Kolumne von Susanne Falk.
Als hätte ich es mir nur noch nicht genug gewünscht! Und überhaupt: Als wäre das Leben ein Wunschkonzert! „Du musst den Erfolg auch wollen, Susanne!“ Ach, echt? Manifestiert euch doch ins Knie…
Im Froschkönig der Brüder Grimm heißt es nicht von ungefähr: „In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat…“ Dass man mittels Wünschen das Gewünschte quasi herbeisehnt und so Realität werden lässt, ist kein neuer Trend. Grimms Hausmärchen datieren immerhin in der Erstausgabe bis ins Jahr 1812 zurück. Das mit dem Manifestieren hat allerdings schon damals beim Frosch/ Prinz nicht wirklich geklappt. Der musste erst noch gegen eine Zimmerwand geknallt werden, bis er alltagstauglich, sprich menschlich wurde.
Wir haben in Wien aktuell eine Hitzewelle, die meine Wohnung auf 30,5 Grad aufheizt, dauerhaft, Tag und Nacht. Ich fühle mich also ständig so, als wäre ich gerade mit Wucht gegen eine Wand geknallt worden, ganz ohne Prinz und Prinzessin. Allerdings mit Gummifröschen von Haribo ausgestattet, versteckt in der Küchenlade unter dem Herd, damit die Kinder sie nicht finden. Und egal wie sehr wir uns vorstellen (manifestieren!), dass wir ab sofort ganz schrecklich erfolgreich sind, es scheint nicht wirklich zu helfen. Außer natürlich denjenigen, die Selbsthilfebücher dazu anbieten. So tief bin ich allerdings noch nicht gesunken, dass ich einen solchen Mist zwischen zwei Buchdeckeln kaufen würde. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass dieser Trend auch an Ihnen vorbeigehen möge.
Als ich Anfang zwanzig war, gab es ein Parfüm, dessen Produktion inzwischen längst eingestellt wurde, nämlich „Manifesto!“ von Isabella Rossellini. Damit hab ich eine ganze Menge manifestiert, nämlich mich – als gut duftende, fröhliche junge Frau in Ausgehstimmung. Parfüms können das, die machen in Sekundenschnelle aus einem eine andere Persönlichkeit oder, im besten Fall, legen sie verborgene Wesenszüge frei. Mit „Manifesto!“ war ich plötzlich klug und selbstbewusst – wie Rossellini eben. Vielleicht lag es auch am Alter. Mit Anfang 20 ist ja prinzipiell alles möglich. Dabei war ich die meiste Zeit unglücklich verliebt und habe ziemlich lange gebraucht, um mit mir selbst ins Reine zu kommen. Aber irgendwann klappte das dann, auch ohne Parfüm…
Egal wie sehr wir uns vorstellen, schön und erfolgreich zu sein, in einem großen Haus zu wohnen oder eine Million Euro zu besitzen: Allein durchs Wünschen wird da nichts draus. Und selbst mit sehr viel harter Arbeit und Herzblut kann es sein, dass wir in unserem kleinen Leben stecken bleiben. Und das ist in Ordnung. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass wir damit schon im nächsten Trend der Ratgeberbücher liegen, der zwangsläufig nach dem Manifestieren kommen muss: Sei glücklich mit dem, was du hast! Und, ganz ehrlich, wer eine Tüte Gummifrösche sein eigen nennt, von der Nachkommenschaft unbemerkt, der kann so arm dran ja nicht sein…
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English version:
My books! „Manifesto!“ A column by Susanne Falk.
It’s as if I just hadn’t wished for it enough yet! And anyway: As if life were a wish concert! „You have to want success as well, Susanne!“ Oh, really? Why don’t you manifest yourselves into my knee then…
In the Brothers Grimm’s „Frog King,“ it’s not without reason that it says: „In olden times, when wishing still helped…“ The idea that by wishing one could almost conjure what is desired and thus make it a reality is not a new trend. After all, the Grimm’s fairy tales date back to the first edition in 1812. However, the whole manifesting thing didn’t really work out for the frog/prince even back then. He had to be smashed against a wall before he became suitable for everyday life, meaning human.
We’re currently experiencing a heatwave in Vienna that’s heating up my apartment to 30.5 degrees Celsius, constantly, day and night. So, I constantly feel as if I’ve just been smashed against a wall, without any prince or princess involved. Although I’m equipped with gummy frogs from Haribo, hidden in the kitchen drawer under the stove, so that the kids don’t find them. And no matter how much we imagine (manifest!) that we’re going to be incredibly successful from now on, it doesn’t seem to really help. Except, of course, for those who offer self-help books about it. But I haven’t sunk so low that I would buy such nonsense between two book covers. I wish you luck in hoping that this trend might also pass you by.
When I was in my early twenties, there was a perfume whose production has long been discontinued, namely „Manifesto!“ by Isabella Rossellini. With that, I manifested a lot, namely myself – as a well-scented, cheerful young woman in the mood for going out. Perfumes can do that, they can turn you into a different personality in seconds or, in the best case, reveal hidden traits. With „Manifesto!“ I suddenly became intelligent and self-confident – just like Rossellini. Maybe it was also because of my age. When you’re in your early twenties, everything is generally possible. Yet most of the time, I was unhappily in love and took quite a while to come to terms with myself. But eventually, that worked out, even without perfume…
No matter how much we imagine being beautiful and successful, living in a big house, or owning a million euros: Wishing alone won’t make it happen. And even with a lot of hard work and dedication, it’s possible that we might get stuck in our small lives. And that’s okay. Because I’m pretty sure that’s where the next trend in self-help books lies, which inevitably must come after manifesting: Be happy with what you have! And, honestly, if you own a bag of gummy frogs, unnoticed by your offspring, you can’t be that bad off…