Von Barbara Hoppe.
Wenn man sich einem neuen Projekt von Moritz Eggert widmet, sind Überraschungen gewiss. Aktuell tritt bei seinem gerade erschienen Album „Muzak“ und „Number Nine VII: Masse“, das zusammen mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von David Robertson und Peter Rundel im Auftrag von musica viva entstand, zunächst einmal große Irritation ein. Ist die CD kaputt oder die eigene Musikanlage? Nichts ist zu hören. Aber dann geht es los. Mit Karacho sprengt der Komponist und Pianist, der Performer, Dirigent, Autor und aktuell auch Sänger Moritz Eggert alle Genregrenzen nur, um ein neues zu schaffen.
Angeregt durch die Musik, der wir täglich ausgesetzt sind und die uns in Kaufhäusern, Restaurants, U-Bahn Stationen, Flugzeugkabinen und sonst wo entgegenrieselt, reifte der Plan, eine lebendige Musikerzählung zu schaffen, die Musik aus unserer alltäglichen Klangwelt einbezieht. „Zeitgenössische Musik“ im besten Wortsinn. Nichts künstlich Erschaffendes, sondern mit der Musik, die uns umgibt. „Muzak“, eine sprachliche Variante des Wortes „music“ greift mitten hinein in die Kiste des Gefälligen, des Populären, des Klischees, nur um mit den Begriffen zu brechen und in längere Passagen überzugehen, die unsere Erwartungen ständig aufs Neue herausfordert. Immer wieder meinen wir Zitate herauszuhören, auch wenn der Komponist dies vehement abstreitet. „Keine dieser Musiken gibt es, es wird nie eine tatsächlich existierende Melodie oder ein Song zitiert“, heißt es im Booklet der CD.
Dies gilt auf jeden Fall für das zweite Stück des Albums. „Number Nine VII: Masse“ ist Teil des Zyklus Number Nine, mit der Moritz Eggert sich nicht nur auf die vielen Symphonien von Beethoven, Bruckner, Dvořak und anderen bezieht, sondern auch auf „Revolution 9“ von den Beatles. Dabei treibt ihn immer wieder aufs Neue die Frage um: „Wie schreibt man heute fürs Orchester?“ Wir erfahren es in einer Musikwelle, die uns gewaltig entgegenrauscht und uns keine Pause gönnt. Denn angeregt durch das Wissen, das in einem gängigen Orchesterstück nie alle Musiker gleichzeitig spielen, stellte sich der umtriebige und experimentierfreudige Moritz Eggert der Herausforderung, ein Stück zu schaffen, in dem alle Orchestermitglieder ununterbrochen spielen. Der Dirigent muss hier einiges leisten, was Peter Rundel meisterhaft gelingt.
Moritz Eggert
mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Muzak
Number Nine: Masse
NEOS Music, 2018
CD hier kaufen
In das Album hineinhören kann man bei spotify hier
Pingback: Kulturtipps im Mai: Dem Sonnenschein mit Düsternis begegnen | Murmann Magazin