Von Barbara Hoppe.
Weniger Exklusivität in der Kunst, dafür Demokratisierung? Unlimitierte und unsignierte Editionen von Kunstwerken? Für den argentinischen Künstler Léon Ferrari ist dies seit den 1970er Jahren eine Selbstverständlichkeit. Ein egalitäres Kunstverständnis und die etablierte Priorisierung des Originals vor der Kopie aufzuheben sind Kernthemen des 1920 in Buenos Aires geborenen Ferrari, der 2013 in seiner Heimatstadt starb.
Ferrari gilt als Pionier der Konzeptkunst. Eigentlich gelernter Ingenieur, begann er in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts, sich autodidaktisch als Künstler zu entwickeln. Sein Œuvre ist umfangreich und geprägt von ständigem Experimentieren. Skulpturen, Arbeit mit Keramik, Holz, Gips oder Draht, aber auch die Auseinandersetzung mit Klang, der beginnenden Digitalisierung oder der Brailleschrift gehören in sein Repertoire des Ausprobierens – und Kritisierens.
Denn mit Beginn der Militärdiktatur 1976 in Argentinien musste er mit seiner Familie das Land verlassen. Sein Sohn gehört zu den rund 30.000 Menschen, die während der Diktatur verschwanden. Fortan schickte Léon Ferrari von São Paulo aus seine kritischen politisch-künstlerischen Botschaften in die Welt und zog sich damit nicht nur den Unbill der katholischen Kirche zu. So auch 2004, als in Buenos Aires eine Retrospektive seines Werkes stattfand. Die Proteste führten zu Zensur und Schließung der Ausstellung.
In Berlin ist derzeit eine kleine Auswahl der Werke dieses ungewöhnlichen, unbeugsamen und kreativen Künstlers zu sehen, stilecht in dem Kleinod der unabhängigen Kunstszene im Haus Schwarzenberg am Hackeschen Markt (hier ein sehr schöner Artikel von Jana Noritsch zu dem Ensemble). Kuratiert von Ferraris Enkeltochter Paloma Zamorano Ferrari sowie Annika Hirsekorn lädt die Schau ein, sich neuen künstlerischen Wegen zu öffnen und sich selbst in den künstlerischen Prozess zu begeben: An jedem Wochenende werden ausgewählte Grafiken Ferraris zur Verfügung gestellt, die von den Besucherinnen und Besuchern selbst vervielfältigt werden können.
Léon Ferrari – Reproducing Them Infinitely
noch bis zum 25. September 2021
Galerie Neurotitan
Rosenthaler Straße 39
10178 Berlin
Dienstag bis Sonntag: 12 bis 18 Uhr
Der Eintritt zur Ausstellung und den Veranstaltungen ist frei.
Weitere Infos und Wochenendprogramm: www.neurotitan.de
Galerie TRAFO.1+3 Kunst an ungewöhnlichen Oten
Jeden Tag ein Bild einer Ausstellung und die Bitte um einen KLICK:
https://psd-zukunftspreis.de/pro…/60ffad2b69a9770e24e92f37