Von Barbara Hoppe.
Es war am 24. Dezember 1818, als der Hilfspriester Josef Mohr in St. Nicola in Oberndorf nahe Salzburg dem Organisten Franz Gruber ein Gedicht zur Vertonung in die Hand drückte, das er zwei Jahre zuvor geschrieben hatte Damals ahnte keiner der beiden Männer, was sie damit auf den Weg brachten. Die einfache Melodie von „Stille Nacht, heilige Nacht“ sollte einen Siegeszug um die Welt antreten, der seinesgleichen sucht.
Das Salzburger Land hatte damals schwere Zeiten hinter sich. Die Napoleonischen Kriege hatten ihre Spuren hinterlassen, das „Jahr ohne Sommer“, 1816, ebenfalls. 1818 zerstörte zudem ein fünftägiges Feuer große Teile der Stadthälfte rechts der Salzach. Nun sollte dieses einfache Lied ein wenig Ruhe und Besinnung vermitteln. Und es schaffte es, nicht nur im Salzburger Land. Inzwischen gibt es eine Stille Nacht Gesellschaft, die sich um alles kümmert, was mit dem Lied zusammenhängt – angefangen von der Entstehung bis hin zu Publikationen und Konzepten im Jubiläumsjahr. Sie schaffte sogar die Aufnahme des Liedes in die nationale UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes.
Dank der umtriebigen Gesellschaft liegt nun rechtzeitig zum Jubiläumsjahr ein sehr schön gestaltetes Buch zum Lied vor, das mit einer Reihe hochkarätiger Autoren aufwarten kann. Herausgegeben vom Musikwissenschaftler Thomas Hochradner und dem Historiker und Theologen Michael Neureiter, besticht es durch Betrachtungen des Liedes unter vielfältigen Aspekten. Wer waren Autor und Komponist? In welchen historischen und politischen Kontexten ist das Werk einzuordnen? Wie konnte es sich verbreiten? Und in welcher Form ist das Lied in der Medien- und Popwelt angekommen? Rund 30 Kapitel mit umfangreichen Anmerkungen geben einen umfassenden Überblick, ohne lehrmeisterhaft zu sein. Im Gegenteil lädt das Buch ein, nach Lust und Laune vor- und zurückzublättern, sich in die Texte zu vertiefen oder in den herrlichen Bildern zu versinken und die Gedanken in vergangene Zeiten wandern zu lassen.
Egal, wie man dieses schöne, schwere und hochwertige Buch liest, eines ist klar: Danach wird man „Stille Nacht, heilige Nacht“ anders hören. Dieses kleine Lied ist kein beliebiges Weihnachtsliedchen. Darin steckt viel Geschichte – große und kleine.
Stille Nacht. Das Lied zum Buch
Hrsg. von Thomas Hochradner und Michael Neureiter
Verlag Anton Pustet, Salzburg 2018
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Coverabbildung © Verlag Anton Pustet
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