Ex-Geheimagent Peter Smith geht in seinen zweiten Fall und zieht dabei alle Register. Von Barbara Hoppe.
Es begann so gemütlich. Peter Smith, Ex-Geheimagent, wollte nichts lieber als seinen Ruhestand gemeinsam mit Windhund Arthur in einem kleinen Häuschen in Arles genießen. Doch mir nichts, dir nichts stolperte er ungewollt in „Gefährliche Machenschaften“ in einen mysteriösen Mordfall, bei dem seine Agentenkenntnisse gefragt und die Zusammenarbeit mit seinem langjährigen, jetzt ebenfalls in Arles den Ruhestand genießenden Partner, David Gentry, wiederbelebt wird.
Im zweiten Band der Reihe nun geht es ungleich heftiger zu. Am Strand von Beauduc sterben drei Polizisten bei einer nächtlichen Observierung. Die Behörden sind so schnell mit der Einäscherung dabei, dass der Großvater von einem der Getöteten nicht an einen Unfall glaubt. Um dem alten Mann einen Gefallen zu tun, bittet David Gentry seinen Kumpel Peter Smith um Hilfe bei der Aufklärung. Und dieser Job ist alles andere als ein Spaziergang. Die Pensionäre bekommen es mit ausgebufften Profis aus den höchsten Kreisen zu tun und nicht selten kommt die alte Glock wieder zum Einsatz. Ohne das inoffizielle Netzwerk aus Unternehmern, einheimischer Bevölkerung und organisierter Kriminalität kämen die alten Herren kein Stück voran. Doch dieses Netzwerk hat es in sich. Und wir Leser fragen uns besser nicht, woher all diese Gentlemen-Ganoven und Super-Ex-Agenten ihre Informationen haben, geschweige denn eine Technik, die den MI 5 vor Neid erblassen lassen würde.
Doch trotz der härteren Gangart, die Peter Smith anschlägt, versäumt es Anthony Coles nicht, uns mit allen Provence-Klischees zu versorgen, die man als Leser so liebt und weswegen – seien wir ehrlich – man sie immer wieder gern liest: Das Essen ist immer einfach, aber köstlich. Die Frauen sind alle schön, die reiferen Damen noch mehr (Peter Smith darf davon kosten). Die Männer sind clevere Geschäftsleute und ausgesprochen smart – egal ob diesseits oder jenseits des Gesetzes. Die alten Damen und Herren sind alle sehr alt, aber geistig wendig, körperlich fit und eisenhart, wenn es um die Ehre geht, die in der Camargue so wichtig ist. Das sollte uns Leser jedoch nicht stören. Es gilt, einen Krimi zu lesen, bei dem es nicht darauf ankommt, alle Geheimnisse zu kennen oder möglichst realitätsnahe Sozialstudien zu betreiben, sondern lediglich darum, Flair und die Atmosphäre zu genießen.
Anthony Coles
Ein Gentleman in Arles. Gefährliche Geschäfte
Pendo Verlag, München 2019
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Coverabbildung © Pendo Verlag
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