In der Bonita Avenue waren sie einst glücklich. Jetzt – so scheint es auf den ersten Blick – sieht es gar nicht so viel schlechter aus: Die Familie um Siem Sigerius lebt in Enschede. Siem hat es aus kleinen Verhältnissen zum erfolgreichen Mathematiker und Hochschulrektor bis zum Wissenschaftsminister ins niederländische Kabinett geschafft, die beiden Stieftöchter sind wohlbehütet aufgewachsen. Einzig Wilbert, Siems Sohn aus erster Ehe, schert aus dieser gutbürgerlichen Idylle aus. In jungen Jahren hatte er einen Mann mit einem Hammer erschlagen. Nun wird er aus dem Gefängnis entlassen und will sich an dem Vater rächen, von dem er sich getäuscht sieht. Mit der Explosion der Feuerwerksfabrik in Enschede im Jahr 2000 beginnt auch Siems Leben auseinanderzufliegen. Er muss entdecken, dass Töchterchen Joni gemeinsam mit ihrem Ex-Freund und Fotografen Aaron höchst erfolgreich eine Pornoseite im Internet betreibt. Und während sie fluchtartig das Land verlässt, um in Kalifornien Pornoproduzentin mit zweifelhaftem Ruf zu werden, träumt Aaron von einer gemeinsamen Zukunft mit ihr. Siem und Wilbert hingegen liefern sich einen Kampf auf Leben und Tod.
Zeit online lobt. „Das Resultat ist ein mutiges, unerschrockenes Kunstwerk, das vor allem das Wagnis eingeht, sich einen Teufel um literarische Anstandsregeln zu scheren. Buwalda hat ein Buch geschrieben, das gerade durch seine bewusste Weiterdrehung des Erzählens und Nachdenkens über Familie ins Irrwitzige, ja Irrationale und Groteske jene tiefliegenden Wahrheiten ans Tageslicht holt, an die mit traditionellen Erzählmitteln bislang offenbar nicht heran zu kommen war. Das macht es groß und unerhört.“
Deutschlandradio Kultur fasst zusammen: „Inzest, Pornographie, Drogen, Betrug, Politiker-Erpressung, Messie-Verwahrlosung, Wahnsinn, Psycho-Szenen in Duschkabinen, Mord und Totschlag und eine splatterhaft zersägte Leiche – dergleichen kommt in den besten Familien vor. Aber vielleicht nicht alles auf einmal. Buwalda richtet ein hypertrophes Konfliktpotential an, das garantiert hochgeht wie eine Feuerwerksfabrik. […] Es ist zu viel Explizites in diesem Roman, der sich immerhin spannend liest.“
Im WDR online heißt es: „All das wird mit einer wirklich unglaublich bildreichen, mal dröhnend lauten und wuchtigen Sprache, dann nur einem Wispern gleich erzählt. Diese Gegensätze sind faszinierend und reißen alles mit sich – nicht nur die Figuren, auch den Leser.“
Peter Buwalda:
„Bonita Avenue“.
Aus dem Niederländischen von Gregor Seferens.
Rowohlt Verlag, Reinbek 201
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