Letzte Eindrücke von dem Sommerfestival, das in vielerlei Hinsicht den Fokus auf sich zu ziehen vermochte: „Die Bayreuther Festspiele 2022“, Teil 2. Zwei Konzerte mit Dirigent Andris Nelsons. Von Barbara Röder.
Besonders waren die beiden Konzerte mit Dirigent Andris Nelsons, die an den beiden letzten Tagen im Festspielhaus auf dem Grünen Hügel stattfanden.
Es war ein huldvolles Aufgebot, ohne Bühnenspektakel, Eklats und Buhgewitter. Alle Orchestermitglieder des Bayreuther Festspielorchesters saßen auf der Spielfläche der Bühne. Wagners Musik ohne Wagners mystischen Sound? Denn der berühmte Orchestergraben war verwaist an diesen Abenden mit konzertanten Bravourstücken aus der Feder des Meisters aus Bayreuth.
Nelsons dirigierte Ausschnitte aus dem „Fliegenden Holländer“ und ausgesuchte Kostbarkeiten aus den Gesamtkunstwerken „Tannhäuser“ und „Tristan und Isolde“. Nach der sehr brachial rasanten Potpourri-Ouvertüre zum „Fliegenden Holländer“, die Nelsons in den langsamen Teilen sehr gut auskostete, erschien Catherine Foster als Senta. Liedhaft, geschmackvoll und mit eher zurückhaltendem Gestus siedelt Foster die bekannte „Ballade der Senta“.
Senta ist bei Catherine Foster ein sanftes Mädchen, natürlich und klar. Ihren zögerlichen Beginn machte die Sopranistin wett im Duett „Gepriesen sei die Stunde“ aus dem 2. Akt des Tannhäusers, das sie mit Klaus Florian Vogt sang.
Zwar ist sie zurückhaltend leise, aber das passt gut zur kräftigen, honigsüßen Stimme das Ausnahmetenors Vogt. Seine „Romerzählung“ aus dem Tannhäuser fällt an beiden Abenden sehr unterschiedlich aus. Vogt interpretiert gesanglich nicht ganz eben, aber deklamatorisch von immenser Intensität. Das sonore Blech in der Ouvertüre zum Tannhäuser klingt edel. Nelsons zelebriert langsame Tempi und schafft eine musikalisch stimmungsvolle Atmosphäre.
Die fein ziselierte Soloklarinette besticht mit ihrem warmem Klang und ihren tänzerisch lockenden Rufen. Sie spiegelt die Gefühle zwischen Tannhäuser und Elisabeth wieder. Der Gesang des Festspielorchesters ruft vor unserem inneren Auge den Kosmos der bebilderten Tannhäuser Inszenierung von Tobias Kratzer wach.
Nach der Pause entlädt sich orchestral innerlicher Klagegesang. Die Tristan-Vorspiele zum ersten und dritten Aufzug fühlen sich wie eine symphonische, romantische Dichtung in der Tradition Liszt oder Berlioz an. Auch hier besticht die erzählende Orchestersprache Richard Wagners. Nelsons und Catherine Foster verabschieden sich mit Isoldes Liebestod „Mild und Leise“ vom dankbaren und beglückten Publikum. Ein würdevoller, letzter Gruß nach einer aufregenden Bayreuther Festspielzeit 2022.
Exquisite Wagner Plakate
Eine sehr gewinnbringende Ergänzung zu den Opernereignissen auf dem Grünen Hügel war die während der Festspielzeit stattfindende Ausstellung „Wie, hör ich das Licht?“ im Alten Schloss, das inmitten der beschaulichen Altstadt Bayreuth steht. Die von Wagner-Connaisseur und Sammler-Enthusiast Dr. Klaus Billand kuratierte, fein ausstaffierte Wagner-Posterausstellung war anlässlich des monumentalen Wagner-Projekts schon diesen Frühling in Leipzig zu sehen.
Bis zum Ende der Bayreuther Festspielzeit 2022 waren die feinen Poster jetzt in Bayreuth zu sehen. Billand hat verraten, dass nächstes Jahr die herrlichen Sammlerobjekte wieder zu sehen sein werden. Ergänzt werden sie durch viel Neues und vielleicht mit dem Schwerpunkt auf verschiedene Parsifal Plakate aus aller Welt. Denn mit einer Parsifal Neuinszenierung werden am 25. Juli 2023 die Bayreuther Festspiele 2023 eröffnet.
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