Eine Kurzkritik von Barbara Hoppe
Seltsames geschieht in der Marbach. Da streiten zwei auffällig frisierte Frauen, ein dicker Mann schlurft in Pantoffeln durch die Gegend, ein anderer pflegt hingebungsvoll seinen Garten, ein dritter seine Fotoausrüstung und mittendrin stolpern Birger und Betty nach einem mysteriösem Fund am Ententeich in ein haarsträubendes Abenteuer, in dem der Zeitungsausträger eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Was geht hier vor? 72 Stunden bleiben den Protagonisten, ein Unglück zu verhindern und so hetzen fünf Menschen, die das Schicksal freundschaftlich zusammenführt durch rund 140 Seiten, um zwei Menschenleben zu retten.
Daniel Grosse macht mit seinem Krimi-Debüt „Plausch am Ententeich“ seiner Heimatstadt Marburg und im Besonderen dem Stadtteil Marbach eine Liebeserklärung. Flott inszeniert er eine Geschichte mit liebevoll entworfenen Figuren, die durch die genauestens beschriebenen Straßen und Wälder des Ortes eilen. 60 Minuten hat sich der Autor täglich gegeben, ein Kapitel zu schreiben – bis der Fortsetzungsroman von A bis Z fertig war. Das auferlegte Schreiblimit korrespondiert zum atemlosen Rennen gegen die Zeit im Krimi. Und doch wünscht man sich vor allem in der zweiten Hälfte mehr Muße bei der Entwicklung der Charaktere wie der Geschichte, die in ihrer Skurrilität viel Potenzial hat, das ein wenig verpufft, mag das Ende auch überraschend, aber auch ein wenig plötzlich und unvermittelt kommen. Mehr wäre in diesem Fall mehr gewesen. So muss der Leser Lücken selbst schließen und Abschweifungen hinnehmen, die für den Fortgang der Geschichte keine Relevanz haben. Herausgekommen ist ein Büchlein für Zwischendurch, das man dennoch gern liest und das sprachlich unbeschwert daherkommt.
Daniel Grosse
Plausch am Ententeich
Verlag Books on Demand, 2016
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