So kommt die klassische Musik in Ihr Leben.
Rezension von Barbara Hoppe.
Nun ist sie wieder da, die Zeit der bohrenden Frage: „Was verschenke ich in diesem Jahr zu Weihnachten?“ Und noch einen guten Monat später treiben den einen oder anderen auch die hehren Vorsätze um: Mal wieder ein gutes Buch lesen… Mal wieder ins Konzert gehen… (wenn es nicht gerade um Diäten, Sport treiben und mit dem Rauchen aufhören geht).
Für all diese Verzweifelten, aber auch und vor allem für jene, die einfach schöne Musik und schöne Bücher lieben, hat Clemency Burton-Hill das Buch der Stunde geschrieben. Die Autorin, selbst Cellistin, Jahrgang 1981, weiß, wie man klassische Musik an den Mann und an die Frau bringt. Sie ist nicht nur Musikerin und Autorin, sondern auch Radio- und Fernsehmoderatorin. Bei den Klassiksendern der BBC moderiert sie, bei WQXR, dem Klassiksender in New York, fungiert sie sogar als Kreativchefin.
Nun schenkt uns dieses Multitalent „Ein Jahr voller Wunder. Klassische Musik für jeden Tag“. Ganz unprätentiös, schlicht und klar in der Sprache, führt sie den Leser Tag für Tag durch zauberhafte Melodien, erklärt das Wesentliche zu Stück und Komponist und schafft es dabei, nie mehr als eine Seite zu schreiben. Und dabei liegt die Betonung auf „Tag“, genauer „Alltag“. Denn für einen Moment mit schöner Musik bedarf es keines festlichen Arrangements, keine Vorbereitung, stille Einkehr oder die Intellektuellenstube. Für Clemency Burton-Hill gehört die Klassik zum Leben. Und so will die Autorin ihr Buch auch verstanden wissen. Ob beim Wäsche-in- die-Maschine stopfen, beim Bügeln oder Putzen, im Auto, auf dem Weg zur Arbeit oder beim Brote schmieren: Musik ist dafür da, um in unser Leben gelassen zu werden. Und die, die sie machen, heißen eben manchmal Bach und manchmal Beyoncé, was für Clemency Burton-Hill absolut in Ordnung ist, sofern wir die Musik mögen.
Ihr Herz gehört der Klassik und so ist es nur natürlich, dass „Ein Jahr voller Wunder“ vollgepackt ist mit den unglaublichsten Entdeckungen. Es sind die Lieblingsstücke der Autorin. Ein Buch wurde daraus, erklärt sie, weil immer wieder Freunde und Verwandte fragten, wie man klassische Musik am besten kennenlerne. Indem man sie hört, und zwar ohne sich zu schämen, dass man keine Ahnung oder von manchen Komponisten noch nie etwas gehört hat. Oder kennen Sie Elena Kats-Cherin, Jocely Pook oder Frank Zappa? Doch, den vielleicht schon. Aber als Komponist klassischer Musik? Das Repertoire des Wunderjahres reicht dann auch vom 17. Jahrhundert bis zu Millennial-Komponisten. Es ist eine herrliche Entdeckungsreise, vor allem, wenn Sie sich die Stücke online selbst zusammensuchen. Denn so viel Initiative muss man als Leser mitbringen: Auf dem Smartphone oder Tablet gilt es, sich die eigene Playlist zusammenzustellen. Apple macht zwar das Angebot, unter music.apple.com/einjahvollerwunder die fertige Playlist zu erhalten (für Abonnenten), aber wie viel schöner ist es, selbst auf die Suche zu gehen und vielleicht sogar verschiedene Versionen anzuhören? Da galoppieren die Noten nur so dahin und manches Mal ist man versucht, den nächsten Tag gleich mitzulesen, weil es gerade so schön ist. Aber glücklicherweise ist dieser Musikkalender ja ein immerwährender – und wir können uns alles im nächsten Jahr noch einmal anhören.
Clemency Burton-Hill
Ein Jahr voller Wunder. Klassische Musik für jeden Tag.
Diogenes Verlag, Zürich 2019
Buch kaufen oder nur hineinlesen
Coverabbildung © Diogenes Verlag
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Burton Hill, Ein Jahr voller Wunder: Was ist das denn für eine üble Geschichte, dem Leser eines Buches gleich noch einen Vertrag mit apple music andrehen zu wollen? Das hätte ich von Diogenes nicht erwartet. Die wollten doch bisher immer seriös und anspruchsvoll sein.
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