Kolumne von Susanne Falk.
Von Termin zu Termin rasen, zig Hände schütteln und an jeder Ecke eine neue Entdeckung machen: Buchmessen können ihren ganz eigenen Drive entwickeln, so als schwimme man im Tiefenrausch zwischen tausenden von Buchdeckeln hindurch. Zum Glück taucht man irgendwann wieder auf, nur um bei der nächsten Messe wieder hineinzuspringen ins Bücher-Meer, denn: Nach der Messe ist vor der Messe!
Kaum ist Frankfurt vorüber, schon steht für die österreichischen Verlage die BuchWien auf dem Programm. Sehr, sehr, sehr viel kleiner, dafür auf ganz eigene Art und Weise charming ist die Mini-Buchmesse Österreichs, bei der man recht entspannt von Verlag zu Verlag schlendern und zahlreiche Lesungen besuchen kann. Es sei denn es ist Donnerstag, wenn zig Schulklassen die Messehalle stürmen und man alle fünf Minuten von großen Kinderaugen fixiert wird, die dringend eine Quizfrage beantwortet haben möchten.
Kinderlesungen, Sachbuchlesungen, Kochbuchshows, Meet & Greet und natürlich Belletristik aller Art: Das Leseprogramm ist groß und abwechslungsreich. Manchmal beschallen sich aufgrund der Hallengröße die Bühnen gegenseitig und man hört, wie ein Sachbuchautor und eine Kochshow sich gegenseitig in ein kakophonisches Chaos stürzen. Und hin und wieder sieht man einsame Autoren an verwaisten Verlagsständen herumsitzen, bereit für eine Autogrammstunde, zu der dann doch nur die Mama kommt, in Begleitung der Nachbarin von gegenüber, „weil die Frau Gruber heute Zeit hatte“! Das ist irgendwie rührend und man will sie eigentlich alle knuddeln, auch die Frau Gruber. Literatur ist ein hartes Business.
Prominenz bedeutet hier nämlich alles. Taucht hinter einem eine wesentlich bekanntere Person auf, wandern die Augen des Gesprächspartners, mit dem man gerade angeregt diskutiert, einfach weiter und das Gespräch ist beendet. Die Plätze auf den Bühnen werden überhaupt nur noch an große Namen vergeben (als ob man „normalen“ Autorinnen und Autoren nicht mehr zuhören wollte…). Aber zum Glück gibt es sie hier ja noch, die coolen kleinen und mittelgroßen Verlage, bei denen man etwas ganz Tolles erwerben kann, das nicht von großen Namen stammt. Das stellt sich nach der Messe dann als weniger besonders heraus als gedacht, aber für den Moment ist man im Messerausch. Und genießt. Wir sehen uns auf der BuchWien!
Bei Verwendung des Textes bitte Quelle angeben bzw. verlinken.
My Books! „Caught in the Fair Frenzy“
Column by Susanne Falk
Racing from one appointment to the next, shaking countless hands, and making new discoveries at every corner: book fairs can develop their very own kind of drive – like swimming in a deep-sea trance through thousands of book covers. Luckily, at some point, you resurface – only to dive back into the sea of books at the next fair, because: after the fair is before the fair!
No sooner is Frankfurt over than the BuchWien is already on the schedule for Austrian publishers. Much, much, much smaller, but charming in its own unique way, this mini book fair of Austria invites you to stroll leisurely from publisher to publisher and attend numerous readings. Unless, of course, it’s Thursday – when hordes of school classes storm the hall, and you find yourself every five minutes under the gaze of wide-eyed children urgently waiting for you to answer a quiz question.
Children’s readings, nonfiction talks, cookbook shows, meet & greets, and of course, fiction of all kinds: the reading program is large and varied. Sometimes, because of the hall’s acoustics, the stages drown each other out, and you can hear a nonfiction author and a cooking show clashing into a cacophonic chaos. And every now and then, you spot lonely authors sitting at deserted publisher booths, ready for a signing session that only their mom attends, accompanied by the neighbor from across the street, “because Mrs. Gruber had time today!” It’s somehow touching, and you just want to hug them all, including Mrs. Gruber. Literature is a tough business.
Fame is everything here. If someone much more famous shows up behind you, the eyes of your conversation partner – whom you’ve been chatting with enthusiastically –immediately wander off, and the conversation is over. The stage slots go only to big names these days (as if no one wanted to listen to “ordinary” authors anymore…). But thankfully, there are still the cool small and mid-sized publishers, where you can find something truly special, not from a famous name. It may turn out after the fair that it’s not quite as exceptional as you thought, but for the moment, you’re caught in the fair frenzy. And you enjoy it. See you at BuchWien!



Pingback: Der Podcast am Sonntag: Meine Bücher! „Im Messenrausch“ |