„Hitler und sein Regime müssen fallen, damit Deutschland weiterlebt.“ Christoph Probst starb als Mitglied der Weißen Rose im Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Seine Briefe werden von Sebastian Bezzel gelesen. Barbara Hoppe hat zugehört.
Er war weit weg, als man seinen handgeschriebener Flugblattentwurf fand. Christoph Probst war in Innsbruck und völlig ahnungslos, als in München Hans Scholl mit seiner Schwester Sophie beim Verteilen von Flugblättern an der Universität von der Gestapo festgenommen wurde, und der noch versucht hatte, die verräterischen Zeilen seines Freundes, die in seiner Tasche steckten, zu vernichten. Nie waren diese Zeilen vervielfältigt worden. Immer waren die Mitglieder der Weißen Rose darauf bedacht gewesen, ihren Freund, den dreifachen Familienvater Probst, nicht zu gefährden. Am Ende starben alle drei am 22. Februar 1943, hingerichtet durch das Fallbeil. Probst war zu diesem Zeitpunkt 23 Jahre alt, seine fünf Jahre ältere Frau Herta lag noch im Kindbettfieber, der jüngste Sohn war gerade vier Wochen alt.
Wie Willi Graf, Karl Huber und Alexander Schmorell gehörte auch Christoph Probst zum inneren Kreis der Widerstandsgruppe, deren Symbol die Geschwister Scholl wurden. Doch der Mut, die Klarsicht, das Verantwortungsbewusstsein dieser jungen Menschen gehören unvergessen. So ist es ein großer Gewinn, dass nun bei uccello eine hervorragende Aufnahme gelesener Briefe von Christoph Probst vorliegt. Sebastian Bezzel leiht dem jungen Mann seine Stimme, findet in feinen Nuancen den richtigen Ton in Texten, die an die Mutter, die Stiefmutter, die Schwester, den Halbbruder, den Schwager, die Freunde und natürlich an seine geliebte Frau Herta gerichtet sind. Heraus schält sich eine Persönlichkeit, die mit ihren 23 Jahren noch so jung war, unter deren Oberfläche immer noch die Leichtigkeit der Jugend vibrierte und die gleichzeitig die Ernsthaftigkeit eines zutiefst verantwortungsbewussten Familienvaters und humanistisch geprägten Menschen verströmte. Unpolitisch sind die Briefe – aus Sicherheitsgründen durfte der Widerstand nicht thematisiert werden – und gerade deswegen sind sie so bewegend. Zutiefst berührend der letzte Brief, den Christoph Probst noch eine Stunde vor seiner Hinrichtung an sein „Liebstes Mütterchen“ schreiben konnte. Nur einmal durfte die Mutter den Brief im Beisein eines Gestapo-Beamten lesen. Sie schrieb ihn aus der Erinnerung nieder, denn bis heute ist er verschollen. Tiefer Gottesglaube spricht aus seinen Zeilen, sein Sterben sei leicht und freudig, so schreibt er. „Trauert nicht so sehr um mich, das würde mir in der Ewigkeit Schmerzen bereiten. […] Aber jetzt bin ich ja im Himmel und kann euch dort einen herrlichen Empfang bereiten.“
Christoph Probst. Briefe.
Sprecher | Briefe: Sebastian Bezzel
Erzählerin | Einführungstext: Johanna Christine Gehlen
Coverbild: Marlis E. Glaser „Galerie der Aufrechten“
Gesamtspielzeit: 71 Minuten
1 CD | mit Musik, Einführungstext und Fotos im Booklet
uccello – gut zu hören, Murnau 2017
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