Mit „Falken jagen“ ist D.B. Blettenbergs Farang zurück. Rezension von Barbara Hoppe.
Er ist wieder da: Surasak Meier, Privatermittler mit thailändischer Mutter und deutschem Vater, der in einem kleinen Teakholz-Haus im Süden Thailands lebt und früher für den General schmutzige Aufträge erledigt hat. Er, den alle Farang – den weißen Menschen aus der westlichen Welt – nennen, war der Gunman für seinen Mentor, dem er sich treu verpflichtet fühlt. Nun ist der General tot und seine Tochter hat das Ruder übernommen. Imelda Watana ist nicht zimperlich, resolut und entschlossen. Um ihren Bruder, der es irgendwie in den Polizeidienst geschafft hat, die große Blamage zu ersparen, heuert sie den alten Gefolgsmann ihres Vaters an. Er soll diskret für Ordnung sorgen.
Denn in Thailand geschehen grausame Morde. Verübt an Deutsche, scheinen sie einem bestimmten Muster zu folgen. Jeder Tat beigelegt sind griechische Episteln, die sich auf eine lang zurückliegende Episode in der thailändischen Geschichte beziehen, und in denen ein Grieche eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Da die thailändische Polizei in der Sackgasse steckt und damit der Ruf der Familie Watana gefährdet ist, soll Farang den Mörder aus dem Weg räumen. Mit seinen Freunden Tony, einem ehemaligen Journalisten, und Bobby, einem Vietnamveteran, macht er sich ans Werk. Und erkennt, dass es dem Mörder, den sie bald den „Falken“ nennen, um eine weit zurückliegende Tat geht, für die heute Deutsche büßen müssen.
15 Jahre Zeit gelassen hat sich D.B. Blettenberg, bevor er Surasak Meier wieder losschickte. Den ersten Fall löste er 1988 in „Farang“, den zweiten 2003 in „Berlin Fidschitown“, den dritten nun in „Falken jagen“. Und wir jagen mit ihm um den halben Globus. Bangkok, Pattaya, Griechenland sind die Stationen. Immer dem Falken hinterher. Und immer mit einer guten Portion Geschichte im Gepäck. Es geht um den zweiten Weltkrieg und seine Massaker. Aber auch der Vietnamkrieg findet seinen Platz in diesem Krimi – wenn auch nur am Rande. Blettenberg gelingen dabei gleich mehrere kleine Glanzleistungen: Erstens: Man muss die früheren Romane nicht kennen, um diesen zu verstehen. Zweitens: Seine Protagonisten sind keine Heiligen. Sie sind skrupellos, haben getötet – im Kampf oder im Job –und sind trotzdem sympathisch. Selbst Kriegsverbrechern und alten Nazis gewinnt er eine liebenswürdige Ader ab. Drittens empfindet der Leser dieselbe Kaltblütigkeit und Rationalität wie Farang und seine Freunde. Und viertens besticht Blettenberg mit hervorragender Kenntnis von Land und Leuten. Wer schon einmal in Thailand oder Griechenland war und vielleicht sogar den einen oder anderen Ort kennt, wird allein daran seine Freude haben. Aber die Geschichte fesselt auch so.
Dieser Roman funktioniert hervorragend ganz ohne schwarz-weiß-Malerei und ohne Hüter des Gesetzes. In der Tradition der Outlaws agieren Blettenbergs Helden: Jenseits des Gesetzes, aber doch für das Gute – ob es nun die sieben Samurai, die glorreichen Sieben, Clint Eastwood „Für eine Handvoll Dollar“ oder Farang und seine Freunde sind.
Keine Sekunde langweilt man sich in diesem Roman, der irgendwo zwischen hard-boiled und „thai noir“ rangiert und für den sich Blettenberg ein wunderschönes, ein bisschen skurriles Ende ausgedacht hat. Das Leben kann eben auch einfach mal total blöd verlaufen. Selbst für einen Killer.
D.B. Blettenberg
Falken jagen
Pendragon Verlag, Bielefeld 2018
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