward. Giampaolo Bisanti will once again take the podium.