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Meine Bücher! „Zwischen Wien und Venedig“

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Kolumne von Susanne Falk

Eigentlich lag es griffbereit in meiner Handtasche, gleich neben der Schokolade, den Tickets, dem Ersatzkopfhörer, den Taschentüchern, dem total unsinnigen, aber super praktischen Handyventilator sowie dem Laptop: mein Bahnbuch! Leider hat das WLAN der ÖBB diesmal funktioniert und ich habe genau keine Seite gelesen, dafür aber etwa zehn Folgen „Modern Family“ geschaut. So wird das nix mit der Ferienbildung.

Wir sind auf einem Kurztrip nach Venedig. Von Wien aus dauert die Fahrt genau acht Stunden (wenn man nicht blöd vor Udine herumstünde…). In acht Stunden lese ich locker einen 300-Seiten-Roman durch. Oder ich bingewatche eine Comedy-Serie am Laptop, esse zu viele Cookies, schnarche peinlicherweise laut im Großraumwagen vor mich hin und schreibe (immerhin!) zwei Seiten Habe-Biografie. Aber das Buch, das ich seit Monaten endlich in Ruhe lesen will, bleibt völlig unberührt in meiner Tasche.

Als es noch kein WLAN in Zügen gab, habe ich darin auch schon geschrieben, gegessen und zuweilen sogar geschnarcht, aber vor allem habe ich gelesen. Ich bin sogar deshalb lieber Zug statt Bus gefahren, nicht weil es umweltverträglicher war, sondern weil mir beim Lesen im Bus immer schlecht wurde. Das hat sich bis heute nicht geändert. Aber nun konkurriert die gesamte Welt des Internets mit „Die Evolution der Gewalt. Warum wir Frieden wollen, aber Kriege führen“ und dabei ist dieses Buch des Autorentrios Meller, Michel und van Schaik das Beste, was mir in den letzten Jahren untergekommen ist! Ist das fair? Nein. Also muss ich eine Entscheidung treffen, wenn ich meine Bildung nicht in den Weiten des Internets verschwinden sehen will.

Bei acht Stunden Reisezeit sollten sich doch wohl etwas Lesen, Schreiben und Schnarchen abwechselnd ausgehen. Ich habe daher jetzt ein System entwickelt: Nach jedem Streckenabschnitt wird gewechselt: Erst wird gelesen, dann wird geschrieben und schließlich geschaut. In Tunnelabschnitten darf geschnarcht werden, weil es darin ohnehin lauter ist und man mich nicht so gut hört. (Warum auch immer, das Schnarchen wird mit fortschreitendem Alter schlimmer…) Am Semmering und zwischen Tarvisio Bosco Verde und Udine wird also geschlafen, ansonsten ist Go-Time für Bücher aller Art, die zu lesenden und die zu schreibenden. Das muss doch funktionieren! Könnte man denken. Aufgewacht bin ich in Mestre, während der neunten Staffel „Modern Family“ und mit einem halben Schokocroissant in der Hand. Reisen ist nicht mehr das, was es mal war, seit es WLAN gibt.

Bei Verwendung des Textes bitte Quelle angeben bzw. verlinken.

My Books! „Between Vienna and Venice

Column by Susanne Falk.

Actually, it was right there in my handbag, within easy reach – next to the chocolate, the tickets, the spare headphones, the tissues, the totally useless but super practical phone fan, and the laptop: my train book! Unfortunately, the ÖBB’s Wi-Fi happened to be working this time, and I didn’t read a single page. Instead, I watched about ten episodes of Modern Family. So much for self-improvement during the holidays.

We’re on a short trip to Venice. From Vienna, the train ride takes exactly eight hours (if you don’t stupidly get stuck somewhere before Udine…). In eight hours, I can easily get through a 300-page novel. Or I can binge-watch a comedy series on my laptop, eat too many cookies, snore embarrassingly loud in the open carriage, and (at least!) write two pages of my autobiography. But the book I’ve been meaning to read in peace for months remains untouched in my bag.

Back when there was no Wi-Fi on trains, I also used to write, eat, and occasionally snore on them – but above all, I read. I even preferred taking the train over the bus, not because it was more eco-friendly, but because reading on buses always made me nauseous. That hasn’t changed to this day. But now, the entire world of the internet competes with The Evolution of Violence: Why We Want Peace but Wage War, and this book by Meller, Michel, and van Schaik is the best thing I’ve read in years! Is that fair? No. So I need to make a decision if I don’t want my intellectual growth to vanish into the vastness of the web.

With eight hours of travel time, surely there’s room for a mix of reading, writing, and snoring. So I’ve developed a system: after each leg of the journey, I switch activities – first reading, then writing, and finally watching. During tunnel sections, snoring is allowed, because it’s louder anyway and people can’t hear me as well. (For whatever reason, the snoring’s been getting worse with age…) So: sleep over the Semmering Pass and between Tarvisio Bosco Verde and Udine; otherwise, it’s go-time for all kinds of books – the ones to be read and the ones to be written. That should work! Or so you’d think. I woke up in Mestre, during the ninth season of Modern Family, with half a chocolate croissant in my hand. Traveling just isn’t what it used to be – not since there’s Wi-Fi.

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